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Gespanntes Warten auf die Fed-Entscheidung

21.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis fällt am letzten Tag vor dem Auslaufen des Oktober-Kontraktes auf 74 USD je Barrel, nachdem gestern zwischenzeitlich 75,5 USD erreicht wurden. Die Sorgen vor einer Abschwächung der Ölnachfrage dürften den Ölpreis weiter belasten. Sie könnten durch einen verhaltenen Konjunkturausblick der US-Notenbank im Anschluss an die heutige Fed-Sitzung nochmals verstärkt werden. Zudem könnte der US-Dollar an Wert gewinnen, sollten die Spekulationen auf eine weitere quantitative Lockerung der US-Geldpolitik wie von unseren Volkswirten erwartet enttäuscht werden. Diese Spekulationen haben den US-Dollar in den vergangenen Tagen unter Druck gesetzt und somit dem Ölpreis zu Stabilität verholfen. Aufgrund der Kontraktumstellung dürfte der Ölpreis morgen dennoch kurzzeitig "steigen", denn der November-Kontrakt notiert derzeit 1,5 USD höher als der auslaufende Oktober-Kontrakt.

Zwar dürfte das API heute nach Handelsschluss einen Rückgang der US-Rohöllagerbestände bekanntgeben. Allerdings ist die Hauptursache des erwarteten Lagerabbaus, nämlich die vorübergehende Schließung der größten Ölpipeline zwischen Kanada und den USA und der damit verbundene Lieferausfall von schätzungsweise 4 Mio. Barrel Rohöl, mittlerweile behoben. Somit dürfte klar sein, dass der Lagerabbau in dieser Woche wieder korrigiert wird. Die preisunterstützende Auswirkung des API-Lagerberichts sollte daher begrenzt sein. China meldet einen Anstieg seiner kommerziellen Rohöllagerbestände im August um 3,4% gegenüber dem Vormonat. Dagegen gingen die Vorräte an Ölprodukten um 5,4% zurück. Dies deutet auf eine gesunkene Raffinerieauslastung und einen geringeren Importbedarf hin.


Edelmetalle

Gold verzeichnete gestern kurzfristig bei 1.284 USD je Feinunze ein neues Allzeithoch und handelt am Morgen nur wenige Dollar unter diesem Niveau. Ein Anlauf auf die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD je Feinunze scheint nicht ausgeschlossen, insbesondere dann, wenn sich die US-amerikanische Währung im Vorfeld der heutigen Sitzung der US-Notenbank in Erwartung einer weiteren quantitativen Lockerung der Geldpolitik weiter abschwächen sollte. Allerdings gehen wir nicht davon aus, dass die Fed die Leitzinsen ändern oder weitergehende Maßnahmen verkünden wird. Auch die Aussage, die Zinsen für einen längeren Zeitraum auf einem niedrigen Niveau zu halten, dürfte beibehalten werden. Ein festerer US-Dollar könnte nach der Zinsentscheidung zu Abgabedruck und damit einer Korrektur des Goldpreises führen. Zunächst jedoch bleibt das Anlegerinteresse hoch.

Der SPDR Gold Trust vermeldete gestern erneute Zuflüsse von knapp 4 Tonnen. Auch einige Zentralbanken bauen ihre Goldreserven weiter aus. So hat Russland seine Goldbestände im August um gut 9 Tonnen auf 734 Tonnen aufgestockt. Seit Jahresbeginn hat die russische Zentralbank damit ihre Goldreserven um rund 215 Tonnen erhöht. Dies dürfte größtenteils aus der heimischen Produktion erfolgt sein. Gemäß Angaben des Internationalen Währungsfonds hat auch Thailand seine Goldbestände im Juli durch Käufe über den Markt um 15 auf knapp 100 Tonnen aufgestockt. Gold bleibt somit auch von dieser Seite her stark nachgefragt.


Industriemetalle

China hat gemäß Angaben der nationalen Zollbehörde im August den zweiten Monat in Folge seine Kupferimporte erhöht. Mit gut 267 Tsd. Tonnen wurden im Vergleich zum Vorjahr 22% mehr Kupfer in das Land eingeführt. Neben einer sich verbessernden Nachfrage ist dies vor allem auf profitable Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai zurückzuführen. Chinesische Händler haben das Metall in London gekauft und in Shanghai zu höheren Preisen anschließend verkauft. Anhaltend hohe Importe auch in den kommenden Monaten sollten den Kupferpreis unterstützen.

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Bei Aluminium hingegen blieb China auch im August Nettoexporteur. Während die Importe im Vorjahresvergleich um 92% einbrachen, wurden die Exporte massiv ausgeweitet.

Unterdessen scheint sich die Angebotslage am globalen Zinnmarkt weiter zu verschärfen. Nachdem Indonesien, der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und größte Exporteur, im August bereits seine Produktionsprognosen deutlich nach unten korrigiert hat, hat das Handelsministerium nun auch die Exportschätzungen revidiert. Aufgrund von starken Regenfällen, die den Minenabbau massiv beeinträchtigen, sollen in diesem Jahr nur noch 80 Tsd. Tonnen Zinn ausgeführt werden, 19% weniger als im Vorjahr. Zudem seien die lokalen Lagerbestände, insbesondere bei kleineren Produzenten, weitgehend aufgebraucht. Der Zinnpreis dürfte durch das geringere Angebot unterstützt bleiben.


Agrarrohstoffe

An der Pariser Börse sind die Getreidepreise inzwischen auf Niveaus geklettert, wie sie zuletzt vor gut zwei Jahren während der Nahrungsmittelkrise zu beobachten waren: Mais notiert aktuell bei 215 Euro je Tonne, Weizen bei 234 Euro je Tonne. Auch der Preis der für Europa wichtigen Ölsaat Raps liegt mit 388,5 Euro je Tonne auf einem 2-Jahreshoch. Die steigenden Preise rufen die EU-Kommission auf den Plan, die insbesondere übermäßige Spekulation unterbinden möchte. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob und wann Maßnahmen ergriffen werden, die die Transparenz an den europäischen Märkten für Agrarrohstoffe erhöhen und wo und in welcher Form eventuelle Positionsgrenzen gesetzt werden.

Bisher gehen die Ansichten hierzu weit auseinander. Während der größte EU-Agrarproduzent Frankreich eine strengere Reglementierung befürwortet, steht insbesondere Großbritannien solchen Vorhaben skeptisch gegenüber.

Der Preis für Arabica-Kaffee hat in der letzten Woche um 6,8% nachgegeben und damit einmal mehr bewiesen, welchen Einfluss Wetternachrichten auf die Stimmung ausüben können. So nimmt der Markt die Aussicht auf Regen und die damit schwindende Gefährdung der derzeitigen Kaffeeblüte in Brasilien zum Anlass, den aus unserer Sicht übertriebenen Preisanstieg der vergangenen Wochen etwas zu korrigieren.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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