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Bei 1.300 USD wird die Luft für Gold etwas dünner

27.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

An den starken positiven Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Ölpreise und der Aktienkurse haben sich die Marktteilnehmer mittlerweile gewöhnt. Denn die beiden Anlageklassen hängen von den ähnlichen Makrofaktoren ab, wie z.B. der Liquidität und der Risikoaversion, die in den letzten Monaten ausschlaggebend waren. Nicht immer ist jedoch ein gutes Aktienumfeld auch gut für Rohstoffe. Zum einen kann damit der Drang zur Diversifizierung sinken. Zum anderen haben sich die Aktienmärkte in den letzten Monaten renditemäßig besser entwickelt als die gängigen Rohstoff-Indizes. Nicht zuletzt ist ein gutes Umfeld bei den Aktien von Ölunternehmen, die nun zu den größten Aktienunternehmen der Welt gehören, langfristig negativ für den Ölpreis.

Man kann es am Beispiel der Aktienofferte des brasilianischen Ölkonzerns Petrobras sehen. Die größte Aktienplatzierung aller Zeiten in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar, die dank dem positiven Aktienumfeld möglich wurde, sollte die Ölproduktion langfristig signifikant erhöhen. Denn Petrobras will in den nächsten fünf Jahren über 220 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung der gigantischen Ölfunde der letzten Jahre investieren, die schätzungsweise über 50 Milliarden Barrel Rohöl beinhalten.

Die spekulativen Netto-Short-Positionen bei US-Erdgas sind in der Woche zum 21. September um 1,7 Tsd. Kontrakte auf 133,2 Tsd. Kontrakte bzw. den höchsten Stand seit Mai gestiegen. In den letzten Tagen dürften sogar noch mehr Anleger auf die fallenden US-Gaspreise gesetzt haben, was unter anderem der Popularität der „Long Öl/Short Gas“ Geschäfte geschuldet ist. Während der US-Ölpreis seit 21. September um 4,5% zulegen konnte, fiel der US-Gaspreis um rund 4% zurück. Die hohen Netto-Short-Positionen bei US-Erdgas bergen aber auch die Gefahr von kurzfristigen Glattstellungen, die zu starken Preisanstiegen führen könnten.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat am Freitag erstmalig 1.300 USD erreicht, konnte dieses Niveau jedoch nicht halten. Zwar dürfte Gold kurzfristig weitere Anläufe unternehmen, diese Marke nachhaltig zu überwinden, allerdings scheint die Luft auf diesem Niveau dünner zu werden. Unserer Meinung nach ist der jüngste Preisanstieg bei Gold zudem eher auf die USD-Schwäche als auf die Gold-Stärke zurückzuführen, so dass der Anstieg auf wackligen Füßen steht. Dies spiegelt sich unter anderem in Abflüssen aus dem SPDR Gold Trust wider.

Und auch die spekulativ orientierten Finanzanleger scheinen bei Preisen um 1.300 USD etwas vorsichtiger zu werden. In der Woche zum 21. September wurden die Netto-Long-Positionen um 2% auf 213,8 Tsd. Kontrakte abgebaut. Weitere Gewinnmitnahmen sind jederzeit möglich. Auf der anderen Seite jedoch halten sich die europäischen Zentralbanken mit Goldverkäufen stark zurück. Im ersten Jahr des neuen Zentralbankgoldabkommens (CBGA) wurden gerade einmal 6,2 Tonnen über den Markt veräußert. Möglich wären 400 Tonnen gewesen. Auch der IWF hat in diesem Zeitraum lediglich 88,3 Tonnen Gold über den Markt verkauft. Inklusive der direkten Verkäufe an verschiedene Zentralbanken stehen dem IWF damit noch 97 Tonnen Gold von den geplanten Verkäufen von 403,3 Tonnen zur Veräußerung zur Verfügung.


Industriemetalle

Am Freitag haben die Metallpreise, unterstützt durch einen schwachen US-Dollar und die starken Aktienbörsen, in der Breite mehrmonatige Höchststände erreicht. Heute legen sie wegen der fehlenden Impulse von Makro-Indikatoren eine Verschnaufpause ein. Offensichtlich auch wegen der Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 8.000 USD je Tonne haben die Anleger zuletzt auf steigende Kupferpreise gesetzt.

Laut CFTC haben die Spekulanten an der COMEX zuletzt ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer um 4% auf 24,4 Tsd. Kontrakte und damit den höchsten Wert seit Mitte April ausgebaut. Allerdings ist damit auch das Korrekturpotenzial gestiegen, sollte es zu Gewinnmitnahmen kommen. Spannend bleibt auch die Situation am Zinnmarkt. Der zweitgrößte Zinnproduzent der Welt, PT Timah aus Indonesien, gab bekannt, dass seine Produktion nicht wie erhofft auf 50 Tsd. Tonnen steigen, sondern unverändert auf dem Vorjahresniveau von 45 Tsd. Tonnen bleiben wird. Auch dies erscheint etwas ambitioniert, weil in der 1. Jahreshälfte lediglich 19,5 Tsd. Tonnen Zinn produziert wurden.

Gemäß der chinesischen Zollbehörde sind im August die Stahlexporte aus China im Vergleich zum Vormonat um 40% auf 2,47 Mio. Tonnen zurückgegangen. Die Stahlpreise hingegen sind in den letzten Monaten gestiegen und spiegeln damit die jüngsten Produktionskürzungen wider. Außerdem erfolgt der Preisanstieg bei Stahl im Gegensatz zu sinkenden Notierungen bei Eisenerz und Kokskohle. Dies könnte bei Stahlkunden die Bereitschaft erhöhen, die Stahlpreise mit den Produzenten anhand der Eisenerz- und Kohlepreise zu vereinbaren.


Agrarrohstoffe

Vom steigenden Anlegerinteresse konnten zuletzt auch die Agrarrohstoffe profitieren. Nachdem am Freitag die CBOT-Preise für Mais um 4,5% und für Sojabohnen um 3% gestiegen sind, setzt sich der Aufwärtstrend heute fort. Aktuell notieren Mais bei 5,27 USD - und damit auf einem 2-Jahreshoch - und Sojabohnen bei 11,33 USD je Scheffel, so hoch wie zuletzt vor über einem Jahr. Befürchtungen, die hohen Niederschläge in Teilen des Mittleren Westens der USA könnten Ernteverzögerungen und Einbußen in Menge und Qualität von Mais und Sojabohnen bedingen, während gleichzeitig in China Kälte die letzte Ausreifung und die Ernte gefährdet, lassen die Preise steigen.

Bei Sojabohnen kommt die Besorgnis hinzu, dass sich die Aussaat in Südamerika - allein Brasilien stellt ein Drittel der weltweiten Exporte, Argentinien weitere fast 15% - durch die ungewöhnliche Trockenheit verzögern könnte. Eigentlich steht die Aussaat in wichtigen brasilianischen Anbaugebieten bereits in den nächsten Wochen an, Argentinien folgt im November. Zum Preisanstieg bei Sojabohnen trägt ebenfalls bei, dass spekulative Finanzanleger in der Woche zum 21. September ihre Netto-Long-Positionen weiter ausgebaut haben. Bei Mais haben sich die Netto-Long-Positionen spekulativer Anleger nur unwesentlich verändert, liegen jedoch weiterhin auf sehr hohem Niveau.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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