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Festerer US-Dollar sorgt für Gegenwind

12.10.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis verliert am Morgen auf 81,5 USD je Barrel. Der seit gestern im Wert gestiegene US-Dollar sorgt für Gegenwind. Unterdessen wirft die OPEC-Sitzung am Donnerstag bereits ihre Schatten voraus. Der saudi-arabische Ölminister hat gestern Einblick in die Ansichten des wichtigsten OPEC-Produzenten gegeben. Er bezeichnete den Ölmarkt als sehr ausgeglichen und ein Preisniveau von 70 bis 80 USD je Barrel als angemessen. Diese Aussagen deuten auf unveränderte Förderquoten hin. Zwar verfolgt die OPEC kein offizielles Preisziel. Ein derartiges Preisniveau wird von der OPEC aber als notwendig erachtet, um das Ölangebot langfristig zu sichern, ohne die Nachfrage und damit die Konjunktur zu beeinträchtigen.

Derzeit notiert der OPEC-Korbpreis exakt am oberen Rand dieses Preisbandes. Laut dem algerischen Ölminister dürfte auch der Verfall des US-Dollar und dessen Auswirkungen auf die Einnahmen der Ölproduzenten diskutiert werden. Vor diesem Hintergrund sind vermutlich auch seine Äußerungen zu verstehen, dass ein Preisniveau von 90-100 USD angemessen sei. Diese Meinung dürfte aber nur von einer Minderheit der OPEC-Mitglieder unterstützt werden. Die OPEC veröffentlicht heute als erste der drei großen Institutionen ihre aktuellen Ölmarktprognosen. Mit einem erwarteten Wachstum der weltweiten Ölnachfrage um 1 Mio. Barrel pro Tag ist sie bislang am pessimistischsten. Gemessen an den eigenen Prognosen kann der OPEC daher nicht daran gelegen sein, dass der Preis zu stark steigt und die Nachfrage bremst.


Edelmetalle

Gold fällt heute unter die Marke von 1.350 USD je Feinunze. Der etwas festere US Dollar hat den Höhenflug zunächst ausgebremst. Die zunehmende Skepsis unter Investoren spiegelte sich in fallenden Goldbeständen des mit Abstand größten Gold ETF, SPDR Gold Trust, wider: Mit einem weiteren Minus von knapp einer Tonne gestern ist der Fonds mittlerweile knapp 18 Tonnen leichter als im Hoch am 28. September. Bemerkenswert ist, dass diese Abflüsse den Goldpreis bislang nicht nennenswert unter Druck setzen konnten.

Offensichtlich bildet das physische Kaufinteresse in Asien im Vorfeld wichtiger religiöser Feiertage ein Gegengewicht. Auch die Zentralbanken bleiben ein unterstützender Faktor. So meldet die Zentralbank Russlands, in diesem Jahr mehr als 100 Tonnen Gold am heimischen Markt gekauft zu haben. Russland dürfte daher dem Weltmarkt kein nennenswertes Angebot an Gold zur Verfügung stellen. Laut World Gold Council könnten die Notenbanken am Goldmarkt im kommenden Jahr erstmals seit 17 Jahren als Netto-Käufer auftreten.

Auch die Rally bei Palladium geriet gestern ins Stocken, nachdem der Preis letzte Woche mit über 600 USD je Feinunze noch ein 9-Jahreshoch markiert hatte. Fundamentale Preisunterstützung gibt aber die Einschätzung des russischen Palladiumproduzenten Norilsk Nickel, dass Russlands staatliche Vorräte an Palladium aufgezehrt seien. Noch im letzten Jahr waren nach JohnsonMatthey 960 Tsd. Unzen aus diesen Beständen auf den Markt geflossen. Ohne diese hätte der Markt bereits 2009 ein Defizit ausgewiesen.


Industriemetalle

Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) hat gestern zum ersten Mal für das kommende Jahr Schätzungen für die globalen Blei- und Zinkmärkte veröffentlicht. Demnach wird sich am Bleimarkt auch 2011 die fundamentale Situation nicht verknappen. Der Angebotsüberschuss wird wie im laufenden Jahr auf 90 Tsd. Tonnen geschätzt. Die Nachfrage erholt sich langsamer als bislang angenommen, insbesondere in Europa und den USA. Auch China wird das rasante Wachstumstempo der letzten Jahre nicht beibehalten, unter anderem aufgrund des Abbaus bislang nicht registrierter privater Lagerbestände. Auf der Angebotsseite werden aufgrund der hohen Preise Minenproduktion und Raffineriekapazitäten ausgeweitet.

Am Zinkmarkt dürfte der Angebotsüberschuss 2011 zwar etwas niedriger ausfallen als im laufenden Jahr, mit 161 Tsd. Tonnen aber hoch bleiben. Damit weisen die Blei- und Zinkmärkte die schlechteste fundamentale Situation unter den Industriemetallen auf. Solange das positive Momentum an den Rohstoffmärkten anhält, dürften Blei und Zink dennoch weiter zulegen.

Wir hatten bereits auf die zunehmenden Spekulationen über die Einführung von Metall-ETFs hingewiesen. Gestern hat der Fondsanbieter ETF Securities diesbezügliche Pläne bestätigt. Sofern man die Bewilligung der Regulierungsbehörden und der London Stock Exchange erhalte, wolle man ETCs auf Industriemetalle auflegen. Die Metalle sollen in LME-Lagerhäusern gelagert werden und LME-Lagerscheine als Sicherheiten dienen. Abhängig vom Investoreninteresse kann die zusätzliche Absorption der Industriemetalle eine Verknappung am Markt bewirken. Kupfer gilt neben Aluminium als möglicher erster Kandidat für einen ETC.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis konnte gestern bis auf 11,9 USD je Scheffel steigen, den höchsten Stand seit August 2009. Neben der Preisrally bei Mais gibt die jüngste Reduktion der US-Ernteprognose durch das US-Landwirtschaftsministerium den Preisen Auftrieb. Die Ernte des weltgrößten Sojabohnenanbieters soll in diesem Jahr der aktuellen USDA-Schätzung zufolge nur noch 3,41 Mrd. Scheffel (92,8 Mio. Tonnen) betragen, statt der bisher erwarteten 3,48 Mrd. Scheffel. In der Folge sollen die US-Sojabohnenvorräte Ende des Erntejahres 2010/11 nur noch bei 265 Mio. Scheffeln (7,2 Mio. Tonnen) liegen. Das sind knapp 100 Mio. Scheffel weniger als bislang erwartet.

Preisstützend kommt hinzu, dass die diesjährige Rapsernte in Kanada mit einem Rückgang um 16% auf 10,4 Mio. Tonnen äußerst enttäuschend ausgefallen ist. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Sojabohnen zur Herstellung von pflanzlichen Ölen. Zudem verzögert ausbleibender Regen die Sojabohnenaussaat in Brasilien. In der wichtigsten Anbauregion Mato Grosso waren bis zum 7. Oktober erst 1,7% der Flächen bestellt, verglichen mit 14% vor einem Jahr. Rekordernten in Brasilien und Argentinien hatten maßgeblich dazu beigetragen, dass im vergangenen Jahr ein globaler Marktüberschuss von gut 20 Mio. Tonnen bestand. Für dieses Erntejahr kann ein Marktdefizit nicht ausgeschlossen werden.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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