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OPEC hält an Förderquoten fest

15.10.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis wird am Morgen bei 83 USD je Barrel gehandelt. Zwar wird der Preis seit zwei Wochen ununterbrochen über der Marke von 80 USD gehandelt. Das Aufwärtsmomentum ist aber zum Stehen gekommen, was angesichts der fundamentalen Situation am Ölmarkt nachvollziehbar ist. Von einer Verknappung des Angebots kann weiterhin keine Rede sein. Auf der Angebotsseite bleibt nach der gestrigen OPEC-Sitzung alles beim Alten. Die Förderquoten wurden vom Kartell erwartungsgemäß unverändert belassen. Gleichzeitig wurde eine striktere Einhaltung der beschlossenen Quoten eingefordert. Ob die einzelnen Mitglieder dies auch umsetzen, bleibt angesichts des attraktiven Preisniveaus abzuwarten. Die nächste Sitzung wurde für den 11. Dezember einberufen.

Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten deuten ebenfalls auf eine entspannte Angebotslage hin. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut DOE aufgrund deutlich gefallener Importe zwar um 416 Tsd. Barrel zurückgegangen. Ein stärkerer Lagerabbau wurde durch eine niedrigere Raffinerieauslastung verhindert. Von daher ist der Rückgang der Rohöllagerbestände nicht auf eine höhere Nachfrage, sondern auf ein geringeres Angebot zurückzuführen. Ähnliches gilt für den Rückgang bei Benzin und Destillaten. Hier was es die niedrigere Produktion, die für den Lagerabbau verantwortlich war, während die Nachfrage zurückging.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 91 Mrd. Kubikfuß gestiegen. Der Lageraufbau lag im Rahmen der Erwartungen, war aber deutlich stärker als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert heute Morgen nur geringfügig unter dem gestern verzeichneten Rekordhoch von über 1.387 USD je Feinunze. Besondere Beachtung dürfte heute Nachmittag eine Rede des Vorsitzenden der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, zu „Geldpolitischen Zielen und Mitteln in einem Umfeld niedriger Inflation“ finden. Marktteilnehmer dürften daraus Rückschlüsse auf die bevorstehenden Maßnahmen zur quantitativen Lockerung der Geldpolitik in den USA ziehen. Dies sollte sich direkt auf den US-Dollar auswirken und damit indirekt den Goldpreis beeinflussen. Der gestrige Goldpreisanstieg ging erstmals seit längerem wieder mit nennenswerten ETF-Zuflüssen einher. Der SPDR Gold Trust verzeichnete Zuflüsse von gut 19 Tonnen. Dies ist der größte Tageszuwachs seit mehr als vier Monaten. Damit wurden zudem alle Abflüsse seit Monatsbeginn nahezu wieder wettgemacht. Mit 1.304,3 Tonnen liegen die Goldbestände des weltgrößten Gold-ETF allerdings noch immer 20 Tonnen unter dem Ende Juni erreichten Rekordwert.

Platin und Palladium handeln weiter um die Marken von 1.700 USD bzw. 600 USD je Feinunze. Neben der hohen Investmentnachfrage profitieren diese beiden Edelmetalle von der Erholung der Automobilindustrie. So wurden in China gemäß Angaben des Automobilverbands im September 1,56 Mio. Autos und damit 16,9% mehr als im Vorjahr verkauft. Platin und Palladium werden zur Produktion von Autokatalysatoren benötigt.


Industriemetalle

Die Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) von Kupfer im Kassa-Markt erholen sich aktuell deutlich. Gemäß Angaben von Aurubis, der größten europäischen Kupferhütte, sind die Schmelzgebühren derzeit wieder auf 60 USD je Tonne und die Verarbeitungsgebühren auf 6 US-Cents je Pfund gestiegen. Aus China wird Ähnliches berichtet: Dort wurden laut Jiangxi Copper, dem größten chinesischen Kupferproduzenten, im September bis zu 80 USD bzw. 8 US-Cents für das Schmelzen und die Verarbeitung von Kupfer bezahlt. Im Monat zuvor lagen die Gebühren noch bei 20-30 USD je Tonne. Dies ist zum einen auf die Schließung von Kapazitäten zurückzuführen, nachdem einige Schmelzereien nicht mehr kostendeckend arbeiten konnten.

Zum anderen hat auch die Verfügbarkeit von Kupferschrott zugenommen, das derzeit als Ersatz für Kupferkonzentrat verwendet wird. Generell scheint der Markt für Kupferkonzentrat nicht ganz so eng zu sein wie zunächst befürchtet. Aufgrund einer geringeren Nachfrage der Schmelzhütten hat der größte börsennotierte Kupferproduzent, Freeport McMoRan, seine Schätzung für das Angebotsdefizit 2010 auf weniger als 100 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. Im Juni ging das Unternehmen noch von einem Defizit von 500 Tsd. bis 1 Mio. Tonnen aus. Für die nächsten zwei bis drei Jahre erwartet Freeport jedoch nach wie vor ein Angebotsdefizit von rund 800 Tsd. Tonnen. Die jährlich vereinbarten Gebühren dürften daher weitgehend auf dem diesjährigen sehr niedrigen Niveau verharren.


Agrarrohstoffe

Der US-Baumwollpreis scheint derzeit keine Grenzen zu kennen. Heute steigt der Preis auf ein Rekordhoch von 120 US-Cents je Pfund. Seit Mitte September hat sich Baumwolle somit um 25% verteuert. Mit einem Zuwachs von 56% seit Jahresbeginn zählt Baumwolle zu den Rohstoffen mit der stärksten Preisentwicklung in diesem Jahr. Im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen kommt bei Baumwolle neben dem schwachen US-Dollar, welcher die US-Exporte stimuliert, eine spürbare Angebotsverknappung hinzu.

Die weltweiten Lagerbestände dürften laut Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums zum Ende des Erntejahres 2010/11 auf 9,7 Mio. Tonnen sinken. Das wäre das niedrigste Niveau seit 14 Jahren. Der chinesische Baumwollverband hat seine Schätzung für die diesjährige Baumwollproduktion im Reich der Mitte auf nur noch 6,64 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Entsprechend steigt der Importbedarf des größten Baumwollverbrauchslandes der Welt. Laut dem Verband hat China im September 201 Tsd. Tonnen Baumwolle importiert und damit doppelt so viel wie vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn summieren sich die Einfuhren Chinas auf 2,16 Mio. Tonnen, was ebenfalls einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Von daher bleiben die Baumwollpreise zunächst weiter gut unterstützt, trotz einer deutlichen Angebotsausweitung in den USA.

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DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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