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Retter und Reaktionäre

07.10.2010  |  Robert Rethfeld
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Zwischenfazit: China kann derzeit recht einfach die Schwächen nutzen, die sich bei den alten Industriestaaten auftun. In diesem Zusammenhang könnte die Meldung, dass Russland darüber nachdenkt, Mitglied der Nato zu werden, einen Sinn bekommen. Die immer offensichtlicher werdende Größe und Bedeutung Chinas dürfte Moskau nicht kalt lassen.

Oswald Spengler stellte fest, dass "der Kredit eines Landes in unserer Kultur auf seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und deren politischer Organisation beruht." "Je schlechter ein Kredit", so Spengler, "desto höher steht das Gold". Mit anderen Worten: Sinkt die Kreditwürdigkeit eines Staates und gerät deren politische Organisation unter Druck, steigt der Goldpreis in Landeswährung. Eine solche Entwicklung ist derzeit insbesondere für den US-Dollar zu beobachten.

Wiegt man die wirtschaftliche Leistung eines Staates (wie z. B. die USA) in Gold auf, so entsteht der folgende Chart. Wir stellen das US-BIP in Mrd. Dollar pro Feinunze Gold dar.

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Der Chart zeigt anschaulich die Entwicklung der Wertigkeit der US-Wirtschaft im Verlaufe der vergangenen 80 Jahre. Man erkennt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika um das Jahr 2000 herum ihren wirtschaftlichen Höhepunkt erreichten. Seither hat sich der "Wert" der USA auf nur noch 31 Prozent seines 2000er-Wertes reduziert.

Man fragt sich unwillkürlich: Sind die USA jetzt billig zu haben? Kommt ein Übernahmeangebot der Chinesen? Man erinnert sich, dass es die Japaner waren, die in den 1980er Jahren massiv in den amerikanischen Geschäftsimmobilienmarkt investierten. Die USA sind sicher eine Nummer zu groß, aber immerhin zeigen sich die Chinesen jetzt als "Retter Griechenlands" und kaufen deren Staatsanleihen. Griechenland scheint für die Chinesen preiswert genug geworden zu sein: Das Land soll als Chinas Brückenkopf nach Europa ausgebaut werden. Wir sind gespannt, ob und wie sich die eher eigennützige griechische Mentalität mit einer zumindest erzieherisch auf Gemeinnutz ausgerichteten chinesischen Mentalität vertragen wird.

Staaten unterscheiden sich nicht großartig von Unternehmen: Je tiefer der Wert eines Staates/ Unternehmens sinkt, desto eher spüren Wettbewerber oder Finanzinvestoren die Chance, sich in den Staat/ in das Unternehmen hineinzukaufen oder es ganz zu übernehmen. Nachhaltige Übernahmegedanken kommen jedoch erst, wenn die potentiellen Investoren glauben, dass ein Boden gefunden wurde. Dies erscheint im Falle Griechenlands möglich, im Falle der USA noch nicht. In solchen Zeiten steigt die Wahrscheinlichkeit der Einflussnahme/ Übernahme durch Außenstehende.

Es ist ja nicht so, dass die hohe Staatsverschuldung ein globales Problem ist. Der Anteil der öffentlichen Verschuldung am BIP liegt in weiten Teilen Südamerikas, Afrikas, Asiens und auch in Australien und Neuseeland deutlich unter 50 Prozent. Da besteht überhaupt kein Handlungsbedarf. Japan, die USA und viele europäische Staaten verlieren hingegen derart an Wert, dass sie bald jedes trojanische Pferd annehmen werden, das man ihnen vor das Holztor schiebt. Die Griechen haben es bereits getan, obwohl sie es eigentlich besser wissen müssen: Sie waren es, die das trojanische Pferd - in dessen Bauch sich griechische Soldaten versteckten - vor die Tore Trojas schoben. Sie waren es, die Troja mit diesem Trick einnehmen konnten.




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