Erntesorgen lassen Getreidepreise weiter anziehen
06.09.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis eröffnet die neue Handelswoche mit leichten Abschlägen bei knapp über 74 USD je Barrel. Dass der Ölpreis nicht von den freundlichen Aktienmärkten und dem schwächeren US-Dollar profitieren kann, muss als Zeichen relativer Schwäche angesehen werden. Da die US-Warenterminbörsen aufgrund des Labour Day heute geschlossen bleiben, ist das heutige Handelsgeschehen nicht repräsentativ. Zudem besteht offensichtlich die Sorge, dass mit dem heutigen Ende der Sommerfahrsaison in den USA die Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland nachlässt und dies zu einem weiteren Anstieg der ohnehin schon hohen Lagerbestände führt.
Der nachlassende Optimismus am Ölmarkt macht sich auch am Verhalten der spekulativen Finanzanleger bemerkbar. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl in der Woche zum 31. August die vierte Woche in Folge auf 71,5 Tsd. Kontrakte und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juli zurückgeführt. Innerhalb von vier Wochen haben sich die Netto-Long-Positionen somit nahezu halbiert. Bei Benzin besteht sogar erstmals seit Januar 2007 ein Überhang an Short-Positionen, nachdem vor drei Wochen noch ein nennenswerter Überhang an Long-Positionen bestanden hatte.
Bei Erdgas gab es trotz eines weiteren Preisrückgangs in der Berichtswoche so gut wie keine Veränderung. Die spekulativen Netto-Short-Positionen liegen mit 127,4 Tsd. Kontrakten unverändert auf einem hohen Niveau. Solange der Golf von Mexiko von Wirbelstürmen verschont bleibt, ist es angesichts der steigenden Terminkurve für kurzfristig orientierte Anleger weiterhin attraktiv, auf fallende Gaspreise zu spekulieren.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt wenig verändert bei 1.250 USD je Feinunze. Dabei brodelt es aber unter der Oberfläche: Am Freitag sank der Goldpreis nach den besser als befürchtet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten um über 10 USD, erholte sich aber im weiteren Handelsverlauf wieder. Offensichtlich bleibt das Kaufinteresse weiterhin hoch, wobei die Käufer jede Korrektur als Kaufgelegenheit betrachten.
Auch wenn ein neuer Preisrekord bereits diese Woche wahrscheinlich ist, erachten wir den aktuellen Preisanstieg als etwas verfrüht. Denn vor allem tragen die Spekulanten an der COMEX zum Preisanstieg bei: Diese weiteten ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 31. August die sechste Woche in Folge um 13 Tsd. Kontrakte aus. Mit 209.200 Kontrakten erreichte der Überhang an Long-Positionen den höchsten Stand seit zwei Monaten.
Die eher längerfristig orientierten ETF-Anleger haben dagegen ihre Goldbestände am Freitag nochmals leicht reduziert. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete Abflüsse von 0,5 Tonnen, nachdem am Vortag sogar neun Tonnen abgeflossen waren. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Silber stiegen per Ende August sogar um 44% oder 12 Tsd. auf 39.425 Kontrakte, den höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Dabei wird Silber auch von den ETF-Anlegern unterstützt: Die Silberbestände des weltgrößten Silber-ETF, iShares Silver Trust, fielen am Freitag zwar um 3,7 Tonnen, hatten zuvor aber mit 9.280 Tonnen den höchsten Stand seit März erreicht.
Industriemetalle
Angetrieben von zuletzt etwas besser als erwartet ausgefallenen US-Wirtschaftsdaten, weltweit steigenden Aktienmärkten, sprich einer geringeren Risikoaversion der Anleger, eines schwächeren US-Dollar und der anhaltenden spekulativen Zuflüsse konnten die Industriemetalle in den letzten Tagen stark zulegen und ihre Gewinne heute weiter ausbauen. Auch die sehr starken chinesischen Autoabsatzzahlen im August dürften zum Preisanstieg beigetragen haben.
Vor allem der Kupferpreis, der auch von externen Marktteilnehmern als vorlaufender Konjunkturindikator angesehen wird, ist um weniger als 4% von der sehr wichtigen psychologischen Marke von 8000 USD je Tonne entfernt. Ein Überschreiten dieser Marke würde gleichzeitig die Rückkehr zu Vorkrisenniveaus bedeuten. Die fallenden Lagerbestände im LME-System und an der SHFE in Shanghai sowie die Erwartung eines hohen Defizits in diesem und im nächsten Jahr unterstützen die Preise.
Zusätzlichen Auftrieb bekommt Kupfer durch ein starkes Anlegerinteresse: An der COMEX haben die Spekulanten ihre Netto-Long-Positionen per Ende August um gut 30% auf knapp 20 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Auch Nickel bekommt Rückenwind von Anlegern, nachdem die wichtige Unterstützung bei 20.000 USD je Tonne gehalten hat. Zusätzlich trägt zum Preisanstieg das Ansinnen der russischen Regierung bei, Exportzölle auf Nickelausfuhren einzuführen, die sich an den Marktpreisen orientieren und die "übermäßigen Gewinne" bei Preisen über 15.000-17.000 USD je Tonne "aktiv abschöpfen" sollen. Russland beheimatet den weltgrößten Nickelproduzenten, Norilsk Nickel.
Agrarrohstoffe
Am Freitag sind die Weizenpreise wieder stark gestiegen, nachdem Russland den Exportstopp bis zum nächsten Herbst verlängert hat und die EU erneut sehr starke Exporte für die Vorwoche gemeldet hat. Diese liegen zurzeit mit 3,3 Mio. Tonnen rund 15% höher als zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr. Die Maispreise haben am Freitag mit knapp 4,50 USD je Scheffel sogar auf dem höchsten Stand seit Oktober 2008 geschlossen. Allein seit Ende Juni hat sich Mais um 38% verteuert.
Die Turbulenzen am Weizenmarkt spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Meldungen aus dem Maismarkt selbst. Der Analysedienst Informa gab am Freitag neue Erwartungen für die US-Maiserträge bekannt, die unter den Konsensschätzungen lagen und die Gesamternte unter das Vorjahresniveau drücken könnten. Unterstützt wird die Einschätzung durch die weiterhin zu trockene und warme Witterung im Mittleren Westen. Das USDA rechnete bisher mit einer Rekordernte.
Die Aussicht auf weitere Preissteigerungen treibt zunehmend spekulative Finanzanleger in den Markt. Sie haben per Ende August ihre Netto-Long-Positionen nochmals erheblich ausgeweitet. Ihre Netto-Position erhöhte sich gegenüber der Vorwoche um 13% auf 321,6 Tsd. Kontrakte, den höchsten Stand seit Beginn des "dissaggregierten" Berichts im Jahr 2006. Auf eine starke Anlegernachfrage deutet auch das gestiegene Volumen hin: Am Freitag wurden an der CBOT erstmals über 520 Tsd. Mais-Futures gehandelt.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis eröffnet die neue Handelswoche mit leichten Abschlägen bei knapp über 74 USD je Barrel. Dass der Ölpreis nicht von den freundlichen Aktienmärkten und dem schwächeren US-Dollar profitieren kann, muss als Zeichen relativer Schwäche angesehen werden. Da die US-Warenterminbörsen aufgrund des Labour Day heute geschlossen bleiben, ist das heutige Handelsgeschehen nicht repräsentativ. Zudem besteht offensichtlich die Sorge, dass mit dem heutigen Ende der Sommerfahrsaison in den USA die Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland nachlässt und dies zu einem weiteren Anstieg der ohnehin schon hohen Lagerbestände führt.
Der nachlassende Optimismus am Ölmarkt macht sich auch am Verhalten der spekulativen Finanzanleger bemerkbar. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen bei Rohöl in der Woche zum 31. August die vierte Woche in Folge auf 71,5 Tsd. Kontrakte und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juli zurückgeführt. Innerhalb von vier Wochen haben sich die Netto-Long-Positionen somit nahezu halbiert. Bei Benzin besteht sogar erstmals seit Januar 2007 ein Überhang an Short-Positionen, nachdem vor drei Wochen noch ein nennenswerter Überhang an Long-Positionen bestanden hatte.
Bei Erdgas gab es trotz eines weiteren Preisrückgangs in der Berichtswoche so gut wie keine Veränderung. Die spekulativen Netto-Short-Positionen liegen mit 127,4 Tsd. Kontrakten unverändert auf einem hohen Niveau. Solange der Golf von Mexiko von Wirbelstürmen verschont bleibt, ist es angesichts der steigenden Terminkurve für kurzfristig orientierte Anleger weiterhin attraktiv, auf fallende Gaspreise zu spekulieren.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt wenig verändert bei 1.250 USD je Feinunze. Dabei brodelt es aber unter der Oberfläche: Am Freitag sank der Goldpreis nach den besser als befürchtet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten um über 10 USD, erholte sich aber im weiteren Handelsverlauf wieder. Offensichtlich bleibt das Kaufinteresse weiterhin hoch, wobei die Käufer jede Korrektur als Kaufgelegenheit betrachten.
Auch wenn ein neuer Preisrekord bereits diese Woche wahrscheinlich ist, erachten wir den aktuellen Preisanstieg als etwas verfrüht. Denn vor allem tragen die Spekulanten an der COMEX zum Preisanstieg bei: Diese weiteten ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 31. August die sechste Woche in Folge um 13 Tsd. Kontrakte aus. Mit 209.200 Kontrakten erreichte der Überhang an Long-Positionen den höchsten Stand seit zwei Monaten.
Die eher längerfristig orientierten ETF-Anleger haben dagegen ihre Goldbestände am Freitag nochmals leicht reduziert. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete Abflüsse von 0,5 Tonnen, nachdem am Vortag sogar neun Tonnen abgeflossen waren. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Silber stiegen per Ende August sogar um 44% oder 12 Tsd. auf 39.425 Kontrakte, den höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Dabei wird Silber auch von den ETF-Anlegern unterstützt: Die Silberbestände des weltgrößten Silber-ETF, iShares Silver Trust, fielen am Freitag zwar um 3,7 Tonnen, hatten zuvor aber mit 9.280 Tonnen den höchsten Stand seit März erreicht.
Industriemetalle
Angetrieben von zuletzt etwas besser als erwartet ausgefallenen US-Wirtschaftsdaten, weltweit steigenden Aktienmärkten, sprich einer geringeren Risikoaversion der Anleger, eines schwächeren US-Dollar und der anhaltenden spekulativen Zuflüsse konnten die Industriemetalle in den letzten Tagen stark zulegen und ihre Gewinne heute weiter ausbauen. Auch die sehr starken chinesischen Autoabsatzzahlen im August dürften zum Preisanstieg beigetragen haben.
Vor allem der Kupferpreis, der auch von externen Marktteilnehmern als vorlaufender Konjunkturindikator angesehen wird, ist um weniger als 4% von der sehr wichtigen psychologischen Marke von 8000 USD je Tonne entfernt. Ein Überschreiten dieser Marke würde gleichzeitig die Rückkehr zu Vorkrisenniveaus bedeuten. Die fallenden Lagerbestände im LME-System und an der SHFE in Shanghai sowie die Erwartung eines hohen Defizits in diesem und im nächsten Jahr unterstützen die Preise.
Zusätzlichen Auftrieb bekommt Kupfer durch ein starkes Anlegerinteresse: An der COMEX haben die Spekulanten ihre Netto-Long-Positionen per Ende August um gut 30% auf knapp 20 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Auch Nickel bekommt Rückenwind von Anlegern, nachdem die wichtige Unterstützung bei 20.000 USD je Tonne gehalten hat. Zusätzlich trägt zum Preisanstieg das Ansinnen der russischen Regierung bei, Exportzölle auf Nickelausfuhren einzuführen, die sich an den Marktpreisen orientieren und die "übermäßigen Gewinne" bei Preisen über 15.000-17.000 USD je Tonne "aktiv abschöpfen" sollen. Russland beheimatet den weltgrößten Nickelproduzenten, Norilsk Nickel.
Agrarrohstoffe
Am Freitag sind die Weizenpreise wieder stark gestiegen, nachdem Russland den Exportstopp bis zum nächsten Herbst verlängert hat und die EU erneut sehr starke Exporte für die Vorwoche gemeldet hat. Diese liegen zurzeit mit 3,3 Mio. Tonnen rund 15% höher als zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr. Die Maispreise haben am Freitag mit knapp 4,50 USD je Scheffel sogar auf dem höchsten Stand seit Oktober 2008 geschlossen. Allein seit Ende Juni hat sich Mais um 38% verteuert.
Die Turbulenzen am Weizenmarkt spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Meldungen aus dem Maismarkt selbst. Der Analysedienst Informa gab am Freitag neue Erwartungen für die US-Maiserträge bekannt, die unter den Konsensschätzungen lagen und die Gesamternte unter das Vorjahresniveau drücken könnten. Unterstützt wird die Einschätzung durch die weiterhin zu trockene und warme Witterung im Mittleren Westen. Das USDA rechnete bisher mit einer Rekordernte.
Die Aussicht auf weitere Preissteigerungen treibt zunehmend spekulative Finanzanleger in den Markt. Sie haben per Ende August ihre Netto-Long-Positionen nochmals erheblich ausgeweitet. Ihre Netto-Position erhöhte sich gegenüber der Vorwoche um 13% auf 321,6 Tsd. Kontrakte, den höchsten Stand seit Beginn des "dissaggregierten" Berichts im Jahr 2006. Auf eine starke Anlegernachfrage deutet auch das gestiegene Volumen hin: Am Freitag wurden an der CBOT erstmals über 520 Tsd. Mais-Futures gehandelt.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.