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Ist die Goldminenindustrie intakt?

10.08.2012  |  Scott Wright
Im Jahr 2011 erreichte die Goldminenproduktion ein Rekordhoch. Im vergangenen Jahr wurden 87 Mio. Unzen Gold produziert. Experten rechnen mit einer noch höheren Produktion für das Jahr 2012. Aus dieser Perspektive sieht es so aus, als wäre die Hauptquelle des Goldangebots in guter Verfassung. Ist die Goldminenindustrie jedoch wirklich intakt?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst verstehen, wie die derzeitigen Produktionswerte zustande gekommen sind und anschließend können wir einen Blick auf einige strukturelle Fundamentaldaten werfen, die diese Industrie möglicherweise vorantreiben. Es ist äußerst interessant, wie die momentanen Werte zustande gekommen sind.

Interessanterweise hat die Minenproduktion seit Bullenmarktbeginn einen alarmierenden Rückgang erlebt. Viele Leute vergessen, dass das Produktionsvolumen im Jahre 2008 auf ein 12-Jahres-Tief fiel und die Minenunternehmen ganze 10 Millionen Unzen weniger produzierten als zu Bullenmarktbeginn 2001.

Nach jahrelanger Erhöhung des Kapitalaufwands für die Exploration, Entwicklung und Verbesserung der Infrastruktur kam es im Jahre 2009 schließlich zum ersten Produktionswachstum seit Jahren. Der dreijährige Anstieg seitdem ist bemerkenswert.

Seit 2008 hat die Goldminenproduktion einen durchschnittlichen, jährlichen Zuwachs von 6 Prozent erlebt. Dies ist besonders beeindruckend, wenn man die relativ statische Natur der Minenproduktion berücksichtigt. Die Erhöhung des Outputs gestaltet sich gar nicht so einfach, da es viele Jahre dauert, eine neue Mine zu bauen und/oder die Kapazität einer bereits bestehenden Mine auszuweiten. Hinzu kommt die Erschöpfung der Ressourcen, die den sechsprozentigen Zuwachs noch beeindruckender wirken lässt. In den vergangenen Jahren gab es daher zahlreiche neue, große Minen und Projekte zur Erweiterung bestehender Minen.

Man muss man kein Experte sein, um zu verstehen, dass sich dieses momentane Produktionswachstum langfristig nicht durchsetzen kann. Kürzlich wurde daher sogar infolge fundamentaler Enthüllungen die Frage aufgeworfen, ob sich die derzeitigen Produktionswerte langfristig halten können.

Die Höhe der Explorationsausgaben gibt uns einen aufschlussreichen Einblick in die Goldminenindustrie. Der Explorationsaufwand ist entscheidend für die künftige Generation neuer Minen, die gebaut werden, um die erschöpften Ressourcen zu ersetzen. Diese Erschöpfung wird infolge des momentan wachsenden Produktionsvolumens beschleunigt. Durch die schneller erschöpften Ressourcen wird ein erhöhter Druck auf die Ressourcenerneuerung ausgeübt, was selbstverständlich höhere Explorationsausgaben erfordert.

Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, hat der Goldbullenmarkt für einen drastischen Anstieg der Explorationsausgaben gesorgt. Den Experten der Metals Economics Group (MEG) zufolge wurde der Explorationsaufwand nach seinem Tief im Jahre 2002 bis zum Jahre 2008 um mehr als 400 Prozent erhöht (~ 3,2 Mrd. USD). Auch wenn es im Jahre 2009 als Antwort auf die globale Wirtschaftskrise zu einem Rückgang kam, sind die Ausgaben seitdem kontinuierlich gewachsen. Ist dieser Zuwachs jedoch ausreichend?

Derzeit ist ein alarmierender Trend in den Explorationsausgaben erkennbar, der den Goldmarkt wahrscheinlich maßgeblich beeinflussen wird. Laut MEG sind die Explorationsausgaben nicht gesunken. Stattdessen gäbe es eine interessante Entwicklung, was die Projekttypen betrifft, für die das Kapital genutzt wird.

Die Daten der MEG zeigen, dass nur ungefähr ein Drittel der Explorationsausgaben in den vergangenen Jahren in die Greenfield-Exploration (Anfangsstadium/generativ) investiert wurde, während der Großteil in die Brownfield-Exploration (Inbetriebnahme in naher Zukunft) ging. Noch beunruhigender als diese historischen Tiefstwerte ist die Tatsache, dass der industrieweite Umschwung nicht zu einem proportionalen Zuwachs an Projekten geführt hat, die sich im Entwicklungsstadium befinden. Typisch für Brownfield-Projekte ist, dass die vorhandene Infrastruktur eine rasante Entwicklung ermöglicht, was bisher noch nie der Fall gewesen ist.

Auf der einen Seite kann ich nachvollziehen, warum Minengesellschaften angesichts der Lage der globalen Wirtschaft kein Risiko mehr eingehen wollen. Das Risiko ist weitaus geringer, wenn man die Reserven in Minen prüft, die sich bereits als guter Standort für Minenprojekte erwiesen haben. Dieser Trend wird sich jedoch auf die Erneuerung erschöpfter Reserven auswirken.

Auch wenn Minengesellschaften gelegentlich große Brownfield-Entdeckungen machen, wurden die größten Entdeckungen in einer Brownfield-Zone bereits gemacht. Lagerstätten mit mehreren Millionen Unzen, die dieser Industriezweig zur Reserveerneuerung benötigt, werden meist anhand der Greenfield-Methode gemacht. Dieser Trend hat zu einem Mangel an großen Entdeckungen geführt.

In diesem Kontext gibt es viele interessante Aspekte. Erstens findet man in der neuesten Studie der MEG faszinierende Zahlen zum Ersetzen der Goldreserven. Der Studie zufolge gab es seit 1997 insgesamt 99 große Goldentdeckungen (Lagerstätten mit mehr als zwei Mio. Unzen). Die MEG hat alle Reserven, Ressourcen und Produktionszahlen dieser Entdeckungen bis Ende 2011 zusammen getragen. Wenn man von einer Ressourcenumwandlungsrate von 75 Prozent und einer Produktionsgewinnungsrate von 90 Prozent ausgeht, wurden in diesem Zeitraum lediglich 56 Prozent des gewonnenen Golds ersetzt.

Wie die Zahlen der MEG deutlich zeigen, halten die Goldentdeckungen nicht einmal annähernd mit der Minenproduktion Schritt. Es gibt selbstverständlich zahlreiche Faktoren, die zu dieser Tatsache beitragen. Am auffälligsten ist die Tatsache, dass es immer schwieriger wird, große Goldlagerstätten zu finden.




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