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Silber steigt auf 30-Jahreshoch

24.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis tritt auf der Stelle: zwar setzte der gestern berichtete Anstieg der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe den Preis kurzzeitig unter Druck, aber die anschließend gemeldete Verbesserung des Frühindikators schuf hinreichend Gegengewicht, so dass sich WTI wieder bei 75 US-Dollar je Barrel etablieren konnte. Der Markt scheint orientierungslos und wartet vor allem auf weitere Konjunktursignale aus den USA, die Rückschlüsse auf die Ölnachfrage im größten Verbrauchsland der Welt zulassen. Die Angebotslage bleibt derweil entspannt: das Beratungsunternehmen Oil Movements berichtet, dass die Exporte der OPEC-Länder in den vier Wochen zum 9. Oktober auf 23,42 Mio. Barrel pro Tag steigen werden. Das sind immerhin 210 Tsd. Barrel pro Tag mehr als in den vier Wochen zuvor.

Befürchtungen einer Verknappung des OPEC-Angebots scheinen also nicht gerechtfertigt. Auch wenn die globale Versorgungslage intakt ist, können an regionalen (Produkt-)Märkten Engpässe auftreten. Darauf deutet zumindest die ICE-Terminkurve für Gasöl in Europa hin: derzeit wird der nächstfällige Future immerhin 2 Dollar höher gehandelt als der November-Kontrakt. In diesen Kontext passt die Meldung, dass die Lagerbestände in Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen in der laufenden Woche zum dritten Mal in Folge gefallen sind und zwar um 2,5% auf 2,47 Mio. Tonnen.

Erdgas der Sorte Henry Hub konnte gestern die 4 USD je mmBtu passieren, nachdem die Vorräte weniger stark gestiegen waren als erwartet. Zudem dürften einige Positionen der beliebten Handelsstrategie "long Öl/short Gas" glattgestellt worden sein.


Edelmetalle

Der Goldpreis hatte zur Abwechselung gestern mal kein neues Rekordhoch markiert, nimmt aber heute den Aufwärtstrend wieder auf und setzt bei über 1.298 USD je Feinunze eine neue Höchstmarke. Nach deutlichen Zuflüssen zu Beginn der Woche berichtete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern Abflüsse von knapp 3 Tonnen. Dies dürfte allerdings nur eine Momentaufnahme sein, da das Interesse der Anleger ungebrochen ist und Gold vor allem als "stabile Währung" gesucht wird. Die jüngsten Handlungen verschiedener Zentralbanken haben Sorgen vor einem Abwertungswettlauf unter den Weltwährungen geschürt, welche dem Goldpreis auch längerfristig Auftrieb verleihen dürften.

Der Silberpreis steigt auf 21,39 USD je Feinunze und markiert damit ein neues 30-Jahreshoch. Erneut geben hohe Zuflüsse in Silber-ETFs dem Preis Auftrieb. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, meldete gestern einen weiteren deutlichen Anstieg seiner Bestände von 73 Tonnen. Mit 9.583 Tonnen wurde somit der höchste Stand seit Auflage des Fonds im April 2006 erreicht. Allein im laufenden Monat wurden bislang Zuflüsse von 355 Tonnen registriert. Daneben dürften auch die spekulativ orientierten Finanzinvestoren weiter auf steigende Silberpreise gesetzt haben. Aufschluss darüber gibt die Statistik der CFTC zur Marktpositionierung, die heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht wird.

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Industriemetalle

Der Anstieg des Index der Londoner Metallbörse LME auf ein 5-Monatshoch zeigt, dass die Metallpreise trotz fehlender Impulse aus China weiter im Höhenflug sind. Dieser kann zwar zum Teil durch die verbesserte fundamentale Situation an den meisten Metallmärkten gerechtfertigt werden. Allerdings ist das Ausmaß unserer Meinung nach übertrieben, so dass sich Korrekturpotenzial aufgebaut hat.

Einschätzungen von Norilsk Nickel zufolge, dem weltweit größten Nickelproduzenten, nähert sich die globale Nickelnachfrage dem Vorkrisenniveau. Vor allem die Edelstahlindustrie, mit einem Anteil von rund 70% der mit Abstand größte Nickelkonsument, ist wieder auf die Beine gekommen. Zwar wurde im dritten Quartal bei Norilsk Nickel eine saisonal bedingte Abschwächung der Nachfrage registriert, diese fiel jedoch nicht so stark wie zuvor befürchtet aus. Vor überschwänglicher Euphorie sei jedoch gewarnt, da zugleich das globale Angebot ausgeweitet wird. So nimmt beispielsweise der brasilianische Rohstoffkonzern Vale in den nächsten Monaten zwei neue große Nickelminen (Goro, Onca Puma) mit einer Produktionskapazität von jeweils rund 60 Tsd. Tonnen p.a. in Betrieb. Weitere Preissteigerungen bei Nickel sollten daher begrenzt sein.


Agrarrohstoffe

Der seit Anfang September anhaltende Anstieg der Getreidepreise ist nun ins Stocken geraten. Vor allem der zwischenzeitliche Rückgang der Maispreise an der CBOT unter 5 USD je Scheffel dürfte die Korrektur bei Getreide gestern ausgelöst haben. Der Markt zeigte sich offensichtlich enttäuscht über die schwache Exportdynamik bei Mais, wobei die Netto-Maisexporte der USA in der Woche zum 16. September statt des erwarteten Anstiegs auf 650-850 Tsd. Tonnen um 4% auf 562 Tsd. Tonnen gefallen sind. Dies ist angesichts des enormen Preisanstiegs in den letzten Wochen und Monaten – der Maispreis ist in nur vier Wochen um 25% und in den letzten drei Monaten sogar um rund 50% gestiegen – nicht weiter überraschend.

Der Rückgang der europäischen Weizenpreise hat die Weizenpreise an der CBOT belastet. Der Preisverfall in Paris war u.E. vor allem den Gewinnmitnahmen angesichts der jüngsten Euro-Stärke und der Verschlechterung der charttechnischen Situation geschuldet. Außerdem schätzt der Informationsdienst Informa, dass sich die Anbaufläche für Weizen in den USA im nächsten Jahr um über 7% auf 57 Mio. Morgen erhöhen wird, was die langfristigen Erwartungen und die Stimmung der Marktteilnehmer entsprechend eingetrübt hat.

Auch bei Sojabohnen und Mais rechnet Informa mit einer Ausweitung der Anbauflächen. Dabei hat der Markt anscheinend die Meldung des russischen Analysedienstes SovEcon außer Acht gelassen, dass Russland derzeit eine „akute“ Knappheit verspürt und möglicherweise sogar über 6 Mio. Tonnen Getreide importieren muss. Auch die mögliche Verschlechterung der kommenden Ernte in Argentinien wegen La Niña wurde nicht beachtet. Argentinien zählt zu den größten Getreideexporteuren.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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