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Die tiefere Ursache der Großen Finanzkrise: Das Friedensdiktat von Versailles

12.10.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
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Das neue Glaubensystem verlangte nach flexiblen Wechselkursen, die relativ einfach im Auftrag versteckter politischer Programme manipuliert werden konnten. Keynes war das enfant terrible der Wirtschaftswissenschaft. Er war das absolute Gegenteil von Rittershausen. Er war ein Meister der Demagogie. Er ließ die Ökonomie Kopf stehen. Seit tausenden Jahren lag das Problem der Ökonomie in der Knappheit der Ersparnisse sowie im übermäßigen Verbrauch - gerade in Zeiten fürstlicher Kriege. Keynes erfand over-saving (übermäßige Ersparnisse) und dessen Zwillingsbruder under-consumption (unterdurchschnittlicher Verbrauch). Diese Begriffe sind so abscheulich wie lächerlich verkehrt. Trotzdem kaufte die Welt sie ihm ab, da sie verzweifelt einen Ausweg aus der Depression suchte. Und genau darauf hatte Keynes nur gewartet. Er war versessen darauf, die gesamte Welt durch schlaue Floskeln zu manipulieren, die jedoch jeder Substanz entbehrten.

Rittershausen auf der anderen Seite hatte keine versteckten Beweggründe. Er wollte nur die Wahrheit finden. Und er fand sie tatsächlich, als er auf die Zerstörung des Lohnfonds in Folge der Unterbrechung des Goldwechselumlaufs hinwies. Es ist eine große Tragödie, dass Rittershausen in Deutschland geboren wurde und nicht in Großbritannien, und Keynes in Großbritannien und nicht in Deutschland. In diesem Fall wäre Keynes nämlich völlig unbekannt geblieben, wie er es verdient hätte, und Rittershausen hätte internationalen Ruhm erlangt, wie er es verdient hätte. Ihm wären auf der Welt Beifallsbekundungen und Bewunderung zuteil geworden.

Die Geschichte mag sich vielleicht nicht wiederholen, von ihr geht jedoch ein deutlicher Widerhall aus. Die Große Finanzkrise von 2008 ist ein solcher Widerhall der Großen Depression von 1930. Oder könnte es nicht auch sein, dass die Große Depression von 1930 nur Vorbote für viel Schlimmeres ist: Die Große Finanzkrise von 2008 und ihre Folgen, stehen sie der Welt noch bevor?

Die letzten Überbleibsel des Goldstandard wurden im Jahr 1971 abgeschafft, als der republikanische Präsident Richard Nixon den Ausfall der US-amerikanischen Goldverpflichtungen erklärte - fast vierzig Jahre nachdem der demokratische Präsident Franklin D. Roosevelt den Ausfall der Goldverpflichtungen im Inland erklärt hatte. Er warf damit den Schnellen Geldbrutreaktor an, den Keynes ursprünglich ins Auge gefasst hatte, der später akademisch eingekleidet und von Milton Friedman politisch schmackhaft gemacht wurde. Am Anfang lief es alles blendend nach dem Motto: "So gut wie jetzt habt Ihr es noch nie gehabt".

Aber dann, wie auch schon während der "roaring 20’s", griffen sich Spekulanten das Geld, das aus den Schnellen Brütern wirbelte und rannten damit fort. Wieder einmal wurden Bubbles aufgeblasen, und wieder einmal platzen sie reihenweise. Nun steht die Welt potentiell vor der schlimmsten Arbeitslosigkeit, die es jemals gegeben hat. Auf jeden Fall weitaus schlimmer als diejenige, die Rittershausen im Jahr 1930 vorhersagte. Unter Benutzung seiner Methodologie können wir vorhersagen, dass sich gerade eine Große Depression II abzeichnet. Der Welt fehlt immer noch ein Lohnfonds. Eine gewaltig angewachsene Armee arbeitsloser Menschen wird ernährt, bekleidet, besohlt und beherbergt werden müssen. Das Geld dafür ist nicht da. Wieder einmal werden Regierungen dieses Geld aus dem Nichts schöpfen müssen, um die Sozialhilfe zu bezahlen.

Nur ein Weg führt offensichtlich aus dieser Sackgasse: die Wiederbelebung des Lohnfonds, durch Zulassung spontaner Zirkulation von Goldwechseln, welche das letzte Mal 1914 Verwendung fanden. Und nur für den Fall, es käme jemand auf den Gedanken, man könnte diese Glanzleistung auch unter dem Regime der uneinlösbaren Währung vollbringen - Vorsicht! Real Bills können nur funktionieren, wenn sie in Gold fällig werden. Es ist undenkbar, dass sie in einer uneinlösbaren Währung fällig werden. Ein Goldwechsel ist ein Schuldschein, der immer auch die Möglichkeit einer Auszahlung in Gold mit sich bringen muss, und er bietet obendrein noch einen Ertrag.

Eine uneinlösbare Banknote ist ein "Schuld-Dir-Nichts-Schein" und sie hat nichts zu bieten - bestenfalls ist sie ein geringwertiges Instrument, im schlechtesten Fall nur Betrug. Um einen Sinn zu haben, muss eine real bill bei Fälligkeit in ein übergeordnetes, überlegenes Finanzinstrument übergehen. Ansonsten wird sie nicht zirkulieren wollen. Aus diesem Grund setzt die Wiederbelebung der Goldwechsel eine gleichzeitige Wiederbelebung des Goldstandards voraus. Beide arbeiten Hand in Hand.

Um zum Goldstandard zurückzukehren, muss die US-Regierung wieder dafür sorgen, dass die US-Prägeanstalt auch Gold wieder als gesetzliches Zahlungsmittel einführt - so wie es in der amerikanischen Konstitution ohnehin bestimmt ist; sie wurde jedoch von machthungrigen Präsidenten wie F.D. Roosevelt und seinen Nachfolgern missachtet - von jedem, der schwor, sie zu achten, um dann anschließend doch nur auf ihr herumzutrampeln.

Es wäre eine außergewöhnliche staatsmännische Leistung, würde ein neuer Präsident die geldpolitischen Bestimmung der amerikanischen Konstitution wieder in Kraft setzten.

Das ist die einzige Möglichkeit, den Einsturz des Schuldenturms abzuwenden oder aber den Tsunami der Arbeitslosigkeit und den Zusammenbruch von Recht und Ordnung auf der ganzen Welt.


Referenzen
  • Heinrich Rittershausen, Reform der Mündelsicherheitbestimmungen und der Industrielle Anlagekredit, Jena, 1929.
  • Heinrich Rittershausen, Arbeitslosigkeit und Kapitalbildung, Jena 1930.
  • Wikipedia, Heinrich Rittershausen
  • A. E. Fekete, The Real Cause of Unemployment, The Revisionist Theory and History of Money, 2007, www.financialsensearchive.com/editorials/fekete/2007/0111.html



© Antal E. Fekete
Professor of Money and Banking San Francisco School of Economics
aefekete@hotmail.com



Dieser Artikel wurde am 5. Oktober 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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