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Und noch einmal: Neues Allzeithoch bei Gold

17.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann am Morgen auf knapp 75 USD je Barrel steigen, nachdem gestern Tiefstkurse von 74,1 USD verzeichnet wurden. Der mexikanische Ölkonzern Pemex hat wegen Wirbelsturm Karl die Produktion auf 14 kleineren Ölplattformen unterbrochen. Zudem wurden zwei der wichtigsten mexikanischen Ölhäfen aufgrund der Sturmgefahr geschlossen. Mexiko ist mit einem täglichen Exportvolumen von 1,2 Mio. Barrel der drittgrößte Öllieferant der USA. In der Folge könnten die US-Ölimporte in dieser Woche weiter zurückgehen, nachdem sie im Verlauf der letzten beiden Wochen bereits deutlich gefallen waren und somit zum Abbau der Lagerbestände beitrugen.

Der mögliche Importrückgang dürfte allerdings durch die heutige Wiederinbetriebnahme der wichtigsten Ölleitung zwischen Kanada und den USA kompensiert werden. Diese war für gut eine Woche aufgrund eines Lecks geschlossen, was zu Lieferausfällen in Höhe von 4 Mio. Barrel geführt hat. Von daher dürfte sich der Lagerabbau in den USA nicht fortsetzen. Der WTI-Ölpreis sollte daher in den kommenden Tagen unter Druck bleiben.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 103 Mrd. Kubikfuß gestiegen. Der Lageraufbau lag damit über den Erwartungen und dem 5-Jahresdurchschnitt. Der Lagerüberhang weitete sich daraufhin auf 6,2% aus. Der Erdgaspreis war kurzzeitig unter die Marke von 4 USD je mmBtu gefallen, konnte die Verluste aber wieder wettmachen. Dies deutet auf eine Bodenbildung hin und spricht für steigende Preise in den kommenden Wochen. Hurrikan Karl dürfte die US-Gasproduktion im Golf von Mexiko zwar nicht beeinträchtigen, ruft aber das Risiko von Produktionsunterbrechungen aufgrund von Wirbelstürmen in Erinnerung.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist am Morgen auf ein neues Rekordhoch von 1.283 USD je Feinunze gestiegen. Indizien auf eine weitere quantitative Lockerung der Geldpolitik geben dem Goldpreis derzeit Rückenwind. So hat Japan in dieser Woche bereits gegen den Yen interveniert, was faktisch einer Ausweitung der Liquidität gleichkommt. Gestern hat die Schweizer Nationalbank die Tür für baldige Zinserhöhungen zugeschlagen und sich gleichzeitig die Möglichkeit zu Interventionen offengehalten.

Es gibt zudem Spekulationen, dass die US-Notenbank nächste Woche die Ausweitung des Aufkaufprogramms von Staatsanleihen beschließen könnte. Auch wenn unsere Volkswirte dies für unwahrscheinlich erachten, dürften dauerhaft niedrige Zinsen, eine Ausweitung der Liquidität und ein drohender Abwertungswettlauf die Nachfrage nach Gold als stabile Wertanlage weiter hoch halten.

Im Windschatten von Gold nähert sich der Silberpreis der Marke von 21 USD je Feinunze. So teuer war Silber letztmals im März 2008. Das damals erreichte Hoch liegt bei 21,35 USD. Die Nähe zu dieser Marke, welche einem 30-Jahreshoch entspricht, dürfte weitere Finanzanleger anlocken. Es dürfte daher nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieses Preisniveau erreicht wird. Ein schnelles Überschreiten dieser Marke ist aufgrund des zu erwartenden technischen Widerstands allerdings unwahrscheinlich.


Industriemetalle

Zinn ist wohl der Gewinner dieser Woche, in der alle Industriemetalle auf Basis des Index der Londoner Metallbörse bislang immerhin 3% zulegen konnten. Gestern stieg der Preis den neunten Tag in Folge; Zinn ist nun mit 23 700 USD je Tonne so teuer wie zuletzt im Mai 2008. Die jüngsten Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) bestätigen die Knappheit am Markt, die sich auch im Rückgang der LME-Lagerbestände zeigt. So übertraf die Nachfrage das Angebot in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres um knapp 10 Tsd. Tonnen, was aufs Jahr hochgerechnet und bezogen auf die Produktion einem Defizit von knapp 5% entspräche. Nichtsdestotrotz weisen wir abermals auf die Gefahr einer Überhitzung in einem stark konzentrierten Markt hin.

Ein Überangebot besteht dagegen weiter am Blei- und am Zinkmarkt: Die LME-Lagerbestände an Blei steigen seit Juli wieder, nachdem sie im Frühjahr noch von ihrem 7-Jahreshoch leicht zurückgekommen waren. Auch WBMS weist einen deutlichen Produktionsüberschuss von 70 Tsd. Tonnen Blei für Januar bis Juli aus. Einen noch höheren Überschuss verbucht der Zinkmarkt, der für denselben Zeitraum einen annualisierten Überschuss von knapp 4% bezogen auf die Produktion ausweist. Die heute veröffentlichten Lagerdaten für Shanghai bestätigen das allgemeine Bild aber nicht: demnach sind die Zinkvorräte in Shanghai leicht gefallen, während sie für Kupfer von ihrem sieben Monatstief in der Vorwoche geringfügig gestiegen sind. Eine Tendenzwende sehen wir darin aber nicht.


Agrarrohstoffe

Erstmals seit zwei Jahren konnte der Maispreis die Marke von 5 USD je Scheffel überspringen. Dahinter stehen Sorgen über Ernteausfälle in den USA. Allerdings ist es zu früh, die niedrigeren Erträge der frühen Ernte als Indikator für die Gesamternte zu sehen, weil die Pflanzenqualität in den betroffenen Bundesstaaten deutlich unter dem US-Durchschnitt liegt. Zwar kam es auch bundesweit in den vergangenen Wochen laut US-Landwirtschaftsministerium zu einer leichten Verschlechterung der Einschätzung zur Erntequalität. 68% der Maispflanzen wurden in der letzten Woche aber weiterhin als gut bzw. sehr gut eingeschätzt. Das liegt aber nur knapp unter dem Wert des Vorjahres, als eine Rekordernte eingefahren wurde. Von daher scheint die Sorge vor größeren Ernteeinbußen übertrieben.

In der vergangenen Woche kam es zu einem Rückgang der US-Maisexporte um 88%. Der Vergleich ist durch den sehr starken Wert der Woche verzerrt. Denn die Exportaufträge springen zu Beginn des Erntejahres Anfang September für gewöhnlich nach oben. Mit 4,8 Mio. Tonnen erreichten sie in der Woche zuvor den höchsten Wert seit Anfang September 2009. Das gleiche gilt für Sojabohnen, wo die Ausfuhren 73% unter dem Wert der Vorwoche lagen. Einzig der Rückgang der Weizenexporte um 49% gegenüber der Vorwoche mahnt zur Vorsicht, weil dieser nicht auf derartige Sonderfaktoren zurückgeführt werden kann.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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