Spekulanten setzen verstärkt auf steigende Preise
13.09.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis ist zum Wochenauftakt auf ein Monatshoch von 77,3 USD je Barrel gestiegen. Die am Wochenende veröffentlichten Konjunkturdaten aus China fielen stärker aus als erwartet und deuten somit auf eine anhaltend robuste Ölnachfrage des zweitgrößten Ölverbrauchers der Welt hin. Erst am Freitag hatte China einen erneuten Anstieg seiner Ölimporte gemeldet.
Zusätzliche Unterstützung erhält WTI-Rohöl von der seit drei Tagen anhaltenden Schließung der größten Ölleitung zwischen Kanada und den USA mit einer Transportkapazität von 670 Tsd. Barrel pro Tag. Diese könnte zu einem Rückgang der hohen US-Lagerbestände insbesondere in Cushing beitragen, dem Haupthandelspunkt für WTI. Im Zuge dessen hat sich der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI auf 1,5 USD verringert. Auch der Preisabstand zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontrakten beträgt nur noch 0,7 USD. Kurzfristig dürfte der WTI-Ölpreis weiter zulegen und sich die Spreadeinengung fortsetzen. Auch bei den spekulativen Finanzanlegern lässt sich ein Stimmungswechsel beobachten. Diese haben in der Woche zum 7. September erstmals wieder ihre Netto-Long-Positionen um 6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, nachdem sie in den vier Wochen zuvor kontinuierlich zurückgegangen waren.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage 2010 leicht nach oben revidiert und erwartet einen Anstieg um 1,9 Mio. Barrel pro Tag. Für 2011 wird seitens der IEA weiterhin mit einem Anstieg um 1,3 Mio. Barrel pro Tag gerechnet. Die IEA verweist aber auf signifikante Abwärtsrisiken für die Prognose. Die Reichweite der Lagerbestände in den OECD-Ländern stieg im Juli auf 61,4 Tage und nähert sich damit dem vor 12 Jahren erreichten Rekordniveau. Dies deutet auf eine anhaltende Überversorgung hin.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist zunächst daran gescheitert, ein neues Rekordhoch zu markieren, handelt mit 1.245 USD je Feinunze aber weiterhin nur 1,5% davon entfernt. Angesichts dieser Nähe ist ein weiterer Anlauf in dieser Woche wahrscheinlich. Die in dieser Woche anstehenden US-Konjunkturdaten dürften die Ängste vor einem erneuten Abrutschen der US-Wirtschaft in die Rezession nicht verdrängen. Zudem könnten nach den jüngsten Daten in China weitere restriktive Maßnahmen bevorstehen. Die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen dürfte damit bestehen bleiben.
Die Netto-Long-Positionen bei Gold stiegen in der Woche zum 7. September bereits die siebte Woche in Folge auf 211.027 Kontrakte und erreichten damit den höchsten Stand seit Ende Juni. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Silber stiegen um 5 Tsd. auf ein Rekordhoch von 44.536 Kontrakten. Innerhalb von zwei Wochen stiegen sie um mehr als 60%. Das hohe spekulative Interesse mahnt zur Vorsicht. Sollten das Rekordhoch von 1.265 USD bei Gold und die psychologisch wichtige Marke von 20 USD bei Silber nicht bald überwunden werden, könnten seitens der spekulativen Finanzanleger Gewinnmitnahmen einsetzen, welche einen Preisrückgang zur Folge hätten.
Industriemetalle
Die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Kreditvergabe haben in China positiv überrascht. Zwar wird dadurch eine baldige Zinsanhebung - wir erwarten einen Zinsschritt um 27 Basispunkte im 4. Quartal - wahrscheinlicher, zumal die Konsumentenpreise den stärksten Jahresanstieg seit Oktober 2008 verzeichnet haben. Zurzeit jedoch unterstützen eine geringere Risikoaversion und ein verstärkter Konjunkturoptimismus die Preise für die Industriemetalle.
Desweiteren berichtet das chinesische Statistikbüro von einem Rückgang der Produktion von Kupfer und Aluminium im August. Die Kupferproduktion ist um 0,3% und die Aluminimproduktion um 5,4% im Vergleich zum Juli gefallen. Die Lagerbestände für Aluminium an der SHFE sind in der Vorwoche weiter gefallen und liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2010. Zwar erwarten wir, dass die Energiesparmaßnahmen der chinesischen Provinzregierungen den Aluminiummarkt einengen werden.
Man sollte jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass die Aluminiumproduktion in China in den ersten acht Monaten 37,4% höher als vor einem Jahr gewesen ist. Zum Preisanstieg der Metalle hat außerdem auch das verstärkte spekulative Interesse beigetragen. Laut CFTC sind die Netto-Long-Positionen der Spekulanten an der COMEX in der Woche zum 3. September um 4,5 Tsd. Kontrakte bzw. 23% auf 24 Tsd. Kontrakte, den höchsten Stand seit April dieses Jahres, gestiegen.
Agrarrohstoffe
Am Freitag konnte der Preis für Mais an der Börse in Chicago auf ein 23-Monatshoch von 4,64 USD je Scheffel steigen, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) die diesjährige US-Ernte um 5 Mio. Tonnen oder 2% geringer als bisher einschätzt und das Verhältnis von Lagerbeständen zu Verbrauch auf das niedrigste Niveau seit 15 Jahren fallen sieht. Das Interesse spekulativer Anleger am Maismarkt ist ungebrochen und dürfte durch die neuen Daten weiter befördert werden: In der Woche zum 7. September steigen ihre Netto-Long-Positionen um weitere knapp 20 Tsd. Kontrakte auf 341,3 Tsd. Kontrakte an.
Die USDA-Korrekturen an der Weizenprognose fielen eher moderat aus. Zwar wurden die Zahlen für die Ernten der EU sowie Russlands nochmals um jeweils etwa 2,5 Mio. Tonnen nach unten korrigiert, doch war zuletzt die Entwicklung in Kanada besser, so dass hier die Ernteschätzung um 2 Mio. Tonnen angehoben wurde. Weltweit blieb es daher bei einer Reduktion um „nur“ 2,7 Mio. Tonnen, weniger als weithin erwartet worden war. Zwar dämpft dies die Preisfantasie, doch sollte die starke Exporttätigkeit die Preise unterstützen. Europäischer Weizen dürfte weiter von der Meldung profitieren, wonach in der vergangenen Woche von der EU Exportlizenzen für 943 Tsd. Tonnen Weizen ausgestellt wurden, ein seit drei Jahren unerreichtes Volumen. Auch die US-Ausfuhren waren in der vergangenen Woche laut USDA nach einem Großauftrag aus Ägypten so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr ausgefallen.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis ist zum Wochenauftakt auf ein Monatshoch von 77,3 USD je Barrel gestiegen. Die am Wochenende veröffentlichten Konjunkturdaten aus China fielen stärker aus als erwartet und deuten somit auf eine anhaltend robuste Ölnachfrage des zweitgrößten Ölverbrauchers der Welt hin. Erst am Freitag hatte China einen erneuten Anstieg seiner Ölimporte gemeldet.
Zusätzliche Unterstützung erhält WTI-Rohöl von der seit drei Tagen anhaltenden Schließung der größten Ölleitung zwischen Kanada und den USA mit einer Transportkapazität von 670 Tsd. Barrel pro Tag. Diese könnte zu einem Rückgang der hohen US-Lagerbestände insbesondere in Cushing beitragen, dem Haupthandelspunkt für WTI. Im Zuge dessen hat sich der Preisaufschlag von Brent gegenüber WTI auf 1,5 USD verringert. Auch der Preisabstand zwischen den beiden nächstfälligen WTI-Kontrakten beträgt nur noch 0,7 USD. Kurzfristig dürfte der WTI-Ölpreis weiter zulegen und sich die Spreadeinengung fortsetzen. Auch bei den spekulativen Finanzanlegern lässt sich ein Stimmungswechsel beobachten. Diese haben in der Woche zum 7. September erstmals wieder ihre Netto-Long-Positionen um 6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, nachdem sie in den vier Wochen zuvor kontinuierlich zurückgegangen waren.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage 2010 leicht nach oben revidiert und erwartet einen Anstieg um 1,9 Mio. Barrel pro Tag. Für 2011 wird seitens der IEA weiterhin mit einem Anstieg um 1,3 Mio. Barrel pro Tag gerechnet. Die IEA verweist aber auf signifikante Abwärtsrisiken für die Prognose. Die Reichweite der Lagerbestände in den OECD-Ländern stieg im Juli auf 61,4 Tage und nähert sich damit dem vor 12 Jahren erreichten Rekordniveau. Dies deutet auf eine anhaltende Überversorgung hin.
Edelmetalle
Der Goldpreis ist zunächst daran gescheitert, ein neues Rekordhoch zu markieren, handelt mit 1.245 USD je Feinunze aber weiterhin nur 1,5% davon entfernt. Angesichts dieser Nähe ist ein weiterer Anlauf in dieser Woche wahrscheinlich. Die in dieser Woche anstehenden US-Konjunkturdaten dürften die Ängste vor einem erneuten Abrutschen der US-Wirtschaft in die Rezession nicht verdrängen. Zudem könnten nach den jüngsten Daten in China weitere restriktive Maßnahmen bevorstehen. Die Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen dürfte damit bestehen bleiben.
Die Netto-Long-Positionen bei Gold stiegen in der Woche zum 7. September bereits die siebte Woche in Folge auf 211.027 Kontrakte und erreichten damit den höchsten Stand seit Ende Juni. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Silber stiegen um 5 Tsd. auf ein Rekordhoch von 44.536 Kontrakten. Innerhalb von zwei Wochen stiegen sie um mehr als 60%. Das hohe spekulative Interesse mahnt zur Vorsicht. Sollten das Rekordhoch von 1.265 USD bei Gold und die psychologisch wichtige Marke von 20 USD bei Silber nicht bald überwunden werden, könnten seitens der spekulativen Finanzanleger Gewinnmitnahmen einsetzen, welche einen Preisrückgang zur Folge hätten.
Industriemetalle
Die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Kreditvergabe haben in China positiv überrascht. Zwar wird dadurch eine baldige Zinsanhebung - wir erwarten einen Zinsschritt um 27 Basispunkte im 4. Quartal - wahrscheinlicher, zumal die Konsumentenpreise den stärksten Jahresanstieg seit Oktober 2008 verzeichnet haben. Zurzeit jedoch unterstützen eine geringere Risikoaversion und ein verstärkter Konjunkturoptimismus die Preise für die Industriemetalle.
Desweiteren berichtet das chinesische Statistikbüro von einem Rückgang der Produktion von Kupfer und Aluminium im August. Die Kupferproduktion ist um 0,3% und die Aluminimproduktion um 5,4% im Vergleich zum Juli gefallen. Die Lagerbestände für Aluminium an der SHFE sind in der Vorwoche weiter gefallen und liegen mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2010. Zwar erwarten wir, dass die Energiesparmaßnahmen der chinesischen Provinzregierungen den Aluminiummarkt einengen werden.
Man sollte jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass die Aluminiumproduktion in China in den ersten acht Monaten 37,4% höher als vor einem Jahr gewesen ist. Zum Preisanstieg der Metalle hat außerdem auch das verstärkte spekulative Interesse beigetragen. Laut CFTC sind die Netto-Long-Positionen der Spekulanten an der COMEX in der Woche zum 3. September um 4,5 Tsd. Kontrakte bzw. 23% auf 24 Tsd. Kontrakte, den höchsten Stand seit April dieses Jahres, gestiegen.
Agrarrohstoffe
Am Freitag konnte der Preis für Mais an der Börse in Chicago auf ein 23-Monatshoch von 4,64 USD je Scheffel steigen, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) die diesjährige US-Ernte um 5 Mio. Tonnen oder 2% geringer als bisher einschätzt und das Verhältnis von Lagerbeständen zu Verbrauch auf das niedrigste Niveau seit 15 Jahren fallen sieht. Das Interesse spekulativer Anleger am Maismarkt ist ungebrochen und dürfte durch die neuen Daten weiter befördert werden: In der Woche zum 7. September steigen ihre Netto-Long-Positionen um weitere knapp 20 Tsd. Kontrakte auf 341,3 Tsd. Kontrakte an.
Die USDA-Korrekturen an der Weizenprognose fielen eher moderat aus. Zwar wurden die Zahlen für die Ernten der EU sowie Russlands nochmals um jeweils etwa 2,5 Mio. Tonnen nach unten korrigiert, doch war zuletzt die Entwicklung in Kanada besser, so dass hier die Ernteschätzung um 2 Mio. Tonnen angehoben wurde. Weltweit blieb es daher bei einer Reduktion um „nur“ 2,7 Mio. Tonnen, weniger als weithin erwartet worden war. Zwar dämpft dies die Preisfantasie, doch sollte die starke Exporttätigkeit die Preise unterstützen. Europäischer Weizen dürfte weiter von der Meldung profitieren, wonach in der vergangenen Woche von der EU Exportlizenzen für 943 Tsd. Tonnen Weizen ausgestellt wurden, ein seit drei Jahren unerreichtes Volumen. Auch die US-Ausfuhren waren in der vergangenen Woche laut USDA nach einem Großauftrag aus Ägypten so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr ausgefallen.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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