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Schwacher US-Dollar derzeit Kurstreiber

29.09.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Über "Bande" profitiert aktuell auch der Ölmarkt von einer möglichen neuen Welle der quantitativen Lockerung in den USA (QE 2.0). Denn der schwache US Dollar gibt den US-Dollar nominierten Rohstoffen Auftrieb. Amerikanisches Leichtöl verteuert sich gestern wieder um gut 1 Dollar und notiert heute morgen bei knapp 77 USD je Barrel. Unterstützung gab gestern zudem der Lagerbericht des American Petroleum Institute (API), dem zufolge die Vorräte an Rohöl und Mitteldestillaten in der vergangenen Woche deutlich gefallen sind. Die heute Nachmittag von offizieller Stelle veröffentlichten Lagerdaten des amerikanischen Energieministeriums könnten dies bestätigen. Der Markt rechnet mit einem Rückgang der Rohölvorräte um 700 Tsd. Barrel.

Dennoch darf nicht vergessen werden, dass ein mögliches QE 2.0 vor allem das Resultat der schwachen Konjunktur in den USA ist. Der gestern berichtete deutliche Rückgang des Konsumentenvertrauens in den USA ist ein Beleg dafür. Dass sich die langsame Gangart der Konjunktur auch in einer gedämpften Ölnachfrage niederschlägt, zeigen die jüngsten Abssatzzahlen an den Tankstellen. Laut Mastercard lagen diese in der Woche zum 24. September mit 8,98 Mio. Barrel pro Tag abermals leicht unter der Vorwoche und damit im 4-Wochendurchschnitt 0,7% unter Vorjahr. Die schwache Benzinnachfrage spiegelt sich auch in den hohen Lagerbeständen wieder. Laut API sind diese in der letzten Woche um 3 Mio. Barrel gestiegen. Wir bleiben grundsätzlich für den Ölmarkt skeptisch.


Edelmetalle

Schwache US-Konjunkturdaten, das Konsumentenvertrauen ist deutlich stärker gefallen als erwartet und unter die Marke von 50 gerutscht, haben dem Goldpreis mittels eines schwachen US-Dollars gestern zu einem Höhenflug verholfen. Die US-amerikanische Währung fiel gegenüber dem Euro nach Veröffentlichung der Daten auf den tiefsten Stand seit Mitte April. Dies führte dazu, dass der Goldpreis innerhalb kürzester Zeit mühelos die Marke von 1.300 USD übersprang und auch zum ersten Mal überhaupt über dieser Marke aus dem Handel ging. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen fort und Gold markiert bei 1.313 USD je Feinunze ein neues Allzeithoch.

Der gestrige Anstieg wurde zudem durch neue Zuflüsse in Gold-ETFs, z.B. 5 Tonnen in den SPDR Gold Trust, untermauert. Die schlechten Konjunkturdaten haben darüber hinaus die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die US-Notenbank Fed Maßnahmen zur quantitativen Lockerung der Geldpolitik ergreifen wird. Dies wäre jedoch negativ für den US-Dollar und dürfte sich daher im Umkehrschluss in steigenden Goldpreisen widerspiegeln.

Silber legt im Fahrwasser von Gold ebenfalls deutlich zu und handelt nur noch knapp unter der Marke von 22 USD je Feinunze. Wie bei Gold wurden auch bei Silber neue Zuflüsse in ETFs registriert. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, berichtete einen Anstieg seiner Bestände um 143 Tonnen auf einen Rekordwert von 9.756 Tonnen.


Industriemetalle

Sah es gestern Morgen noch so aus als könnte ein weiterer Konsolidierungstag bevorstehen, änderte sich am Nachmittag die Situation schlagartig mit der Veröffentlichung schwacher US-Konjunkturdaten. Der daraus resultierende schwache US-Dollar führte auch zu steigenden Metallpreisen, so dass alle Metalle den Tag im positiven Territorium beendeten. Besonders erwähnenswert ist Zinn, das die Marke von 24.000 USD je Tonne überwand und auf den höchsten Stand seit Mai 2008 kletterte.

In Chile, dem weltweit größten Kupferproduzenten, ist gemäß Angaben des nationalen Statistikinstituts INE die Kupferproduktion im August im Vergleich zum Vorjahr leicht auf rund 468 Tsd. Tonnen gestiegen. Seit Jahresanfang wurden damit 3,54 Mio. Tonnen Kupfer produziert. Die höhere Produktion sollte jedoch keine Auswirkungen auf das globale Angebot haben, da andernorts Kapazitäten reduziert oder gar ganz geschlossen werden. Neben China betrifft dies nun auch Indien. Dort wurde Sterlite Industries, der landesweit größte Kupferproduzent, per Gerichtsbeschluss aufgefordert, eine 400 Tsd. Tonnen Schmelzanlage aufgrund des Verstoßes gegen Umweltauflagen zu schließen. Solche Nachrichten, gepaart mit einem anhaltend schwachen US-Dollar, dürften dafür sorgen, dass sich der Preisanstieg bei Kupfer zunächst fortsetzt. Allerdings wird auf dem aktuell hohen Niveau die Luft für weitere Preissteigerungen dünner.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis ist weiter nicht zu stoppen. Nach seinem rasanten Anstieg seit August liegt er mit 1,08 USD je Pfund in Reichweite der vor 15 Jahren zuletzt erklommenen Höhen von 1,17 USD je Pfund. Bei der trotz hoher Preise robusten Nachfrage durch Baumwollmühlen sorgte die Nachricht, dass Indien seine Exporttätigkeit erst mit einem Monat Verspätung im November aufnehmen möchte, zuletzt für weiteren Preisauftrieb. Indien ist nach den USA der zweitgrößte Baumwollexporteur. Heftige Regenfälle haben in dem Land die Erntearbeiten verzögert. Zwar wird eine Rekordernte erwartet, die laut dem Cotton Advisory Board um 10% über der Vorjahresernte liegen könnte.

Allerdings möchte Indien vorrangig den heimischen Markt bedienen und hat daher ein Exportziel von maximal 1,2 Mio. Tonnen ausgegeben. Im wichtigsten Exportland USA ist inzwischen ein Fünftel der um 55% höher als im Vorjahr geschätzten Ernte eingebracht. Mit dem auf den Markt kommenden Angebot sollten die Preise nachgeben, aber dennoch gut unterstützt bleiben. Denn selbst wenn man der optimistischen Prognose des International Cotton Advisory Committee folgt, das einen ausgeglichenen Weltmarkt in 2010/11 erwartet, ergibt sich eine weitere Verringerung des Verhältnisses von Lagerbeständen zum Verbrauch auf das niedrigste Niveau seit 1989/90.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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