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US-Dollar bremst Höhenflug der Rohstoffpreise

18.10.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis fällt zum Wochenauftakt unter die Marke von 81 USD je Barrel, nachdem am Freitag noch 83 USD erreicht wurden. Insbesondere der festere US-Dollar sorgt für Abgabedruck. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass der vorherige Preisanstieg in erster Linie finanzmarktgetrieben gewesen ist und nicht auf einer Verengung der fundamentalen Angebotssituation beruhte. Dass dem Ölpreisanstieg allmählich die Puste auszugehen schien, hatte sich bereits in den letzten Tagen angedeutet, als der Preis kaum noch von der anhaltenden Schwäche der US-Währung profitieren konnte.

Spekulative Finanzanleger dürften sich vor diesem Hintergrund von ihren Long-Positionen trennen. Diese haben in den vergangenen Wochen maßgeblich dazu beigetragen, dass der Ölpreis über die Marke von 80 USD steigen konnte. In der Woche zum 12. Oktober kam es nochmals zu einem Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen um 9,7 Tsd. auf 174.835 Kontrakte, was dem höchsten Stand seit sechs Monaten entspricht. Von daher besteht ein beträchtliches Rückschlagspotenzial, wenn es seitens der spekulativen Finanzanleger zu größeren Positionsglattstellungen kommt.

Der seit 19 Tagen andauernde Streik in französischen Ölhäfen und Raffinerien hat in Frankreich zu sichtbaren Versorgungsengpässen und in Europa zu einem deutlichen Anstieg der Preise für Ölprodukte geführt. Diesel verteuerte sich seit Ende September um bis zu 8%, Benzin im selben Zeitraum sogar um bis zu 14%. Mittlerweile sollen mindestens 28 mit Rohöl und 24 mit Ölprodukten beladene Tankschiffe in Marseille vor Anker liegen.

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Edelmetalle

Nachdem die Edelmetalle bereits Ende letzter Woche unter Druck kamen, geben sie im Zuge eines festeren US-Dollars auch zu Wochenbeginn in der Breite nach. Nach den starken Preisanstiegen der vergangenen Wochen kommt es hier offensichtlich zu Gewinnmitnahmen. Gegen einen nachhaltigen Rückgang des Goldpreises spricht jedoch, dass in den USA die Realzinsen auf ein Niveau nahe Null bzw. sogar in den negativen Bereich gefallen sind. Grund hierfür ist der Anstieg der Inflationserwartungen im Zuge der Ankündigung weiterer quantitativer Lockerungsmaßnahmen durch die Fed. Dies spricht langfristig für weiter steigende Goldpreise. Darüber hinaus zeigen sich die spekulativ orientierten Finanzinvestoren im Falle von Gold nach wie vor sehr optimistisch. Diese haben in der Woche zum 12. Oktober ihre Netto-Long-Positionen auf 224 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Sie befinden sich damit nur unweit des Allzeithochs.

Im Falle von Silber hingegen kam es zu Positionsglattstellungen im größeren Stil. Hier wurden die Netto-Long-Positionen um 13% oder gut 6 Tsd. auf 41,6 Tsd. Kontrakte abgebaut. Das auf Edelmetalle spezialisierte Research-Institut GFMS geht davon aus, dass der globale Silbermarkt in diesem Jahr einen deutlichen Angebotsüberschuss aufweisen wird. Diese Einschätzung könnte angesichts der hohen Investmentnachfrage zu pessimistisch sein. Dennoch erwarten auch wir zunächst eine Korrektur des Silberpreises, bevor der Aufwärtstrend wieder aufgenommen wird.


Industriemetalle

Der Einfluss des US-Dollar auf die Metallpreise zeigt sich eindrucksvoll zu Wochenbeginn. Diese geben im Zuge einer festeren US-amerikanischen Währung in der Breite nach. In den Wochen zuvor wurden die Metallpreise noch durch einen schwachen Dollar unterstützt. Die hohen Preise scheinen im Falle von Kupfer zudem Käufer zurückzuhalten, wie in China zu beobachten ist. Dort sind in der letzten Woche zum zweiten Mal in Folge die Lagerbestände gestiegen. Mit 103.510 Tonnen befinden sich die Vorräte aktuell wieder auf dem höchsten Stand seit Anfang September. Damit wurde zumindest vorerst der starke Lagerabbau - die Bestände hatten sich von ihrem Rekordhoch Ende April mehr als halbiert - gestoppt.

Die spekulativ orientierten Finanzanleger zeigen sich nach wie vor sehr optimistisch und haben in der Woche zum 12. Oktober abermals stark auf steigende Preise gesetzt. Die Netto-Long-Positionen an der COMEX wurden nochmals um 3,3% auf 32,6 Tsd. Kontrakte und damit auf ein neues Allzeithoch ausgeweitet. Die Finanzinvestoren dürften daher maßgeblich zum Anstieg des Kupferpreises in dieser Zeit beigetragen haben. Sollte der US-Dollar fest bleiben, könnte es an den Metallmärkten jedoch zu Gewinnmitnahmen kommen. Wir hatten bereits mehrfach erwähnt, dass der jüngste Preisanstieg unserer Meinung nach über- und darüber hinaus von Finanzinvestoren getrieben war.


Agrarrohstoffe

Am Freitag gaben die Notierungen einer ganzen Reihe an Agrarrohstoffen im Handelsverlauf nach. Besonders kräftig gaben die Notierungen für Zucker und Kakao nach. Die brasilianische Zuckervereinigung UNICA hatte seit Beginn des Erntejahres bis Ende September ein Produktionsplus von 30% gegenüber dem Vorjahr gemeldet, was dem kräftigen Preisanstieg der Vortage entgegenwirkte. Die enttäuschenden Vermahlungszahlen aus Europa (-4% ggü. Vj) und Nordamerika (+1,7% ggü. Vj.) für das dritte Quartal ließen Kakao in New York seine Wochengewinne wieder vollständig abgeben und bei gut 2.800 USD je Tonne schließen.

Die aktuellen CFTC-Daten zeigen für die Woche zum 12. Oktober einen überraschenden Rückgang in den Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger bei Weizen, Mais und Sojabohnen. Denn in der Berichtswoche kam es nach dem USDA-Bericht zu einem starken Preisanstieg. Möglicherweise handelt es sich um ein erstes Signal, dass spekulative Anleger weitere Preisanstiege dazu nutzen, Gewinne zu realisieren. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Mais und Sojabohnen erreichten Ende September Rekordniveaus und befinden sich mit 348 Tsd. Kontrakten bei Mais und 121 Tsd. Kontrakten bei Sojabohnen noch immer auf einem sehr hohen Niveau.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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