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Russland verlängert Getreideexportverbot

03.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten und freundliche Aktienmärkte ließen den WTI-Ölpreis auf 75 USD je Barrel steigen. Schwache US-Arbeitsmarktdaten könnten den Ölpreis heute allerdings erneut unter Druck setzen. Somit spricht einiges für eine weitere Versteilerung der Terminkurve. Dazu könnte auch die gestrige Explosion auf einer Bohrinsel im Golf von Mexiko beitragen. Auch wenn kein Öl austrat, könnten durch diesen Zwischenfall das von der US-Regierung verhängte Verbot von Ölbohrungen in tiefen Gewässern vor den US-Küsten länger aufrechterhalten und die Sicherheitsauflagen weiter verschärft werden, womit sich die Produktions- und Explorationskosten verteuern würden und die US-Ölproduktion langfristig gebremst wird.

Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA) Tanaka geht ebenfalls davon aus, dass die Abhängigkeit von der OPEC in den nächsten fünf bis zehn Jahren aufgrund einer fallenden Ölproduktion in den Nicht-OPEC-Ländern zunehmen wird.

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Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 54 Mrd. Kubikfuß gestiegen. Dies lag im Rahmen der Erwartungen, aber unter dem 5-Jahresdurchschnitt. Der Lagerüberhang verringerte sich daraufhin auf weniger als 6%. Dies hält die Finanzanleger derzeit dennoch nicht davon ab, auf einen weiteren Preisrückgang zu spekulieren. Wir erachten Erdgas als unterbewertet und das derzeitige Preisniveau von 3,8 USD je mmBtu als fundamental nicht gerechtfertigt. Ein Hurrikan im Golf von Mexiko könnte bereits ausreichen, einen massiven Preisanstieg auszulösen.


Edelmetalle

Der Goldpeis kann sich bei 1.250 USD je Feinunze behaupten, obwohl der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern Abflüsse von 9 Tonnen verzeichnete. Dies ist der größte Tagesabfluss seit Ende Juli. Offensichtlich haben einige Marktteilnehmer die zuletzt besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus den USA und China zum Anlass genommen, Kapital von Gold in Aktien umzuschichten. Wir denken allerdings nicht, dass es sich hierbei um einen längeranhaltenden Trend handelt.

Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit dürfte die Anleger weiter Zuflucht im sicheren Hafen Gold suchen lassen. Dies könnte schon heute nach den US-Arbeitsmarktdaten der Fall sein, falls diese neue Sorgen über ein erneutes Abrutschen der US-Wirtschaft in die Rezession aufkommen lassen. Von daher bleibt Gold gut unterstützt. Nur für den Fall, dass die kommenden Wirtschaftsdaten besser ausfallen und der Risikoappetit zunimmt, können weitere Umschichtungen nicht ausgeschlossen werden, welche den Goldpreis belasten würden.

Die Goldproduktion in Südafrika ist im zweiten Quartal zwar um 12,6% gegenüber dem Vorquartal auf 49,4 Tonnen gestiegen. Der Minenverband führt dies auf einen höheren Erzgehalt und eine höhere Menge an verarbeiteten Erzen zurück. Hoffnungen auf ein Ende des seit Jahren anhaltenden Trends einer fallenden Goldproduktion in Südafrika sind dennoch verfrüht. Die Goldproduktion im viertgrößten Produzentenland lag noch immer 2% niedriger als im Vorjahr.


Industriemetalle

Nachdem der Handel an den Metallmärkten gestern dank positiver Konjunkturdaten durchweg mit Gewinnen schloss, dürften die Marktteilnehmer heute vor der Bekanntgabe der US Arbeitsmarktdaten zunächst eine abwartende Haltung einnehmen. Kupfer legte nach den Preisanstiegen der Vortage unterproportional zu. Die gestern den zweiten Tag in Folge marginal gestiegenen LME-Lagerbestände dürften zu Zurückhaltung bei den Marktteilnehmern geführt haben. Heute Morgen wird aber bereits wieder von fallenden Lagerbeständen in Shanghai berichtet, die in der Woche zum 2.September um rund 4,5 Tsd. auf knapp 106 Tsd. Tonnen abgebaut wurden.

Für die langfristigen Perspektiven ist von Interesse, dass der anglo-schweizerische Konzern Xstrata seitens der peruanischen Regierung grünes Licht für den Aufbau der Kupfermine Las Bambas bekommen hat. Mit einem Investitionsvolumen von 4,2 Mrd. US Dollar soll die Kupfermine ab 2014 das peruanische Kupferangebot um 30% steigern. Peru war im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 8% am globalen Minenangebot hinter Chile der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt.

Die Nickelpreise werden dürften von der Meldung unterstützt, dass die Produktion von Nickel Pig Iron (Rohnickel) in China zurückgefahren werden muss. Einige chinesische Provinzregierungen limitieren das Stromangebot für die energieintensive Herstellung von Nickel Pig Iron, das als Alternative zu raffiniertem Nickel bei der Edelstahlproduktion verwendet werden kann. Dadurch dürfte die Nachfrage nach raffiniertem Nickel steigen, welche gemäß WBMS bereits im ersten Halbjahr das Angebot übertraf.


Agrarrohstoffe

Russland hat gestern überraschend angekündigt, bis zum Ende der kommenden Ernte kein Getreide zu exportieren. Das von der Regierung verhängte Exportverbot galt bislang bis Ende des Jahres. Angesichts der jüngsten Meldungen über Getreideimporte und Verzögerungen bei der Aussaat von Wintergetreide war aber ohnehin nicht davon auszugehen, dass Russland bis zur nächsten Ernte in nennenswertem Ausmaß Getreide exportieren wird. Dennoch dürfte diese Hiobsbotschaft den Weizenpreisen in den USA und Europa weiter Auftrieb geben. Dies betrifft insbesondere die im Frühjahr fällig werdenden Terminkontrakte, was sich auch in der weiteren Versteilerung der Terminkurven bemerkbar macht. Dazu kommt, dass die Ernten in Argentinien und Australien aufgrund von Trockenheit ebenfalls niedriger ausfallen könnten als erwartet.

Die steigende Abhängigkeit von Weizen aus den USA und Europa macht sich in den Exportzahlen bemerkbar. Laut US-Landwirtschaftsministerium wurden in der vergangenen Woche 1,024 Mio. Tonnen Weizen für den Export verkauft. Damit übertrafen die US-Weizenexporte bereits die vierte Woche in Folge die Marke von 1 Mio. Tonnen. Die von der EU erteilten Exportlizenzen stiegen in der vergangenen Woche auf 856 Tsd. Tonnen, den höchsten Wert seit Beginn des Erntejahres im Juli.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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