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Hoher Goldpreis dämpft Nachfrage nach ETFs

29.10.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis bewegt sich weiter um die Marke von 82 USD je Barrel seitwärts. Das physische Überangebot verhindert einen Anstieg in Richtung 85 USD. Das anhaltende Interesse der Finanzanleger steht einem Rückgang unter 80 USD entgegen. Heute richtet sich der Fokus auf die Veröffentlichung des US-BIP im dritten Quartal. Eine etwas schwächere Zahl würde Erwartungen umfangreicher quantitativer Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank in der kommenden Woche wecken und den Ölpreis somit unterstützen. Der Streik in den französischen Ölraffinerien hat zu einem deutlichen Rückgang der europäischen Benzinlagerbestände geführt. Die in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) gehaltenen Vorräte gingen in der Woche zum 28. Oktober um 7% auf 733 Tsd. Tonnen zurück. Seit Ende September sind die ARA-Benzinvorräte um 20% gesunken. Da sich die Streiksituation in Frankreich entspannt, dürfte der Lagerabbau allmählich auslaufen.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um 18% auf 3,89 USD je mmBtu "gestiegen". Der Großteil des Preisanstiegs ist auf den Kontraktwechsel zurückzuführen. Der Dezember-Kontrakt notierte bei der Umstellung 14% höher als der ausgelaufene November-Kontrakt. Laut US-Energieministerium sind die US-Erdgasvorräte in der vergangenen Woche um 71 Mrd. Kubikfuß gestiegen und damit deutlich stärker als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Der Lagerüberhang weitete sich daraufhin auf 9,1% aus. Das weitere Aufwärtspotenzial für den Erdgaspreis ist daher begrenzt.

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Edelmetalle

Am Goldmarkt nehmen Anleger anscheinend Gewinne mit. Obwohl der Goldpreis gestern wieder um 1,4% auf 1.345 USD je Feinunze gestiegen ist, verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Abflüsse von gut 5 Tonnen. Im Oktober summieren sich die Abflüsse damit auf knapp 12 Tonnen. Der World Gold Council (WGC) berichtet einen Rückgang der Investmentnachfrage im dritten Quartal in nahezu allen Bereichen. Dies dürfte auf die hohen Goldpreise in dieser Zeit zurückzuführen sein, die bei den Investoren offensichtlich deutliche Bremsspuren hinterlassen haben.

Die ETF-Nachfrage betrug im dritten Quartal "nur" noch 28,3 Tonnen, nach 291,3 Tonnen im Quartal zuvor. Die vom WGC erfassten Gold-ETFs wiesen damit per Ende September Goldbestände von insgesamt 2.070 Tonnen aus. Die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren in Europa und Nord-Amerika zeigte sich mit 50 Tonnen zwar relativ robust, lag aber ebenfalls unter dem Wert des Vorquartals. In China blieben die Investmentaktivitäten dagegen hoch. Die physischen Goldlieferungen an der Goldbörse Shanghai beliefen sich in den ersten neun Monaten des Jahres laut WGC auf 591 Tonnen.

Angaben des Verbandes der russischen Goldproduzenten zufolge ist die Goldproduktion in Russland in den ersten neun Monaten des Jahres in Vergleich zum Vorjahr um 1,5% auf 149 Tonnen zurückgegangen. Dennoch hält der Verband am Jahresziel von 207 Tonnen fest. Da die russische Zentralbank weiter ihre Goldreserven aufstockt, dürfte Russland nicht zu einer Ausweitung des globalen Angebots beitragen.


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen zum Start des Handelstages unter Druck und geben zum Beispiel im Falle von Zink und Blei um knapp 3% nach. Belastet werden sie unter anderem durch schwache Aktienmärkte im asiatischen Raum. Aber auch die Nachfrage zeigt sich auf den aktuell hohen Preisniveaus gedämpft. An der Börse Shanghai sind die Kupfervorräte in der Woche zum 28. Oktober zwar zum ersten Mal seit drei Wochen wieder leicht gefallen, mit rund 106 Tsd. Tonnen liegen sie jedoch auf dem höchsten Niveau seit Mitte August.

Das chinesische Handelsministerium hat die Exportquoten für einige strategische Metalle für das nächste Jahr neu festgelegt. Unter anderem wird die Exportquote für Zinn von aktuell 21 Tsd. auf dann 18,9 Tsd. Tonnen reduziert. Dies dürfte jedoch keine Auswirkungen auf den globalen Zinnmarkt haben, da die Quote bereits in den letzten Jahren schon nicht mehr ausgeschöpft wurde. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat China gemäß Angaben der Zollbehörde lediglich 5.472 Tonnen Zinn und -produkte exportiert.

Der weltweit größte Zinnproduzent, die indonesische PT Timah, plant, im nächsten Jahr mehr Zinn über den Kassa-Markt als über länger laufende Verträge zu verkaufen. Zukünftig sollen 40-50% der Produktion über den Kassa-Markt veräußert werden. Bislang betrug dieser Anteil lediglich 10-20%. Das Unternehmen möchte offensichtlich stärker an den aktuell hohen Zinnpreisen partizipieren, die nur unweit des Allzeithochs liegen.


Agrarrohstoffe

Der International Grains Council hat seine Schätzung für die weltweite Maisproduktion im Erntejahr 2010/11 um 10 Mio. auf 814 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Die Abwärtsrevision erklärt sich größtenteils mit einer gesenkten Ernteprognose in den USA. Gleichzeitig wurde die Schätzung für den weltweiten Maisverbrauch um 3 Mio. auf einen Rekordwert von 840 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Das daraus resultierende Marktdefizit macht sich in einem kräftigen Rückgang der weltweiten Maisvorräte um 27 Mio. auf ein 4-Jahrestief von nur noch 125 Mio. Tonnen bemerkbar. Die Reichweite der Lagerbestände beträgt damit weniger als acht Wochen.

Damit ist der IGC sogar noch pessimistischer als das US-Landwirtschaftsministerium, welches die Lagerbestände zum Ende des Erntejahres auf 132 Mio. Tonnen schätzt, was eine Reichweite von 8,4 Wochen impliziert. Die spürbare Verknappung des Maisangebots spricht für einen weiteren Preisanstieg. Bei Weizen gab es dagegen keine nennenswerten Revisionen mehr. Die weltweite Produktion 2010/11 wird vom IGC weiterhin auf 644 Mio. Tonnen geschätzt. Der globale Verbrauch wurde geringfügig auf 658 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Die weltweiten Lagerbestände sollen zwar auf 181 Mio. Tonnen sinken, liegen damit aber noch immer merklich höher als bei Mais. Auch die Reichweite liegt bei knapp 15 Wochen deutlich darüber. Wir erachten das Aufwärtspotenzial bei den Weizenpreisen als nahezu ausgereizt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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