Kupfer steigt nach Daten aus China auf 4-Monatshoch
01.09.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis ist gestern zeitweise um 4% bis unter die Marke von 72 USD je Barrel gefallen. Der Ölpreis nähert sich damit wieder den in der vergangenen Woche verzeichneten Tiefständen, auch wenn er sich dank freundlicher Konjunkturdaten aus China am Morgen leicht erholen kann. Der WTI-Preis entwickelt sich dabei weiterhin wesentlich schlechter als der Preis für Brent. Der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI hat sich mittlerweile auf knapp 3 USD ausgeweitet. So hoch war die Preisdifferenz zuletzt Anfang Mai. Wir führen dies auf die besonders ungünstigen Fundamentaldaten in den USA zurück.
So berichtete das American Petroleum Institute gestern am Abend von einem Anstieg der US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um 4,8 Mio. Barrel. Erneut kam es allerdings zu Widersprüchlichkeiten innerhalb der Daten. So gingen gleichzeitig die Rohölimporte deutlich zurück, was für sich genommen für einen Lagerabbau gesprochen hätte. Rückschlüsse auf die heute Nachmittag vom US-Energieministerium zu veröffentlichenden offiziellen Lagerdaten sind daher kaum möglich. Erwartet wird hier ein Lageraufbau bei Rohöl um 1,2 Mio. Barrel.
Die Benzinvorräte sollen um 200 Tsd. Barrel zurückgehen, die Destillatebestände um 1,2 Mio. Barrel steigen. Von daher ist es wahrscheinlich, dass die kombinierten Lagerbestände auf ein neues Rekordhoch steigen. Dafür spricht auch die enttäuschende Entwicklung der US-Benzinnachfrage. Laut Mastercard lagen die Benzinabsätze in der vergangenen Woche 3,1% unter dem Niveau der Vorwoche und nur noch knapp über dem Vorjahresniveau. Die insgesamt enttäuschende Sommerfahrsaison scheint damit bereits vorzeitig beendet zu sein.
Edelmetalle
Egal ob Deflation oder Inflation, Konjunkturverlangsamung oder -beschleunigung, Gold scheint derzeit das ultimative Investment für alle Fälle zu sein. Während in einem konjunkturellen Aufschwung die Schmucknachfrage anzieht, sorgt der Abschwung für eine höhere Nachfrage nach dem „sicheren Hafen“ Gold. Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass die schwache Konjunkturdynamik mittelfristig positiv für Gold ist, weil dies deflationäre Tendenzen fördert, sieht der Markt die Situation offensichtlich anders. Vor allem scheint sich der Markt auf die sehr expansive Geld- und Fiskalpolitik in den USA zu konzentrieren. Die derzeit sehr niedrigen US-Zinsen bedeuten geringe Opportunitätskosten für die Goldhaltung.
Die Ausweitung der US-Staatsverschuldung - US-Präsident Obama kündigte in der Nacht weitere konjunkturbelebende Maßnahmen an - macht Gold in den Augen vieler Marktteilnehmer zusätzlich attraktiv. Deshalb überrascht nicht, dass der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern weitere Zuflüsse von knapp 4 Tonnen auf nun 1.302,5 Tonnen vermeldet hat. Die aktuell starke Dynamik bei Gold spricht dafür, dass der von uns für das vierte Quartal erwartete Preisanstieg früher als erwartet eintritt. Die Nähe zum Allzeithoch - der bisherige Rekord aus dem Juni 2010 liegt bei rund 1265 USD je Unze und ist lediglich 1% entfernt - dürfte auch Spekulanten anlocken und den Preis weiter nach oben treiben.
Industriemetalle
Der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) konnte sich im August im Vergleich zum Juli zwar nur leicht von 51,2 auf 51,7 verbessern, lag damit aber über den Konsens-Erwartungen. Außerdem ist ein befürchteter Rückgang unter 50, der einen Konjunkturabschwung signalisiert hätte, ausgeblieben. Für die Metallmärkte sind das gute Nachrichten, weil China der mit Abstand größte Verbraucher der Metalle ist. Auch bleibt China der größte Automarkt der Welt: Das China Automotive Technology & Research Center gibt an, dass die Autoverkäufe in China im August im Vergleich zum Vorjahr um 59,3% auf 977.300 Fahrzeuge gestiegen sind. Damit wäre auch hier der seit März anhaltende Rückgang bei den PKW-Absätzen zum Halt gekommen. Die jüngsten BIP-Zahlen für das 2.Quartal aus Australien, die stärker als erwartet ausgefallen sind, tragen ebenfalls zur optimistischen Stimmung an den Metallmärkten bei.
Der LME-Kupferpreis steigt daraufhin heute auf ein 4-Monatshoch bei knapp 7.600 USD je Tonne. Jedoch sehen wir weiterhin Abwärtsrisiken für die Metallpreise. So sollten die abkühlenden Maßnahmen der chinesischen Regierung am Immobilienmarkt und die nachlassende Exportdynamik aufgrund der schwachen US-Konjunktur bald sichtbar werden. Auch die Aktienmärkte in China mahnen zur Vorsicht. Diese haben nach einer ersten positiven Reaktion auf die PMI-Zahlen ihre Gewinne wieder abgegeben und sogar im Minus geschlossen.
Agrarrohstoffe
Der Maispreis an der Börse Chicago ist auf ein 14-Monatshoch von 4,27 USD je Scheffel gestiegen. Zu dem Preisanstieg trug bei, dass die Witterungsbedingungen in den USA über die letzten Wochen nicht besonders günstig für die Ausreifung der Maispflanzen waren. In den nordwestlichen Teilen des Mittleren Westens war es zu nass, in den südlichen und östlichen Gebieten dagegen zu trocken. Noch zeigt sich dies aber nicht in der Einschätzung des USDA. Vielmehr zeigte der aktuelle Erntefortschrittsbericht, dass die Qualität der US-Maispflanzen gegenüber der Vorwoche unverändert zu 70% als gut oder exzellent bezeichnet wird. Auch ist der Entwicklungsstand der Pflanzen in diesem Jahr deutlich weiter als im Vorjahr und im Durchschnitt der letzten Jahre. Auf den ersten Feldern wird bereits geerntet.
Zum Teil erweisen sich die Erträge dort als niedriger als die bisherigen Schätzungen nahelegten. Allerdings lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt hiervon nicht auf die Gesamternte schließen, zumal es die besonders trockenen Gebiete sind, die zuerst abgeerntet werden. Gleichzeitig bleiben die Aussichten für die Nachfrage nach US-Mais gut, nicht zuletzt wegen der hohen Fleischpreise, steigender Ethanolpreise und einer robusten Exportnachfrage. Die spekulativen Finanzanleger setzen auf weiter steigende Preise, auch in der Hoffnung, dass zum Preisanstieg beim Konkurrenzprodukt Weizen aufgeschlossen werden kann. Dies manifestiert sich in den zuletzt auf den höchsten Stand seit Juni 2008 angestiegenen Netto-Long-Positionen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis ist gestern zeitweise um 4% bis unter die Marke von 72 USD je Barrel gefallen. Der Ölpreis nähert sich damit wieder den in der vergangenen Woche verzeichneten Tiefständen, auch wenn er sich dank freundlicher Konjunkturdaten aus China am Morgen leicht erholen kann. Der WTI-Preis entwickelt sich dabei weiterhin wesentlich schlechter als der Preis für Brent. Der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI hat sich mittlerweile auf knapp 3 USD ausgeweitet. So hoch war die Preisdifferenz zuletzt Anfang Mai. Wir führen dies auf die besonders ungünstigen Fundamentaldaten in den USA zurück.
So berichtete das American Petroleum Institute gestern am Abend von einem Anstieg der US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um 4,8 Mio. Barrel. Erneut kam es allerdings zu Widersprüchlichkeiten innerhalb der Daten. So gingen gleichzeitig die Rohölimporte deutlich zurück, was für sich genommen für einen Lagerabbau gesprochen hätte. Rückschlüsse auf die heute Nachmittag vom US-Energieministerium zu veröffentlichenden offiziellen Lagerdaten sind daher kaum möglich. Erwartet wird hier ein Lageraufbau bei Rohöl um 1,2 Mio. Barrel.
Die Benzinvorräte sollen um 200 Tsd. Barrel zurückgehen, die Destillatebestände um 1,2 Mio. Barrel steigen. Von daher ist es wahrscheinlich, dass die kombinierten Lagerbestände auf ein neues Rekordhoch steigen. Dafür spricht auch die enttäuschende Entwicklung der US-Benzinnachfrage. Laut Mastercard lagen die Benzinabsätze in der vergangenen Woche 3,1% unter dem Niveau der Vorwoche und nur noch knapp über dem Vorjahresniveau. Die insgesamt enttäuschende Sommerfahrsaison scheint damit bereits vorzeitig beendet zu sein.
Edelmetalle
Egal ob Deflation oder Inflation, Konjunkturverlangsamung oder -beschleunigung, Gold scheint derzeit das ultimative Investment für alle Fälle zu sein. Während in einem konjunkturellen Aufschwung die Schmucknachfrage anzieht, sorgt der Abschwung für eine höhere Nachfrage nach dem „sicheren Hafen“ Gold. Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass die schwache Konjunkturdynamik mittelfristig positiv für Gold ist, weil dies deflationäre Tendenzen fördert, sieht der Markt die Situation offensichtlich anders. Vor allem scheint sich der Markt auf die sehr expansive Geld- und Fiskalpolitik in den USA zu konzentrieren. Die derzeit sehr niedrigen US-Zinsen bedeuten geringe Opportunitätskosten für die Goldhaltung.
Die Ausweitung der US-Staatsverschuldung - US-Präsident Obama kündigte in der Nacht weitere konjunkturbelebende Maßnahmen an - macht Gold in den Augen vieler Marktteilnehmer zusätzlich attraktiv. Deshalb überrascht nicht, dass der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern weitere Zuflüsse von knapp 4 Tonnen auf nun 1.302,5 Tonnen vermeldet hat. Die aktuell starke Dynamik bei Gold spricht dafür, dass der von uns für das vierte Quartal erwartete Preisanstieg früher als erwartet eintritt. Die Nähe zum Allzeithoch - der bisherige Rekord aus dem Juni 2010 liegt bei rund 1265 USD je Unze und ist lediglich 1% entfernt - dürfte auch Spekulanten anlocken und den Preis weiter nach oben treiben.
Industriemetalle
Der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) konnte sich im August im Vergleich zum Juli zwar nur leicht von 51,2 auf 51,7 verbessern, lag damit aber über den Konsens-Erwartungen. Außerdem ist ein befürchteter Rückgang unter 50, der einen Konjunkturabschwung signalisiert hätte, ausgeblieben. Für die Metallmärkte sind das gute Nachrichten, weil China der mit Abstand größte Verbraucher der Metalle ist. Auch bleibt China der größte Automarkt der Welt: Das China Automotive Technology & Research Center gibt an, dass die Autoverkäufe in China im August im Vergleich zum Vorjahr um 59,3% auf 977.300 Fahrzeuge gestiegen sind. Damit wäre auch hier der seit März anhaltende Rückgang bei den PKW-Absätzen zum Halt gekommen. Die jüngsten BIP-Zahlen für das 2.Quartal aus Australien, die stärker als erwartet ausgefallen sind, tragen ebenfalls zur optimistischen Stimmung an den Metallmärkten bei.
Der LME-Kupferpreis steigt daraufhin heute auf ein 4-Monatshoch bei knapp 7.600 USD je Tonne. Jedoch sehen wir weiterhin Abwärtsrisiken für die Metallpreise. So sollten die abkühlenden Maßnahmen der chinesischen Regierung am Immobilienmarkt und die nachlassende Exportdynamik aufgrund der schwachen US-Konjunktur bald sichtbar werden. Auch die Aktienmärkte in China mahnen zur Vorsicht. Diese haben nach einer ersten positiven Reaktion auf die PMI-Zahlen ihre Gewinne wieder abgegeben und sogar im Minus geschlossen.
Agrarrohstoffe
Der Maispreis an der Börse Chicago ist auf ein 14-Monatshoch von 4,27 USD je Scheffel gestiegen. Zu dem Preisanstieg trug bei, dass die Witterungsbedingungen in den USA über die letzten Wochen nicht besonders günstig für die Ausreifung der Maispflanzen waren. In den nordwestlichen Teilen des Mittleren Westens war es zu nass, in den südlichen und östlichen Gebieten dagegen zu trocken. Noch zeigt sich dies aber nicht in der Einschätzung des USDA. Vielmehr zeigte der aktuelle Erntefortschrittsbericht, dass die Qualität der US-Maispflanzen gegenüber der Vorwoche unverändert zu 70% als gut oder exzellent bezeichnet wird. Auch ist der Entwicklungsstand der Pflanzen in diesem Jahr deutlich weiter als im Vorjahr und im Durchschnitt der letzten Jahre. Auf den ersten Feldern wird bereits geerntet.
Zum Teil erweisen sich die Erträge dort als niedriger als die bisherigen Schätzungen nahelegten. Allerdings lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt hiervon nicht auf die Gesamternte schließen, zumal es die besonders trockenen Gebiete sind, die zuerst abgeerntet werden. Gleichzeitig bleiben die Aussichten für die Nachfrage nach US-Mais gut, nicht zuletzt wegen der hohen Fleischpreise, steigender Ethanolpreise und einer robusten Exportnachfrage. Die spekulativen Finanzanleger setzen auf weiter steigende Preise, auch in der Hoffnung, dass zum Preisanstieg beim Konkurrenzprodukt Weizen aufgeschlossen werden kann. Dies manifestiert sich in den zuletzt auf den höchsten Stand seit Juni 2008 angestiegenen Netto-Long-Positionen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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