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Der letzte Kreditgeber

02.08.2012  |  Robert Rethfeld
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Auf dem nachfolgenden Wochenchart ist der Abwärtstrend von Kupfer seit Anfang 2011 gut zu erkennen. Der 1-Jahres-GD (grüne Linie folgender Chart) drückt auf den Kupferpreis.

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Nur wenn Kupfer diesen GD übertreffen kann, könnte ein deflationäres Szenario zunächst vermieden werden.

Der Blick auf Platin (wichtig für die Produktion von PKW-Katalysatoren) zeigt ähnlich wie Kupfer an, dass die Weltwirtschaft bereits seit Monaten die "Deflationskante" reitet. Da ist nicht viel Platz für falsche Manöver.

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Unter diesen Umständen haben die Zentralbanken wenig Entscheidungsspielraum. Die EZB hat die ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten von allen Zentralbanken am wenigsten genutzt. Sie hat ihre Rolle als "letzter Kreditgeber" kaum ausgefüllt. Niemand weiß, ob die Angst vor einer Hyperinflation für einen derart großen Wirtschaftsraum wie die Eurozone berechtigt ist.

Angenommen, der Euro würde sich vierteln, dann würden die Rohstoffpreise in Euroland um das vierfache steigen, sofern sie in Dollar gleich bleiben. Dies würde eine starke Inflation in Euroland bedeuten. Aber meist ist es so, dass bei einem fallenden Euro auch die Rohstoffpreise in US-Dollar fallen. Dies würde eine währungsbedingte Inflation in Euroland abfedern.

Der ehemalige Chef-Volkswirt der EZB - Jürgen Stark - sagte in einem Interview im November vergangenen Jahres: "Die EZB wird niemals der "Lender of last resort“ sein." Die Realität sieht anders aus. Die EZB beginnt, die Rolle des "letzten Kreditgebers" anzunehmen. Es bleibt ihr nichts anders übrig, denn sie ist schlicht und einfach der letzte Kreditgeber. Damit begibt sich EZB zunehmend in die Rolle, in der sich die Bank of England, die japanische Zentralbank oder die amerikanische Federal Reserve bereits befinden. Sie tut gut daran, diese Rolle nicht zu offensiv zu spielen, gemäß dem Kindleberger'schen Motto: "Lasse immer offen, ob die Rettung noch rechtzeitig oder überhaupt noch kommen wird, damit die anderen Spekulanten, die Banken, Städte und Staaten vorsichtig werden".

Die Zentralbanken kämpfen in der Rolle des letzten Kreditgebers gegen die Deflation. Sie müssen dem Affen Zucker geben, aber nur so viel, dass er nicht in Apathie verfällt. Die Charts zeigen einen gefährlichen Ritt auf der Deflationskante. Die Angst vor einer Hyperinflation ist hier und heute hypothetischer Natur. Und sie ist deutsch. Die Angst vor dem Pakt mit dem Teufel ist ein Schreckensbild der deutschen Seele ("Faust"). Und Goethes Zauberlehrling lehrt, dass man in Teufels Küche kommt, wenn man versucht, Zauberkunststücke durchzuführen, die man nicht beherrscht.

Anderen Nationen sind solche Bilder zwar nicht fremd. Aber sie haben sich nicht so tief in deren Seele eingegraben. Die Briten halten es mit Shakespeare's Hamlet: "Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage". Das britische BIP ist in fünf der letzten sieben Quartale gefallen.

Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



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