Ermittlungen in China belasten Metallpreise
09.09.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis konnte in der Nacht auf 75 USD je Barrel steigen, nachdem das American Petroleum Institute einen unerwartet deutlichen Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 7,3 Mio. Barrel berichtete. Brent kostet nach wie vor 3,5 USD mehr als WTI. Der kräftige Lagerabbau war auf niedrigere Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung zurückzuführen. Somit könnten auch die Erwartungen des Marktes für den Lagerbericht des US-Energieministeriums heute Nachmittag nach unten angepasst werden und zu einem weiteren Preisanstieg beitragen.
Als die API-Rohöllagerbestände Anfang Juli letztmals so stark zurückgegangen waren, gingen auch die DOE-Rohölvorräte um 5 Mio. Barrel zurück. Erwartet wird bislang ein Anstieg der Rohölbestände um 1 Mio. Barrel. Allerdings kam es in den letzten Wochen häufig zu entgegengesetzten Entwicklungen zwischen den beiden Lagerberichten. Zudem lässt sich der kräftige Lagerabbau beim API mit der gegensätzlichen Entwicklung von Lagerbeständen und Importen in der Woche zuvor erklären. Rückschlüsse auf die offiziellen Daten des US-Energieministeriums heute Nachmitag sind daher nicht ohne weiteres möglich.
Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr überraschend nochmals um 50 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert und erwartet nun einen Anstieg um 1,6 Mio. Barrel pro Tag. Für 2011 prognostiziert die EIA ein etwas schwächeres Nachfragewachstum von 1,4 Mio. Barrel pro Tag, was einer Abwärtsrevision um 100 Tsd. Barrel pro Tag entspricht. Heute veröffentlicht die OPEC ihre aktualisierten Nachfrageprognosen. Die OPEC ist mit einem erwarteten Nachfrageanstieg um 1 Mio. Barrel pro Tag in diesem und im nächsten Jahr bislang deutlich pessimistischer als die EIA.
Edelmetalle
Gehen Gold und Silber schon die Puste aus? Nachdem die Widerstände am Goldmarkt gestern zu groß waren und das Allzeithoch von 1265 USD je Feinunze nicht genommen werden konnte, fiel Gold am gestrigen Nachmittag auf 1255 USD je Feinunze zurück. Bremsend wirkten fester tendierende Aktienmärkte und ein etwas stärkerer US Dollar. Auch Silber schaffte es erneut nur kurzzeitig, die psycholigisch wichtige Marke von 20 USD je Feinunze zu überwinden. Angesichts des hohen Momentums - Silber konnte seit Mitte August gut 10% zulegen, der Nähe von Gold zum Rekordhoch, aber auch der anhaltenden Unsicherheit am Markt denken wir, dass der Markt in den kommenden Tagen neue Anläufe zu weiteren Hochs unternehmen wird.
Palladium konnte im Schlepptau der anderen Edelmetalle profitieren und seit dem 20. August ebenfalls gut 9% zulegen. Dagegen hat sich Platin im selben Zeitraum nur um magere 3% verteuert. Im Gegensatz zu Silber und Palladium ist bei Platin das spekulative Interesse weitaus geringer. Die Netto-Long Positionen sind in den letzten Wochen sogar leicht gefallen und Netto-Zuflüsse in die ETFs waren zuletzt auch nicht zu verzeichnen.
Industriemetalle
Die Preise für Kupfer, Zink und Aluminium sind heute in Shanghai um 1-3% gefallen. Auch wenn sich andere Gründe für den Preisrückgang finden ließen, denken wir, dass vor allem die Gerüchte um die Untersuchungen der Händler mit großen Positionen am Markt belasten. Die "Securities Times" aus China, die einzige von der chinesischen Wertpapier¬aufsichtsbehörde zugelassene Zeitung, die über börsennotierte Unternehmen und das Börsengeschehen in China berichten darf, meldete heute, dass die Aufsichtsbehörde die Großhändler am Kautschukmarkt untersucht.
Die Kautschuk-Futures an der SHFE haben nach einem starken Anstieg ein neues 2-Jahres-Hoch markiert. Der Markt befürchtet nun die Ausweitung der Untersuchungen auf andere Märkte, was bereits zu massiven Positionsschließungen führte. So ging die Anzahl offener Kontrakte beim meist gehandelten Zink-Future für Dezember 2010 um 12% bzw. 29 Tsd. Kontrakte (145 Tsd. Tonnen) zurück. Wir glauben, dass sich die Metallpreise in den kommenden Wochen wieder erholen werden, wenn weitere Produktionsstilllegungen in China infolge der Energiesparmaßnahmen bekanntgegeben werden.
Bei Nickel haben die ankündigten Schließungen von Nickel pig iron-Kapazitäten zu einem starken Preisanstieg geführt. Hier halten wir die Reaktion allerdings bereits für etwas überzogen und denken, dass die Märkte zu einem den Einfluss Chinas als Nickelproduzent, zum anderen die Gefahren eines signifikanten Angebotsdefizits in diesem Jahr überbewerten.
Agrarrohstoffe
Der US-Weizenpreis ist gestern um 3,4% auf 6,8 USD je Scheffel gefallen, nachdem Ägypten 240 Tsd. Tonnen Weizen aus Frankreich gekauft hat. Da US-Weizen derzeit 18% billiger ist als europäischer Weizen, war eigentlich mit einem Zuschlag für die USA gerechnet worden. Aufgrund des US-Feiertages am Montag veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium die Exportzahlen für die vergangene Woche erst morgen, ebenso wie die aktuellen Angebots- und Nachfrageschätzungen. Prognosen zufolge dürfte die weltweite Weizenproduktion nochmals um 4 Mio. Tonnen nach unten revidiert werden. Auch für die US-Lagerbestände wird aufgrund der robusten Exportnachfrage eine Abwärtsrevision um 75 Mio. Scheffel erwartet. Der gestrige Preisrückgang dürfte daher nur von kurzer Dauer sein.
Der Preis für Arabica-Kaffee hat gestern mit 193 US-Cents je Pfund auf dem höchsten Stand seit mehr als 13 Jahren geschlossen. Angesichts einer erwarteten Ausweitung der weltweiten Kaffeeproduktion im Erntejahr 2010/11 um 10% und einer ausgeglichenen Marktbilanz ist der Preisanstieg um 45% in den vergangenen drei Monaten fundamental nicht zu erklären, sondern in erster Linie auf Spekulation zurückzuführen. Die derzeitige Knappheit an hochwertigen Kaffeebohnen dürfte mit der im Oktober beginnenden Ernte in Kolumbien verschwinden und einen Preisrückgang zur Folge haben.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis konnte in der Nacht auf 75 USD je Barrel steigen, nachdem das American Petroleum Institute einen unerwartet deutlichen Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 7,3 Mio. Barrel berichtete. Brent kostet nach wie vor 3,5 USD mehr als WTI. Der kräftige Lagerabbau war auf niedrigere Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung zurückzuführen. Somit könnten auch die Erwartungen des Marktes für den Lagerbericht des US-Energieministeriums heute Nachmittag nach unten angepasst werden und zu einem weiteren Preisanstieg beitragen.
Als die API-Rohöllagerbestände Anfang Juli letztmals so stark zurückgegangen waren, gingen auch die DOE-Rohölvorräte um 5 Mio. Barrel zurück. Erwartet wird bislang ein Anstieg der Rohölbestände um 1 Mio. Barrel. Allerdings kam es in den letzten Wochen häufig zu entgegengesetzten Entwicklungen zwischen den beiden Lagerberichten. Zudem lässt sich der kräftige Lagerabbau beim API mit der gegensätzlichen Entwicklung von Lagerbeständen und Importen in der Woche zuvor erklären. Rückschlüsse auf die offiziellen Daten des US-Energieministeriums heute Nachmitag sind daher nicht ohne weiteres möglich.
Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr überraschend nochmals um 50 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert und erwartet nun einen Anstieg um 1,6 Mio. Barrel pro Tag. Für 2011 prognostiziert die EIA ein etwas schwächeres Nachfragewachstum von 1,4 Mio. Barrel pro Tag, was einer Abwärtsrevision um 100 Tsd. Barrel pro Tag entspricht. Heute veröffentlicht die OPEC ihre aktualisierten Nachfrageprognosen. Die OPEC ist mit einem erwarteten Nachfrageanstieg um 1 Mio. Barrel pro Tag in diesem und im nächsten Jahr bislang deutlich pessimistischer als die EIA.
Edelmetalle
Gehen Gold und Silber schon die Puste aus? Nachdem die Widerstände am Goldmarkt gestern zu groß waren und das Allzeithoch von 1265 USD je Feinunze nicht genommen werden konnte, fiel Gold am gestrigen Nachmittag auf 1255 USD je Feinunze zurück. Bremsend wirkten fester tendierende Aktienmärkte und ein etwas stärkerer US Dollar. Auch Silber schaffte es erneut nur kurzzeitig, die psycholigisch wichtige Marke von 20 USD je Feinunze zu überwinden. Angesichts des hohen Momentums - Silber konnte seit Mitte August gut 10% zulegen, der Nähe von Gold zum Rekordhoch, aber auch der anhaltenden Unsicherheit am Markt denken wir, dass der Markt in den kommenden Tagen neue Anläufe zu weiteren Hochs unternehmen wird.
Palladium konnte im Schlepptau der anderen Edelmetalle profitieren und seit dem 20. August ebenfalls gut 9% zulegen. Dagegen hat sich Platin im selben Zeitraum nur um magere 3% verteuert. Im Gegensatz zu Silber und Palladium ist bei Platin das spekulative Interesse weitaus geringer. Die Netto-Long Positionen sind in den letzten Wochen sogar leicht gefallen und Netto-Zuflüsse in die ETFs waren zuletzt auch nicht zu verzeichnen.
Industriemetalle
Die Preise für Kupfer, Zink und Aluminium sind heute in Shanghai um 1-3% gefallen. Auch wenn sich andere Gründe für den Preisrückgang finden ließen, denken wir, dass vor allem die Gerüchte um die Untersuchungen der Händler mit großen Positionen am Markt belasten. Die "Securities Times" aus China, die einzige von der chinesischen Wertpapier¬aufsichtsbehörde zugelassene Zeitung, die über börsennotierte Unternehmen und das Börsengeschehen in China berichten darf, meldete heute, dass die Aufsichtsbehörde die Großhändler am Kautschukmarkt untersucht.
Die Kautschuk-Futures an der SHFE haben nach einem starken Anstieg ein neues 2-Jahres-Hoch markiert. Der Markt befürchtet nun die Ausweitung der Untersuchungen auf andere Märkte, was bereits zu massiven Positionsschließungen führte. So ging die Anzahl offener Kontrakte beim meist gehandelten Zink-Future für Dezember 2010 um 12% bzw. 29 Tsd. Kontrakte (145 Tsd. Tonnen) zurück. Wir glauben, dass sich die Metallpreise in den kommenden Wochen wieder erholen werden, wenn weitere Produktionsstilllegungen in China infolge der Energiesparmaßnahmen bekanntgegeben werden.
Bei Nickel haben die ankündigten Schließungen von Nickel pig iron-Kapazitäten zu einem starken Preisanstieg geführt. Hier halten wir die Reaktion allerdings bereits für etwas überzogen und denken, dass die Märkte zu einem den Einfluss Chinas als Nickelproduzent, zum anderen die Gefahren eines signifikanten Angebotsdefizits in diesem Jahr überbewerten.
Agrarrohstoffe
Der US-Weizenpreis ist gestern um 3,4% auf 6,8 USD je Scheffel gefallen, nachdem Ägypten 240 Tsd. Tonnen Weizen aus Frankreich gekauft hat. Da US-Weizen derzeit 18% billiger ist als europäischer Weizen, war eigentlich mit einem Zuschlag für die USA gerechnet worden. Aufgrund des US-Feiertages am Montag veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium die Exportzahlen für die vergangene Woche erst morgen, ebenso wie die aktuellen Angebots- und Nachfrageschätzungen. Prognosen zufolge dürfte die weltweite Weizenproduktion nochmals um 4 Mio. Tonnen nach unten revidiert werden. Auch für die US-Lagerbestände wird aufgrund der robusten Exportnachfrage eine Abwärtsrevision um 75 Mio. Scheffel erwartet. Der gestrige Preisrückgang dürfte daher nur von kurzer Dauer sein.
Der Preis für Arabica-Kaffee hat gestern mit 193 US-Cents je Pfund auf dem höchsten Stand seit mehr als 13 Jahren geschlossen. Angesichts einer erwarteten Ausweitung der weltweiten Kaffeeproduktion im Erntejahr 2010/11 um 10% und einer ausgeglichenen Marktbilanz ist der Preisanstieg um 45% in den vergangenen drei Monaten fundamental nicht zu erklären, sondern in erster Linie auf Spekulation zurückzuführen. Die derzeitige Knappheit an hochwertigen Kaffeebohnen dürfte mit der im Oktober beginnenden Ernte in Kolumbien verschwinden und einen Preisrückgang zur Folge haben.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.