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Stimmungseintrübung belastet Rohstoffpreise

31.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist im Zuge eines festeren US-Dollar und schwächerer Aktienmärkte deutlich unter Druck geraten. Am Morgen handelt der WTI-Preis nur noch bei 73,6 USD. Brent wird derzeit mit einem Preisaufschlag von zwei US-Dollar gegenüber WTI gehandelt. Dies erklärt sich vor allem mit der schwachen Fundamentalsituation in den USA. Gestern hat das US-Energieministerium seine Prognose für die US-Ölnachfrage im Juni um 48 Tsd. auf 19,291 Mio. Barrel pro Tag gesenkt. Dies ist zwar 2,5% mehr als im Vorjahr und der höchste Wert seit Oktober 2008, liegt aber noch immer deutlich unter dem Niveau, welches vor dem Nachfrageeinbruch 2008 Bestand hatte. So lag die US-Ölnachfrage zwischen 2004 und 2007 durchgehend bei über 20 Mio. Barrel pro Tag. Die schwache Nachfrage des weltgrößten Ölverbrauchslandes macht sich in steigenden Lagerbeständen an Rohöl und Ölprodukten bemerkbar. Diese liegen derzeit auf dem höchsten Niveau seit Anfang der 80er Jahre.

Heute nach Handelsschluss veröffentlicht das API die Lagerdaten für die vergangene Woche. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölbestände um 1,3 Mio. Barrel. Aufgrund von Widersprüchlichkeiten haben die API-Daten unseres Erachtens in den vergangenen Wochen an Aussagekraft verloren und können daher nur bedingt als Indikator für die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums am Mittwoch gelten. Mit Fiona hat sich zwar ein weiterer benannter Sturm im Atlantik gebildet. Dieser dürfte aber ebenso wie die Wirbelstürme Earl und Danielle den Golf von Mexiko verfehlen. Entsprechend ist mit keinen Auswirkungen auf die Öl- und Gasproduktion und die Preisentwicklung zu rechnen.


Edelmetalle

Während sich der Goldpreis in US-Dollar ausgedrückt trotz einer festeren US-Währung zwischen 1.230 und 1.240 USD je Feinunze behauptet, wurde in Euro gerechnet der Aufwärtstrend wieder aufgenommen. Mit rund 980 EUR je Feinunze notiert der Preis nur knapp unterhalb des unlängst erreichten 8-Wochenhochs. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Rekordstände vom Juni wieder erreicht bzw. übertroffen werden. Zum einen hat letzte Woche die Feiertagssaison in Indien begonnen, in der traditionell viel Gold verschenkt wird. Zum anderen rückt die Schuldenkrise in Europa wieder stärker in den Blickpunkt der Marktteilnehmer. So preisen derzeit der CDS- und Anleihemarkt eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit für griechische Staatsanleihen und sogar eine hohe Wahrscheinlichkeit für ein Scheitern der Griechenland-Rettung ein. Angesichts dieser Nachrichtenlage dürfte Gold als „sicherer Hafen“ stark nachgefragt bleiben, auch wenn die Goldbestände des SPDR Gold Trust zuletzt stagnierten.

Palladium notiert seit Anfang August um die Marke von 500 USD je Feinunze, konnte diese bislang trotz einiger Versuche jedoch nicht nachhaltig überwinden. Platin handelt bereits seit Ende Mai in einem Korridor zwischen 1.500 und 1.600 USD je Feinunze. Sollte sich in Südafrika der aktuelle Streik im öffentlichen Dienst auf die Minenunternehmen ausweiten, könnte dies den Preisen neuen Auftrieb geben.


Industriemetalle

Im Zuge schwacher asiatischer Aktienmärkte startet der Handel an der Londoner Metallbörse LME mit teilweise deutlichen Preisabschlägen in die neue Handelswoche, nachdem gestern aufgrund eines Feiertages in Großbritannien kein Handel stattfand. Dass an der LME heute Morgen die kräftigen Preissteigerungen des Vortages der Börse Shanghai nicht nachgeholt worden sind, ist als Schwäche zu interpretieren. Sollten morgen die Veröffentlichungen des chinesischen Einkaufsmanagerindex und des ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA enttäuschen, könnte dies verstärkte Verkäufe an den Metallmärkten auslösen und die Preise weiter unter Druck bringen.

Gemäß Angaben des nationalen chilenischen Statistikinstituts INE wurde die Kupferproduktion im weltgrößten Produzentenland im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 6,3% auf gut 452 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Gegenüber dem Vormonat war allerdings ein Rückgang der Produktion zu beobachten. Die chilenische Kupferproduktion bleibt damit weiter deutlich unter ihren Höchstwerten zurück. Das höhere Angebot trifft derzeit am globalen Kupfermarkt auf eine stärkere Nachfrage, so dass dies gut absorbiert werden sollte und nicht zu steigenden Lagerbeständen beitragen dürfte. Die LME-Kupferlagerbestände sind heute erstmals seit November 2009 wieder unter die Marke von 400 Tsd. Tonnen gefallen.


Agrarrohstoffe

Auf Schlusskursbasis hat der Preis für europäischen Weizen an der Pariser Börse gestern mit 227 Euro je Tonne ein Niveau wie zuletzt im April 2008 erreicht und damit auch das bisherige Jahreshoch von 224,5 Euro vom 5. August übertroffen. Der europäische Weizenmarkt reagiert besonders sensibel auf die in Hinblick auf Quantität und Qualität regenbedingt unbefriedigende Ernte, nicht zuletzt auch in Deutschland. Gleichzeitig war die internationale Nachfrage nach europäischem Weizen zuletzt sehr stark: In der Woche zum 26. August waren Exportlizenzen für 856 Tsd. Tonnen ausgestellt worden, was die Gesamtexporte seit Beginn des Wirtschaftsjahres im Juli mit 2,7 Mio. Tonnen über das Niveau zum Vorjahreszeitpunkt hinaus anhob. Entsprechend ist mit einem deutlichen Abbau der europäischen Weizenlagerbestände zu rechnen.

Der festere Dollar dürfte ebenfalls den Euro-Preis gestützt haben. Der US-Weizenpreis hat die Kursgewinne von zeitweise 4% kurz vor Handelsschluss dagegen wieder abgegeben und am Ende sogar leicht im Minus geschlossen. Dies dürfte auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein, nachdem die Marke von 7 USD nicht erreicht werden konnte und die Rohstoffe allgemein unter Druck gerieten. Zudem belastet der gestern nach Handelsschluss veröffentlichte USDA-Erntefortschrittsbericht. Die Sommerweizenernte ist in den USA zu 69% abgeschlossen. Dies stellt eine Verbesserung um 16 Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche dar. Das anhaltend feuchte Wetter in den nördlichen Anbaugebieten des Mittleren Westens hat somit bislang nicht zu Ernteverzögerungen geführt.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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