Maispreis steigt auf 2-Jahreshoch
16.09.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Die seit Donnerstag letzter Woche geschlossene Ölpipeline zwischen Kanada und den USA soll an diesem Freitag wieder in Betrieb gesetzt werden. Die Aussicht darauf hat den Preis für WTI gestern unter Druck gesetzt. Dieser fiel zeitweise unter die Marke von 75 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weitete sich im Zuge dessen bis auf nahezu vier US-Dollar aus. Aufgrund der Kontraktumstellung bei Brent gestern nach Handelsschluss wird der Vergleich der beiden Ölsorten derzeit erschwert, weil bis zur Umstellung bei WTI in der kommenden Woche unterschiedliche Fälligkeiten als nächstfällige Terminkontrakte gehandelt werden. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche nach Angaben des US-Energieministeriums um 2,5 Mio. Barrel gesunken.
Der Lagerabbau kam zustande, obwohl die Raffinerien ihre Auslastung zurückführten und die Importe leicht anstiegen. Die Lieferausfälle aufgrund der Schließung der wichtigsten Ölleitung zwischen Kanada und den USA hatten somit noch keinen sichtbaren Einfluss auf die Lagerstatistik. Diese dürften aber in der nächsten Veröffentlichung sichtbar werden, bedenkt man, dass aufgrund der Pipelineschließung in dieser Woche ca. 4 Mio. Barrel Rohöl fehlen dürften. Die US-Ölimporte könnten zusätzlich durch den Tropensturm Karl reduziert werden, welcher in den kommenden Tagen die Ölförderung im südlichen Golf von Mexiko beeinträchtigen dürfte. Dort befindet sich der Großteil der Ölproduktion Mexikos, dem drittgrößten Öllieferanten der USA. Dies dürfte den WTI-Ölpreis in den kommenden Tagen unterstützen. Brent ist angesichts des weltweiten Überangebots und der schleppenden Nachfrageentwicklung in Europa mit 79 USD je Barrel derzeit zu teuer, so dass das Abwärtspotenzial bei Brent größer ist als bei WTI.
Edelmetalle
Offensichtlich ist die Luft für Gold in den neuen Höhen noch ein bisschen dünn: Nach dem neuen Rekordhoch am Mittwoch von 1275 USD je Feinunze legte Gold gestern eine Verschnaufpause ein und gab um gut 10 USD je Feinunze nach. Anleger tendierten zu Gewinnmitnahmen. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verbuchte gestern Abflüsse von knapp 4 Tonnen. Belastend kommt hinzu, dass die indische Notenbank heute ihren Leitzins weiter angehoben hat. Das erhöht die Opportunitätskosten der Goldhaltung in einem Land, in dem zwar traditionell die Schmucknachfrage die größere Rolle spielt, aber zuletzt auch das Investitionsmotiv an Bedeutung gewonnen hat. Charttechnisch bleibt das Bild aber intakt, so dass in den kommenden Wochen neue Höchststände markiert werden dürften.
Silber bleibt als "günstige" Alternative zu Gold stark gesucht: Das weiße Edelmetall markierte heute morgen bei 20,6 USD je Feinunze ein neues 2½ Jahreshoch. Der größte Silber ETF, iShares Silver Trust, verzeichnet deutliche Zuflüsse von 36,5 Tonnen. Das Gold-Silber Verhältnis ist in den vergangenen vier Wochen zwar spürbar von gut 68 auf 61,5 gefallen, im Vergleich zu dem Niveau vom Frühjahr 2008, als die Quote bei gut 50 lag, ist Silber aber nach wie vor niedrig bewertet. Wir sehen deshalb weiteres Aufholpotenzial.
Industriemetalle
Das Büro für Metallstatistiken (WBMS) gab die Fundamentaldaten per Ende Juli bekannt. Bei Kupfer hat sich das Nachfragewachstum zuletzt etwas abgeschwächt: Zwar wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 70 Tsd. Tonnen Kupfer mehr nachgefragt als hergestellt, im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Defizit jedoch halbiert. Bei Nickel dagegen hat sich das Marktdefizit von 7,5 Tsd. Tonnen in der Vorjahresperiode auf nun 51,5 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Ausschlaggebend war ein massiver Nachfrageanstieg, der auf eine geringere Minenproduktion traf. Die weltweite Nickelnachfrage lag im Juli mit 148,5 Tsd. Tonnen rund 43% höher als noch im Januar. Hier erwarten wir jedoch eine Trendumkehr. Zum einen dürfte die Minenproduktion nach der Einigung von Vale mit seinen Arbeitern in Kanada wieder gestiegen sein. Zum anderen hat das Nachfragewachstum aus dem Edelstahlsektor wieder nachgegeben.
Viele Marktteilnehmer dürfte die Stabilisierung der Situation am Aluminiummarkt überraschen. Laut WBMS war der Markt zuletzt nahezu ausgeglichen, während noch vor einem Jahr hier ein Produktionsüberschuss von 1,4 Mio. Tonnen verzeichnet wurde. Für die Wiederherstellung des Gleichgewichts war vor allem China verantwortlich, das in den letzten Monaten die Produktion nicht mehr weiter ausgeweitet hat. Die vorläufigen Daten für August zeigen sogar einen 10%-igen Rückgang der chinesischen Produktion. Dies sieht man auch an fallenden Lagerbeständen an der SHFE und im LME-System. Wir gehen davon aus, dass die Produktionsstilllegungen in China mittelfristig einen Preisanstieg bei Aluminium bewirken werden.
Agrarrohstoffe
Der Maispreis nähert sich der Marke von 5 USD je Scheffel. So teuer war Mais zuletzt vor knapp zwei Jahren. Zwar verzeichnet die Maisernte in den USA den schnellsten Start seit 10 Jahren. Gleichzeitig lassen aber die Erträge zu wünschen übrig. Von daher ist keineswegs gesichert, dass es in diesem Jahr erneut eine Rekordernte geben wird. Das USDA hatte seine Prognose zuletzt bereits um 5 Mio. auf 334 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Zudem gibt es widersprüchliche Meldungen zur Maisernte in China.
Das staatliche Getreide- und Ölinformationszentrum (CNGOIC) hat seine Prognose um 1 Mio. auf einen Rekordwert von 169 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Das private Agrarberatungsunternehmen Shanghai JC Intelligence ist dagegen deutlich zurückhaltender und erwartet einen Rückgang auf 158,7 Mio. Tonnen. Zu feuchtes und kühles Wetter in den nördlichen Anbaugebieten verzögert die Ausreifung der Maispflanzen und die bevorstehende Ernte. Von daher scheint die Prognose des CNGOIC zu optimistisch. Eigentlich besitzt China über hinreichend hohe Lagerbestände, um Ernteausfälle ausgleichen zu können. Aufgrund der deutlich höheren inländischen Preise besteht aber der Anreiz, das fehlende Angebot durch Importe zu decken. So erklärt sich auch, dass China in diesem Jahr bereits 1,3 Mio. Tonnen Mais importiert hat. Dieser Betrag dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Die seit Donnerstag letzter Woche geschlossene Ölpipeline zwischen Kanada und den USA soll an diesem Freitag wieder in Betrieb gesetzt werden. Die Aussicht darauf hat den Preis für WTI gestern unter Druck gesetzt. Dieser fiel zeitweise unter die Marke von 75 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weitete sich im Zuge dessen bis auf nahezu vier US-Dollar aus. Aufgrund der Kontraktumstellung bei Brent gestern nach Handelsschluss wird der Vergleich der beiden Ölsorten derzeit erschwert, weil bis zur Umstellung bei WTI in der kommenden Woche unterschiedliche Fälligkeiten als nächstfällige Terminkontrakte gehandelt werden. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche nach Angaben des US-Energieministeriums um 2,5 Mio. Barrel gesunken.
Der Lagerabbau kam zustande, obwohl die Raffinerien ihre Auslastung zurückführten und die Importe leicht anstiegen. Die Lieferausfälle aufgrund der Schließung der wichtigsten Ölleitung zwischen Kanada und den USA hatten somit noch keinen sichtbaren Einfluss auf die Lagerstatistik. Diese dürften aber in der nächsten Veröffentlichung sichtbar werden, bedenkt man, dass aufgrund der Pipelineschließung in dieser Woche ca. 4 Mio. Barrel Rohöl fehlen dürften. Die US-Ölimporte könnten zusätzlich durch den Tropensturm Karl reduziert werden, welcher in den kommenden Tagen die Ölförderung im südlichen Golf von Mexiko beeinträchtigen dürfte. Dort befindet sich der Großteil der Ölproduktion Mexikos, dem drittgrößten Öllieferanten der USA. Dies dürfte den WTI-Ölpreis in den kommenden Tagen unterstützen. Brent ist angesichts des weltweiten Überangebots und der schleppenden Nachfrageentwicklung in Europa mit 79 USD je Barrel derzeit zu teuer, so dass das Abwärtspotenzial bei Brent größer ist als bei WTI.
Edelmetalle
Offensichtlich ist die Luft für Gold in den neuen Höhen noch ein bisschen dünn: Nach dem neuen Rekordhoch am Mittwoch von 1275 USD je Feinunze legte Gold gestern eine Verschnaufpause ein und gab um gut 10 USD je Feinunze nach. Anleger tendierten zu Gewinnmitnahmen. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verbuchte gestern Abflüsse von knapp 4 Tonnen. Belastend kommt hinzu, dass die indische Notenbank heute ihren Leitzins weiter angehoben hat. Das erhöht die Opportunitätskosten der Goldhaltung in einem Land, in dem zwar traditionell die Schmucknachfrage die größere Rolle spielt, aber zuletzt auch das Investitionsmotiv an Bedeutung gewonnen hat. Charttechnisch bleibt das Bild aber intakt, so dass in den kommenden Wochen neue Höchststände markiert werden dürften.
Silber bleibt als "günstige" Alternative zu Gold stark gesucht: Das weiße Edelmetall markierte heute morgen bei 20,6 USD je Feinunze ein neues 2½ Jahreshoch. Der größte Silber ETF, iShares Silver Trust, verzeichnet deutliche Zuflüsse von 36,5 Tonnen. Das Gold-Silber Verhältnis ist in den vergangenen vier Wochen zwar spürbar von gut 68 auf 61,5 gefallen, im Vergleich zu dem Niveau vom Frühjahr 2008, als die Quote bei gut 50 lag, ist Silber aber nach wie vor niedrig bewertet. Wir sehen deshalb weiteres Aufholpotenzial.
Industriemetalle
Das Büro für Metallstatistiken (WBMS) gab die Fundamentaldaten per Ende Juli bekannt. Bei Kupfer hat sich das Nachfragewachstum zuletzt etwas abgeschwächt: Zwar wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 70 Tsd. Tonnen Kupfer mehr nachgefragt als hergestellt, im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Defizit jedoch halbiert. Bei Nickel dagegen hat sich das Marktdefizit von 7,5 Tsd. Tonnen in der Vorjahresperiode auf nun 51,5 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Ausschlaggebend war ein massiver Nachfrageanstieg, der auf eine geringere Minenproduktion traf. Die weltweite Nickelnachfrage lag im Juli mit 148,5 Tsd. Tonnen rund 43% höher als noch im Januar. Hier erwarten wir jedoch eine Trendumkehr. Zum einen dürfte die Minenproduktion nach der Einigung von Vale mit seinen Arbeitern in Kanada wieder gestiegen sein. Zum anderen hat das Nachfragewachstum aus dem Edelstahlsektor wieder nachgegeben.
Viele Marktteilnehmer dürfte die Stabilisierung der Situation am Aluminiummarkt überraschen. Laut WBMS war der Markt zuletzt nahezu ausgeglichen, während noch vor einem Jahr hier ein Produktionsüberschuss von 1,4 Mio. Tonnen verzeichnet wurde. Für die Wiederherstellung des Gleichgewichts war vor allem China verantwortlich, das in den letzten Monaten die Produktion nicht mehr weiter ausgeweitet hat. Die vorläufigen Daten für August zeigen sogar einen 10%-igen Rückgang der chinesischen Produktion. Dies sieht man auch an fallenden Lagerbeständen an der SHFE und im LME-System. Wir gehen davon aus, dass die Produktionsstilllegungen in China mittelfristig einen Preisanstieg bei Aluminium bewirken werden.
Agrarrohstoffe
Der Maispreis nähert sich der Marke von 5 USD je Scheffel. So teuer war Mais zuletzt vor knapp zwei Jahren. Zwar verzeichnet die Maisernte in den USA den schnellsten Start seit 10 Jahren. Gleichzeitig lassen aber die Erträge zu wünschen übrig. Von daher ist keineswegs gesichert, dass es in diesem Jahr erneut eine Rekordernte geben wird. Das USDA hatte seine Prognose zuletzt bereits um 5 Mio. auf 334 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Zudem gibt es widersprüchliche Meldungen zur Maisernte in China.
Das staatliche Getreide- und Ölinformationszentrum (CNGOIC) hat seine Prognose um 1 Mio. auf einen Rekordwert von 169 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Das private Agrarberatungsunternehmen Shanghai JC Intelligence ist dagegen deutlich zurückhaltender und erwartet einen Rückgang auf 158,7 Mio. Tonnen. Zu feuchtes und kühles Wetter in den nördlichen Anbaugebieten verzögert die Ausreifung der Maispflanzen und die bevorstehende Ernte. Von daher scheint die Prognose des CNGOIC zu optimistisch. Eigentlich besitzt China über hinreichend hohe Lagerbestände, um Ernteausfälle ausgleichen zu können. Aufgrund der deutlich höheren inländischen Preise besteht aber der Anreiz, das fehlende Angebot durch Importe zu decken. So erklärt sich auch, dass China in diesem Jahr bereits 1,3 Mio. Tonnen Mais importiert hat. Dieser Betrag dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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