Gold: Große Rally im Herbst
15.09.2010 | Adam Hamilton
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Der Goldkurs knackte die 1200-Dollar-Marke zum ersten Mal Anfang Mai 2010, an dem Tag, als der berühmt berüchtigte Flash Crash stattfand. Weit verbreitete Angst sorgte dafür, dass riesige Mengen Aktienmarktkapital in den GLD Gold-ETF flossen. Die Nachfrage nach GLD-Anteilen seitens der Aktieninvestoren war so hoch, dass GLD-Teilhaber nahezu 20 Tonnen Gold an jenem Tag kaufen mussten, um zu verhindern, dass sich der GLD nach oben hin vom Goldpreis entfernt. Dieser Anstieg der GLD-Anteile von 1,7 Prozent rief einen Goldkursanstieg von 2,8 Prozent auf über 1200 Dollar hervor. Seit diesem schicksalhaften Tag vor über vier Monaten lag der Goldkurs bei durchschnittlichen 1216 Dollarn bei Börsenschluss. Immer, wenn ein Kurs seitwärts nahe seiner Höchstwerte verläuft, bildet er eine Basis. Je länger sich ein bestimmter Wert durchsetzen kann, desto mehr Händler gewöhnen sich an diesen Preis und akzeptieren ihn als neuen Basiswert. Demnach wird ein Goldkurs von 1200 Dollarn nicht mehr als hoch, sondern als gewöhnlich wahrgenommen.
In der Chart ist die Gold-Rally Ende vergangenen Jahres, in der der Goldkurs die 1200-Dollar-Marke knackte, kaum zu übersehen. Einige Analytiker vergleichen den aktuellen Basisgoldpreis mit dem Goldpreis von vor neun Monaten. Während 1200 Dollar damals als teuer und riskant empfunden wurde, ist er heute dank der hohen Konsolidierung nichts Außergewöhnliches. Man hat sich inzwischen an Goldpreise von und über 1200 Dollar gewöhnt.
Solch ein Verhalten ist typisch. Wie Sie in der Chart sehen können, konsolidiert sich der Goldpreis tendenziell in einer Seitwärtsbewegung im Laufe der Sommerflaute. Somit haben Händler genügend Zeit, sich an die neuen Werte zu gewöhnen. Und wenn der Herbst erst einmal vor der Tür steht, steigt der Goldpreis angesichts der erhöhten, globalen Goldnachfrage. Diese Saisonbedingtheit ist typisch für den Goldpreis und wurde lediglich von der Aktienpanik 2008 unterbrochen.
Im Sommer 2007 (Der Sommer der Märkten erstreckt sich von Juni bis August) lag der durchschnittliche Goldpreis bei 662 Dollarn bei Börsenschluss. Im Anschluss an seinen Aufschwung im Herbst stieg er im Dezember um 21,8 Prozent. Ähnlich hätte sich der Goldpreis ein Jahr später verhalten, wenn die Aktienpanik ihm keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte und den saisonalen Zyklus beeinträchtigt hätte. Nichtsdestotrotz hat sich der Goldkurs nach der Panik recht schnell erholt und ist seitdem stetig gestiegen.
Im Sommer 2009 verlief der Goldkurs erneut seitwärts und erreichte einen durchschnittlichen Wert von 943 Dollarn. Die meisten Analytiker und Händler erwarteten augrund der niedrigen Goldpreise Ende Juli einen entscheidenden Sell-Off. Als Querdenker war ich jedoch der Meinung, dass Gold endlich bereit für seinen lang ersehnten Durchbruch der 1000-Dollar-Marke war. Im Dezember 2009 erzielte der Goldkurs einen Wert von 1127 Dollarn (ein Anstieg von 19,5 Prozent). Somit behielt ich recht und die Schwarzseher lagen falsch.
Im Sommer 2010 lag der durchschnittliche Goldkurs dann bei 1215 Dollarn. Zwischen den Sommermonaten und Dezember der Jahre 2007 und 2009 stieg der durchschnittliche Goldkurs um 20,7 Prozent. Wenn sich dieser Aufschwung auch in diesem Jahr behaupten kann, was sehr wahrscheinlich ist, wird der durchschnittliche Goldkurs im Dezember 2010 bei 1466 Dollar liegen. Da diese Werte nur monatliche Durchschnittswerte sind, stehen die Chancen auf einen diesjährigen Durchbruch der 1500-Dollar-Marke im Herbst recht gut. Alle Werte, die den momentanen Kurs übersteigen, stellen Rekordhöchstwerte dar und heben die Marktstimmung.
Da der relative Goldpreis zurzeit niedrig ist, stehen die Chancen auf eine große Herbst-Rally sogar noch besser. In den vergangenen sechs Monaten schwankte der relative Goldkurs innerhalb einer Handelsspanne von 0,99 bis 1,25. Wenn der Goldkurs gering ist, ist der richtige Zeitpunkt, um long zu gehen und wenn der Goldkurs hoch ist, sollte man short gehen.
Im Juli diesen Jahres erreichte der relative Goldkurs einen Wert von 1,015. Dieser Wert entspricht fast dem von August 2007 (0,998) vor der großen Herbst-Rally. Seit Anfang Dezember 2009, als Gold einen Wert von 1200 Dollar (und der relative Goldkurs bei 1,248 lag) erreichte, war er weder überkauft noch überbewertet. Am Anfang der Herbst-Rally verläuft der Goldkurs für gewöhnlich nahe seines gleitenden 200-Tages-Durchschnitts und am Ende dieser Rally 25 Prozent darüber.
Der momentane gleitende 200-Tages-Durchschnitt liegt bei ungefähr 1165 Dollar. Um überkauft zu sein, müsste der Goldkurs bis auf 1456 Dollar steigen. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Goldkurs in den kommenden Monaten tatsächlich steigen wird und somit auch der gleitende 200-Tages-Durchschnitt erhöht wird. Wenn der relative Goldkurs im Dezember beim 1,25fachen Wert seines gleitenden 200-Tages-Durchschnitts liegen würde, würde das einen Goldpreis von 1500 Dollar bedeuten.
Nach rein technischen Aspekten sieht der Goldkurs momentan also recht bullisch aus. Auch wenn er nahe seiner nominellen Höchstwerte verläuft, ist er ganz und gar nicht überbewertet. Ein Goldkurs von über 1200 Dollar ist seit Dezember 2009 zum Normalfall geworden und die Händler haben sich daran gewöhnt. Generell liegt der Goldkurs zu Beginn der Herbst-Rally am unteren Ende seiner relativen Handelsspanne, nicht weit über seinem 200-Tages-Durchschnitt.
Man kann es nicht oft genug sagen: Der Kursverlauf bestimmt die Stimmung. Der Grund, warum Händler nicht wirklich enthusiastisch sind, liegt darin, dass er sich seit Mai oder Juni (als er bei 1256 Dollarn lag) nicht großartig verändert hat. Während Seitwärtskonsolidierungen eine allgemeine Akzeptanz hervorrufen, geben Sie dennoch keinen wirklichen Ansporn. Konsolidierungen langweilen Händler und machen sie gleichgültig.