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Auftakt zum Crash

06.09.2010  |  Clif Droke
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Droke: Die SEC hat das Uptick-Gesetz seither auch nicht wieder in Kraft gesetzt, oder?

Dohmen: Nein, es wurde nicht wieder in Kraft gesetzt und deswegen werden wir auch einen weiteren Crash bekommen.


Droke: Könnte sich die Regierung im schlimmsten aller Fälle erneute Bankenrettungen erlauben?

Dohmen: Ach sicher doch, die Regierung kann immer Geld schöpfen und sie muss es nicht einmal mehr drucken wie früher. Damals 1980 lud uns Ron Paul auf einen Besuch des Bureau of Printing and Engraving ein [ungefähres US-Pendant zur deutschen Bundesdruckerei, Anm. d. Red.], und dort war man so stolz auf die modernsten Druckerpressen aus Heidelberg in Deutschland. Natürlich mussten wir alle lachen, weil Deutschland während der Hyperinflation der 1920er schon viel Erfahrung mit Druckerpressen sammeln konnte. Aber heute wird es elektronisch geschöpft. Jetzt müssen sie nichts weiter tun, als ein paar Nullen anzuhängen, um Milliarden in Billionen zu verwandeln.


Droke: Ein Sache, die ich am meisten an Ihrer Arbeit bewundert habe, ist Ihre Fähigkeit, die Richtung der wirtschaftlichen Entwicklung viel besser vorherzusagen als die meisten professionellen Ökonomen. Welches sind die Hauptindikatoren, die Sie bei der Analyse der US-Wirtschaft betrachten?

Dohmen: Verfügbarkeit von Kredit ist die wichtigste Sache, auf die ich bei Prognosen für die US-Wirtschaft achte. Das Geldangebot M3 fiel mit einer Jahresrate von 8%. Das sieht man nur im Fall von Depressionen. Auch die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt. Das passiert nicht, wenn die Wirtschaftslage gut ist. Alles steht und fällt mit Kredit. Zudem ist es wichtig, die Geschäft- und Unternehmenskredite, die Kreditkartenkredite und Verbraucherkredite im Auge zu behalten. Das ist extrem wichtig.


Droke: Welche weiteren Indikatoren sollten Investoren im Auge behalten?

Dohmen: Zur Wirtschaftsanalyse sollte man unter anderem auch das Kreditwachstum betrachten. Ich sehe das Kreditwachstum, bzw. eine Stagnation oder Schrumpfung, als den wichtigsten Indikator an. Alles andere folgt dann bloß. Sinkende Arbeitslosigkeit ist auch ein wichtiger ökonomischer Faktor, der vom Kreditwachstum abhängt. Gibt es kein Kreditwachstum, dann wird es auch kein richtiges Wachstum am Arbeitmarkt geben. Die Verbraucherausgaben sind die drittwichtigste Sache, die ein Aktieninvestor analysieren sollte. Wenn die Zahl der Arbeitsstellen nicht wächst, dann hängen die Verbraucherausgaben von Konsumenten ab, die einen Job haben, optimistisch eingestellt sind und mehr ausgeben. Das konnten wir in den vergangenen 16 Monaten beobachten. Die Verbraucherausgaben sind ein koinzidenter Indikator, mit dessen Hilfe wir das 2007er Markthoch bestimmten konnten. Wenn die Ausgaben anfangen, zu sinken, dann wird auch der Aktienmarkt folgen.

Auch technische Analyse ist für den Aktienmarkt sehr wichtig. Man muss auf Dinge wie Preise und Volumen schauen und auf deren gegenseitiges Verhältnis, um ein allgemeines Bild der Lage des Aktienmarktes zu bekommen. Fundamentalanalyse hat im heutigen Markt keinen Wert mehr. Sollte man die Fundamentalanalyse zur Aktienmarktprognose heranziehen wollen, wird am zu den Verlierern zählen.


Droke: Reden wir kurz über China. Sollte es in den USA zu einer neuen Finanzkrise kommen, glauben Sie, dass China dann eigenständig genug ist, um einer schwachen US-Nachfrage nach chinesischen Produkten widerstehen zu können, oder wird die Wirtschaft Chinas darunter zu leiden haben?

Dohmen: Ich denke, die Chancen stehen nicht schlecht, dass die nächste Krise von China ausgeht. Zurzeit sagt jeder: "Schau Dir die Gewinne an, die in den letzten Jahren an den chinesischen Immobilien- und Finanzmärkten erzielt wurden." Man muss sich aber anschauen, was in den letzten 2-3 Monaten passierte - nicht nur im Jahrestrendvergleich. Die chinesischen Kreditnehmer erhielten im letzten Jahr Kredite in Höhe von unglaublichen 1 Billion $. Gegen Anfang letzten Jahres verschärften die chinesischen Regulierungsbehörden die Kreditvergabestandards, um die Spekulation zu dämpfen; aber hier haben wir nur einen weiteren Fall, in dem der Staat glaubt, er könne Probleme in den Finanzmärkten lösen, obgleich sich noch nie gezeigt hat, dass er das kann. In China hat es enorme Rückgänge bei den Immobilienverkäufen gegeben. In diesem Jahr sind die Verkäufe bislang um 8% gestiegen. Tatsache ist aber auch, und das stellen die Medien nicht dar, dass die Hausverkäufe vor Einbruch der Immobilienkrise hier noch um die 60% stiegen. Die chinesische Wirtschaft kommt mit quietschenden Bremsen zum Stillstand.


Droke: Sind US-Staatsanleihen in Ihren Augen langfristig sichere Investments? Ist es möglich, dass die USA eines Tages ihren staatlichen Schuldverpflichtungen möglicherweise nicht mehr nachkommen werden?

Dohmen: Definieren sie "eines Tages".




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