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Metallpreise im Aufwind

23.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis für amerikanisches Leichtöl, der gestern zunächst bedingt durch die Kontraktumstellung um bis zu 2 USD je Barrel höher notierte als am Vortag, geriet im Nachmittagshandel wieder unter Druck. Die Lagerbestandsdaten des amerikanischen Energieminsteriums (DOE) zeigten wie schon die Daten des American Petroleum Instituts am Vortag überraschend einen Anstieg der Rohöllagerbestände in der Woche zum 17. September. Trotz der Pipeline-Schließung zwischen Kanada und den USA waren die Importe gegenüber der Vorwoche gestiegen und begünstigten damit einen Aufbau der Rohölvorräte um knapp 1 Mio. Barrel.

Auch die Vorratsdaten für die Ölprodukte bestätigten ein Überangebot am Markt: Die Benzinvorräte stiegen in der Vorwoche um 1,6 Mio. Barrel und sind damit 13% höher als Durchschnitt der letzten fünf Jahre; die Lager an Mitteldestillaten legten zwar nur geringfügig zu, zeigen aber auch einen Überhang von gut 20%. Vor allem die Benzinnachfrage bleibt das Sorgenkind für den Markt, denn mit 8,8 Mio. Barrel pro Tag lag sie nur geringfügig über dem niedrigen Vorjahresniveau. Die langsamere Gangart der US-Wirtschaft in der 2. Jahreshälfte macht eine spürbare Erholung der mit Abstand wichtigsten Nachfragekomponente in den USA wenig wahrscheinlich. In diesem Kontext gibt selbst der schwache US-Dollar dem Ölpreis nur wenig Auftrieb.

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Der Preis für Erdgas der Sorte Henry Hub tendiert fest bei 4 USD je mmBtu. Da vor allem die Nachrichten zur Wetterlage im Golf von Mexiko das Marktgeschehen derzeit bestimmen, dürften die Lagerdaten heute Nachmittag wenig Einfluss haben.


Edelmetalle

Getrieben durch einen abermals sehr schwachen US-Dollar markierte der Goldpreis auch gestern ein neues Rekordhoch bei 1.296 USD je Feinunze. Heute Morgen handelt er nur knapp unter diesem Niveau. Die psychologisch wichtige Marke von 1.300 USD ist somit in greifbare Nähe gerückt. Ein Überwinden dieser scheint aktuell nur eine reine Formsache und eine Frage der Zeit zu sein. Die US-amerikanische Währung wird immer noch für das jüngste Statement der US-Notenbank abgestraft. Solange der US-Dollar schwach bleibt, dürfte der Goldpreis gut unterstützt sein. Neuer Verkaufsdruck auf den Dollar könnte bereits heute durch die Veröffentlichung enttäuschender Konjunkturdaten in den USA ausgelöst werden.

Der Silberpreis hat im Fahrwasser von Gold die Marke von 21 USD je Feinunze überwunden und mit 21,2 USD den höchsten Stand seit März 2008 erreicht. Damit notiert Silber nur noch knapp unter einem 30-Jahreshoch. Der rasante Preisanstieg der letzten Wochen wurde vor allem durch ein starkes Anlegerinteresse ausgelöst. So berichtet der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, erneut Zuflüsse von 128 Tonnen. Der Bestand hat sich mittlerweile auf knapp 9.510 Tonnen erhöht und liegt damit nur noch rund 5 Tonnen unter dem Rekordwert vom letzten Dezember. Daneben hatten zuletzt auch die spekulativ orientierten Finanzinvestoren ihre Netto-Long-Positionen auf ein Allzeithoch ausgeweitet. Die Rallye am Silbermarkt dürfte unserer Meinung nach kurzfristig weitergehen.


Industriemetalle

Auch die Industriemetalle profitierten gestern vom schwachen US-Dollar und konnten in der Breite um bis zu knapp 3% zulegen. Der Trend setzt sich heute Morgen fort. So erreicht beispielsweise Kupfer mit knapp über 7.900 USD je Tonne den höchsten Stand seit Mitte April. Die International Copper Study Group hatte jüngst eine deutliche Ausweitung des Angebotsdefizits am globalen Kupfermarkt im ersten Halbjahr 2010 auf 281 Tsd. Tonnen vermeldet. Dieses kam durch eine markante Erholung der Nachfrage vor allem in den EU-Ländern und Japan zustande. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die weltweite Nachfrage in den ersten sechs Monaten des Jahres um 7,3%, während das Angebot nahezu stagnierte. Zwar haben die zuletzt besseren Fundamentaldaten einen Anstieg des Kupferpreises gerechtfertigt, allerdings fiel dieser unserer Meinung nach übertrieben aus, so dass sich Korrekturpotenzial aufgebaut hat.

Medienberichten zufolge könnte sich ein Handelsstreit zwischen China und Japan um die sogenannten "Seltenen Erden" anbahnen. Laut New York Times erwägt China als politisches Druckmittel den Exportstopp von "Seltenen Erden" nach Japan. China kontrolliert mit über 95% Anteil das Weltmarktangebot an diesen Metallen, während Japan der größte Importeur dieser ist. China hatte bereits vor knapp drei Monaten generell die Exportquoten für "Seltene Erden" drastisch gesenkt, um die Versorgung der einheimischen Produzenten zu gewährleisten.


Agrarrohstoffe

Die Unruhe im Kaffeemarkt hält weiter an und hat sich gestern einmal mehr in steigenden Preisen ausgedrückt. Sie ist nur insofern fundamental zu erklären, als dass im Vorfeld wichtiger Ernten - insbesondere in Kolumbien und Vietnam – die Nervosität über noch kurzfristig wirksame Wettereinflüsse berechtigterweise hoch ist. Täglich wechseln die dominierenden Einschätzungen zu den Auswirkungen der Trockenheit in Brasilien bzw. darüber, ob die vorhergesagten Regenfälle ausreichend sein werden, um nennenswerte Schäden während der Blüte und damit für die Ernte im nächsten Jahr zu vermeiden.

Auch dem größten Robusta-Produzenten Vietnam, dessen Ernte bald ansteht, gilt Nervosität, die erst mit beginnender Ernte in etwa einem Monat und dann besser absehbarer Gesamtproduktion nachlassen dürfte. Dabei sind die Perspektiven nicht schlecht. Eine Prognose der vietnamesischen Kaffee- und Kakaoorganisation für die vietnamesische Gesamternte steht zwar noch aus, doch liegen andere Schätzungen von um die 20 Mio. Sack deutlich über den im Vorjahr geernteten 18 Mio. Sack. Wir bleiben dabei: Das Preisniveau bei Kaffee scheint überzogen und nicht unwesentlich durch das derzeit starke spekulative Interesse seitens der Finanzanleger mitbestimmt.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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