Merkel macht den Weg für Draghi frei
Weit her ist es damit sowieso nicht: Erst in der zurückliegenden Woche ermöglichte es die EZB der griechischen Notenbank, griechischen Banken über die ELA-Fazilität, griechische Banken mit weiterer Liquidität auszustatten, die diese dann einsetzten, um neue griechische TBills im Gesamtwert von über 4 Mrd. Euro zu kaufen. Dies versetzt den griechischen Staat in die Lage, am 20. August fällige Anleihen im Volumen von 3,1 Mrd. Euro zu tilgen, die pikanterweise fast komplett bei der EZB liegen. Die frischen TBills hingegen dürften umgehend der griechischen Zentralbank als Sicherheiten eingereicht worden sein, um frische Kredite zu bekommen. So bringt die EZB Griechenland durch den Sommer und sich selbst um eine Abschreibung herum (siehe auch: “Eurokrise und Glaubwürdigkeit“).
Bei den „Märkten“ kommt das natürlich gut an - welch ein gerissener Hund, dieser Draghi! Es ist die Art von schäbiger Bewunderung, von der man sich gelegentlich selbst nicht frei machen kann, wenn man von einem besonders gerissenen großen Betrugsfall liest.
Die EZB wird durch die angekündigten "Hilfsaktionen“ endgültig abhängig von der Politik - und damit sitzen sie alle drei in einem Boot, die EZB, die Politik und das Bankensystem.
Die "Märkte“ werden durch die Erwartung massiver geldpolitischer Lockerungen bei Laune gehalten. Von der EZB erwartet man früh im September, dass Draghi seine vollmundigen Ankündigungen umsetzt, von der Fed wird QE3 erwartet, auch von der chinesischen Notenbank erwartet spätestens dann weitere Lockerungen.
Nach Jahren geldpolitischer Lockerungen und Bilanzaufblähung der Zentralbanken hat die Hoffnung wenig Grundlage, dass deren nächster Akt nun den realwirtschaftlichen Durchbruch bringen wird.
Wie sehr die Märkte mittlerweile von solchen Erwartungen auf geldpolitische Lockerungen hypnotisiert sind, zeigt sich am Angstmesser von Wall Street, dem VIX. Dieser Maßstab für die implizite Volatilität ist auf ein fünf-Jahres-Tief gefallen (siehe Chart!). Gleichzeitig schäumt die Stimmung allmählich Richtung „Greed“ über. In den zurückliegenden Jahren folgte jedem markanten Tief des VIX recht bald ein deutlicher Rückgang im S&P 500 (siehe: "VIX auf fünf-Jahres-Tief“). Dies dürfte dieses Mal nicht anders sein. Zuvor dürfte allerdings ein zeitweiliges Überschießen des S&P 500 über sein Jahreshoch hinaus auf ein neues vier-Jahres-Hoch wahrscheinlich sein. Der September dürfte spannend werden!
Erwähnte Charts und Verweise können hier eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de
© Klaus G. Singer
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