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Rekordhoher Goldpreis bremst Schmucknachfrage

05.10.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konnte sich gestern trotz schwächerer Aktienmärkte und eines festeren US-Dollar weiter oberhalb der Marke von 81 USD je Barrel behaupten und am Morgen sogar leicht zulegen. Die nächste wichtige Marke ist 83 USD, das Hoch von Anfang August. Brent erreichte gestern mit 84,4 USD sogar ein 5-Monatshoch. Die Ölpreise werden derzeit vor allem von Investoren gestützt. Abzulesen ist dies bei Rohöl am Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen in der vergangenen Woche um 10 Tsd. auf ein 6-Wochenhoch von 107.116 Kontrakten. Seither dürften weitere Long-Positionen aufgebaut worden sein, zumal die Haltekosten für Ölinvestments zuletzt gesunken sind, weil sich der Anstieg der WTI-Terminkurve in den vergangenen Tagen etwas abgeflacht hat.

Allerdings steigt mit nachlassendem Rückenwind seitens der Finanzmärkte das Risiko für eine Preiskorrektur, zumal in dieser Woche aufgrund steigender Ölimporte und einer geringeren Raffinerieauslastung mit einem Anstieg der US-Rohöllagerbestände gerechnet wird. Diese könnte den WTI-Preis wieder unter 80 USD fallen lassen. Ein stärkerer Preisrückgang ist allerdings unwahrscheinlich. Steigende Lagerbestände dürften zwar zeigen, dass der Ölmarkt weiterhin von einem Überangebot gekennzeichnet ist. Dieses spielt aber so lange keine Rolle, wie Spekulationen über eine weitere quantitative Lockerung der US-Geldpolitik den US-Dollar schwächen und die reichlich verfügbare und anhaltend billige Liquidität rund um den Globus die Anleger in die Rohstoffmärkte investieren lässt.


Edelmetalle

Der Goldpreis erreichte heute mit 1.328 USD je Feinunze ein neuerliches Rekordhoch. Die hohen Goldpreise scheinen einige Käufer zurückhaltend werden zu lassen. Gemäß Angaben der Bombay Bullion Association hat Indien, der weltweit größte Goldkonsument, im September 32,6 Tonnen Gold importiert. Zur selben Zeit im Vorjahr waren es noch 39,7 Tonnen. Auch die Türkei hat laut Berichten der Istanbuler Goldbörse im September deutlich weniger Gold eingeführt als noch im Monat zuvor. Die Importe gingen um zwei Drittel auf 2,45 Tonnen zurück. Dadurch wird erneut der preissensitive Charakter der Schmucknachfrage deutlich. Da sich diese auf dem hohen Preisniveau offensichtlich abschwächt, steigt die Abhängigkeit von der Investmentnachfrage.

Diese zeigt sich nach wie vor relativ robust, auch wenn der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust Gold, gestern erneut leichte Abflüsse vermeldet. Dafür wurden die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzinvestoren unlängst auf ein 12-Monatshoch ausgeweitet. Ein größerer Preisrückgang steht nicht zu erwarten, da Gold von der Aussicht auf quantitative Lockerung profitieren und als stabile alternative Währung gefragt bleiben dürfte. So hat die Bank von Japan heute weitere umfangreiche Maßnahmen zur quantitativen Lockerung der Geldpolitik angekündigt. Nicht nur der Leitzins wurde symbolisch nochmals leicht gesenkt. Daneben wurde ein Fonds in Höhe von 5 Bio. Yen aufgelegt, der unter anderem japanische Staatsanleihen kaufen soll. Gold dürfte seinen Aufwärtstrend daher zunächst weiter fortsetzen.


Industriemetalle

Einschätzungen der World Steel Association zufolge wird sich die globale Stahlnachfrage im nächsten Jahr auf 5,3% abschwächen, was vor allen Dingen auf ein schwächeres Nachfragewachstum in China zurückzuführen ist. Aber auch in den westlichen Industrienationen lässt das Momentum nach. Mit einer Nachfrage von insgesamt 1,34 Mrd. Tonnen soll jedoch ein neues Rekordhoch erreicht werden. Die Stahlnachfrage in China soll auf "nur" noch 3,5% zurückgehen. Verantwortlich dafür sind das Auslaufen der Konjunkturprogramme im Reich der Mitte sowie die Abkühlung des Immobilienmarktes.

Treiber der Nachfrage im nächsten Jahr werden nichtsdestotrotz weiter die Entwicklungsländer sein. So geht die World Steel Association davon aus, dass Indien nach China und den USA zum drittgrößten Stahlverbraucher der Welt aufsteigen wird. Für dieses Jahr erwartet der Verband einen Anstieg der globalen Nachfrage von 13,1% aufgrund einer schnelleren Erholung der Wirtschaft in den Industrieländern nach der Finanzkrise. Um den aktuell hohen Angebotsüberschuss am Stahlmarkt einzudämmen, muss allerdings auch die Produktion eingeschränkt werden. Erste Schritte in diese Richtung wurden beispielsweise in China mit den Energiesparmaßnahmen unternommen.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen haben in den vergangenen fünf Handelstagen an der CBOT zwischen 5-6 Prozent nachgegeben. Offensichtlich nehmen die Finanzanleger Gewinne mit, nachdem das Anlegerinteresse gemessen am Open Interest in der vergangenen Woche auf Rekordhochs gestiegen war (siehe Grafik des Tages). Dafür spricht auch, dass preisunterstützende Nachrichten zuletzt keine Rolle mehr spielten. Die Weizenernte in Kanada, dem zweitgrößten Weizenexportland weltweit, dürfte in diesem Jahr deutlich niedriger ausfallen als in den vergangenen beiden Jahren.

Das kanadische Statistikamt rechnet laut neuester Umfrage mit einem Ernterückgang um 17% gegenüber dem Vorjahr auf 22,2 Mio. Tonnen. Wie Statistics Canada außerdem mitteilt, sind die Auswirkungen des jüngsten Frosteinbruchs in den westkanadischen Provinzen dabei noch nicht berücksichtigt. Von daher könnte das tatsächliche Erntevolumen sogar noch niedriger ausfallen. Stattdessen fokussiert sich das Marktinteresse auf die gut vorankommende US-Maisernte und auf die Erwartung einer Aufwärtsrevision der Ernteprognosen durch das USDA an diesem Freitag. Ob es tatsächlich dazu kommt, bleibt angesichts der geringeren Flächenerträge in den USA und der Meldungen aus Kanada abzuwarten.

LIFFE-Weizen schloss gestern erstmals seit mehr als zwei Monaten unter der Marke von 200 EUR je Tonne. Auch der Anstieg der EU-Exportlizenzen auf ein 3-Jahreshoch von mehr als 1 Mio. Tonnen in der vergangenen Woche konnte den Preisverfall nicht verhindern.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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