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Ölpreis profitiert von Pipelineschließung in den USA

10.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen wieder bei knapp 76 USD je Barrel und hat sich somit vom gestrigen Tief von 74 USD wieder stark erholt. Der Preisabstand zwischen Brent und WTI hat sich auf "lediglich" zwei US-Dollar eingeengt, nachdem er Mitte der Woche noch fast 4 USD betrug. Auch der Preisabstand zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontrakten hat sich auf weniger als einen US-Dollar verringert. Ein Grund für die Spreadeinengung ist die vorübergehende Schließung einer großen Ölleitung, welche bis zu 670 Tsd. Barrel Rohöl aus Kanada in den Mittleren Westen der USA und auch nach Cushing liefert, dem Haupthandelspunkt von WTI. Dies schränkt die unmittelbare Verfügbarkeit von WTI-Rohöl ein und könnte sich in weiter fallenden Ölimporten und Lagerbeständen niederschlagen.

Ein weiterer Grund für die Spreadeinengung sind die in dieser Woche veröffentlichten US-Lagerdaten. Nachdem schon das API für die vergangene Woche einen Lagerabbau bei Rohöl um mehr als 7 Mio. Barrel meldete, berichtete gestern auch das US-Energieministerium von einem Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 1,9 Mio. Barrel. Der Lagerabbau war auf niedrigere Importe und eine gestiegene Raffinerieauslastung zurückzuführen. Auch die Vorräte an Ölprodukten gingen leicht zurück. Unterstützend für den Ölpreise wirken derzeit auch die Nachrichten aus China. Im August hat das Land 20,9 Mio. Tonnen Rohöl (4,95 Mio. Barrel pro Tag) importiert und damit 13% mehr als im Vorjahr. In den ersten acht Monaten zusammen belaufen sich die Einfuhren auf 158 Mio. Tonnen (4,76 Mio. Barrel pro Tag), was einem Anstieg um 22,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.

Von daher überrascht nicht, dass Russland verstärkt Rohöl nach China liefern will. Ein Teil einer Ölleitung, welche bis zu 50 Mio. Tonnen Rohöl im Jahr bzw. 1 Mio. Barrel täglich aus Ostsibirien nach Nordchina liefern soll, wurde gestern vom russischen Ministerpräsidenten Putin eröffnet.

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Edelmetalle

Die Zentralbanken sind von einer Gefahr zu einem Segen für den Goldmarkt geworden. Waren sie früher meist auf der Verkäuferseite zu finden, so treten jetzt insbesondere die Notenbanken in den Schwellenländern überwiegend als Käufer auf. Der IWF vermeldet den Verkauf von 10 Tonnen Gold an Bangladesch für 403 Mio. USD, was umgerechnet einem Goldpreis von 1254 USD je Feinunze entspricht. Insgesamt hat der Fonds damit seit September 2009 von den zum Verkauf stehenden 403,3 Tonnen Gold bereits 222 Tonnen direkt an Zentralbanken und darüber hinaus per Ende Juli weitere 88,3 Tonnen am freien Markt verkauft.

Die Verkäufe hatten bislang keinen negativen Einfluss auf den Goldpreis, der gestern einen erneuten Anlauf auf das Allzeithoch bei 1265 USD je Unze unternommen haben. Gold hat zuletzt eine beachtliche relative Stärke aufgebaut und die neuen Hochs scheinen derzeit nur eine Formsache zu sein. Deshalb rechnen wir mittlerweile mit einem Durchschnittspreis von 1300 USD je Feinunze Gold im 4.Quartal. Zuvor hatten wir einen Preis von 1250 USD erwartet. Der Silberpreis dürfte im 4.Quartal im Durchschnitt bei 21 USD notieren und damit den Rekord vom Anfang 2008 erneuern.


Industriemetalle

Die Metallmärkte bleiben vorerst im Bann der Nachrichten aus China, von wo widersprüchliche Signale kommen. Zum einen belasten die Gerüchte um weitläufige Untersuchungen der Händleraktivität an der SHFE die Märkte. Zum anderen befürchten die Märkte, dass die chinesische Zentralbank PBoC am Wochenende eine Zinsanhebung beschließen wird, nachdem die Veröffentlichung der Verbraucherpreise, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze auf Samstag vorverlegt wurde. Unsere Asienexperten halten einen Zinsschritt für wahrscheinlich. Das könnte zwar die Metallpreise Anfang nächster Woche noch etwas stärker unter Druck setzen. Aber eigentlich überwiegen im Moment die positiven fundamentalen Aspekte.

Die Lagerbestände bei den meisten Metallen fallen weiter: Wie soeben berichtet, fielen die Kupfervorräte in Shanghai um 8 Tsd. Tonnen auf ein 7-Monatstief. Die heute von der Zollbehörde berichteten Kupferimporte sind im Vergleich zum Juli überraschend um 10,7% weiter auf knapp 380 Tsd. Tonnen gestiegen und lagen seit Jahresbeginn mit 2,954 Mio. Tonnen nur unwesentlich hinter dem Vorjahresrekord. Die Kupferschrottimporte sind in den ersten acht Monaten des Jahres sogar um 8,9% auf 2,81 Mio. Tonnen gestiegen.

Bei Aluminium führte der Anstieg der Importe im August auf 72,6 Tsd. Tonnen dazu, dass China wieder ein Netto-Importeur wurde, weil die Exporte von Rohaluminium gleichzeitig um knapp 10 Tsd. Tonnen auf 58,7 Tsd. Tonnen gefallen sind. Die chinesischen Metallexporte dürften demnächst wegen der Energiesparmaßnahmen gemäß dem laufenden Fünfjahresplan weiter sinken.


Agrarrohstoffe

China hat im August 4,8 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert und damit 3,6% weniger als im Juli. Bis Oktober wird vom staatlichen Chinesischen Getreide- und Ölinformationszentrum (CGOINC) mit einem weiteren Rückgang der monatlichen Einfuhren auf 3 Mio. Tonnen gerechnet. Dies ist allerdings nicht ungewöhnlich, weil in den kommenden beiden Monaten die heimische Ernte eingefahren wird und der Importbedarf somit geringer ist. Zudem hat China sich in den vergangenen Monaten bereits ausreichend mit Sojabohnen eingedeckt. So wurden allein im Juni 6,2 Mio. Tonnen eingeführt. Für das Gesamtjahr 2010 rechnet das CNGOIC mit einem Rekordeinfuhrvolumen von 51 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um 20% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Doch auch das Angebot steigt.

Gestern hat das brasilianische Landwirtschaftsministerium seine Schätzung für die diesjährige Sojabohnenernte in Brasilien nochmals leicht auf 68,7 Mio. Tonnen erhöht. Heute veröffentlicht das USDA seine aktualisierten Angebots- und Nachfrageschätzungen. Bislang rechnet das USDA mit einer US-Rekordernte von 3,433 Mrd. Scheffel (93,4 Mio. Tonnen). Da es während der Phase der Schotenbildung im August in weiten Teilen der Anbaugebiete zu trocken war, kann es zu einer leichten Abwärtsrevision der Ernteschätzung kommen. An der zu erwartenden Rekordernte dürfte dies allerdings nichts ändern.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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