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Supergeheime Welt ohne jede Kontrolle - Super-Gefährlich oder Ultra-Lächerlich? (Teil 2/4)

30.08.2012  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Ein anderer sah in einem supergeheimen Raum so viele supergeheime Programme, bis er unter Schwindelgefühlen "Stopp“ brüllte und sich danach an nichts mehr erinnern konnte. Der vom Pentagon berufene Lt. Gen. John R. Vines, ehemals hochrangiger Kommandeur im Irak, in Afghanistan, in Somalia sowie von den berüchtigten Sondertruppen des “Joint Special Operations Command”, sollte die “sensibelsten” Programme des Militärs überprüfen. Sein Kommentar: "Die Komplexität dieses Systems trotzt jeder Beschreibung. Wir können überhaupt nicht beurteilen, ob dieser ganze Spionage-Komplex uns überhaupt sicherer macht“. Wie sagte schon Super-Detektiv Nick Knatterton: "Ein scharfer Schuss zur rechten Zeit, schafft Ruhe und Gemütlichkeit". Nur muss man den Anfang des Zitats durch "Ein wahres Wort" ersetzen.

Doch ungemütlich wurde es für den oberste Geheimdienst-Direktor (“Director of National Intelligence”, DNI) Dennis Blair, von Präsident Obama entlassen, wegen kompletten Versagens in Hinblick auf den 11. September. Sein Kommentar: “Fast alles von dem, was als Redundanz (Doppel-Arbeit) erscheint, ist in Wirklichkeit maßgeschneiderte Geheimdienstinformation (“intelligence”) für zahlreiche diverse Kunden.”


Produktionsgeschwindigkeit (wie die Dummheit der Menschen) geht gegen Unendlich

Die Geheimdienste der "befreundeten Staaten“ bleiben natürlich keineswegs untätig und ahmen den großen Führer im fernen Washington untertänigst nach. Sie dürften alle zusammengenommen vielleicht noch einmal 5 solcher "Bücher" tagtäglich schreiben. Insgesamt läge man sicher nicht ganz falsch, wenn man davon ausgeht, dass jeden Tag etwa 20 solcher 500-Seiten dicker "Bücher" voller Top-Geheim-Informationen in der westlichen Welt zusammengetragen und verfasst werden, also mehr als 7 000 "Bücher" pro Jahr.

Von diesem geheimen Wissen dürfte schätzungsweise die Hälfte ausgedruckt werden. Der Rest verbleibt als "Dokumente" in hoch geheimen elektronischen Speichern. Jedenfalls beträgt die reine "Lesezeit" all dieses von den westlichen Geheim-Organisationen unaufhörlich zusammengetragenen Materials 40 Tage für jeden einzelnen Kalendertag dieser Art von "Produktion".

Die Produktionsrate ist also ungefähr 40 Mal so hoch, wie die entsprechende Lesegeschwindigkeit einer zentral autorisierten Person mit voller Berechtigung. Beschränkte man sich nur auf das Kernland USA, läge die Produktionsgeschwindigkeit immer noch in der Größenordnung des 30-fachen des reinen Lesetempos eines bestens geschulten Mitarbeiters. Ein "Super-User" mit Zugang zu allem nach dem Fließbandverfahren einlaufenden Material) müsste also 30 Mal schneller lesen, als ein geübter Leser.

Damit nicht genug. Es geht ja nicht nur um den reinen Lesevorgang eines Analysten oder Prüfers, sondern ums Verstehen der komplexen Inhalte, der Tabellen, Graphiken, Zahlenberge, Statistikfriedhöfe, der aufgestellten Thesen, Theorien, Prognosen, E-Mails, Faxe, Formeln, Zeitungsausschnitte, abgefangenen Kommunikationen und Empfehlungen. Da müssen Schlussfolgerungen gezogen und praktische Massnahmen eingeleitet werden, was wiederum Zeit braucht. Auch müssen zehntausende von Mitarbeitern überwacht, bewertet und neu angeleitet, korrigiert und gelenkt werden. In der Zwischenzeit aber laufen hunderte anderer Berichte und auch tausende von Eil-Meldungen ein, deren Inhalte dem unlängst erhaltenen Material teilweise oder auch völlig widersprechen. Dies wiederum erfordert Nachprüfen, Zweifel, Fehleranalyse. Vergleiche. Umdenken, Kurskorrekturen, Neugestaltung der Aufgabenbereiche, Verlagerung der Schwerpunkte nachrichtendienstlicher Tätigkeiten und Abwägungen von sich ständig ändernden Prioritäten.

Doch nach wenigen Tagen und dem Eingang weiterer 10 000 Seiten Geheimmaterials, stellte sich die Sachlage schon wieder völlig anders dar. Wie man erfuhr, stieg Bin Laden oder sein Nachfolger mittlerweile von Eselsfleisch auf Maultierschinken um. Dies wird als eine Art "strategischer Paukenschlag" im Taktikwechsel des Feindes blitzartig in etwa 23 verschiedenen Versionen nach Washington gemeldet. Und angeblich trinken diese Todfeinde der Demokratie jetzt statt vergorener Schafsmilch nunmehr mit Ziegenmilch verdünntes Coca Cola. Sowas aber auch! In den Geheimdienstpalästen breitet sich zuerst Konsternation und danach Panik wellenförmig aus. In den oberen Analystenrängen hört man gedämpfte Entsetzens- und Schmerzensschreie. Der Ruf nach Vergeltung wird laut. Die Empfehlung von eingeschleusten Klon-Ziegen, die nur mit Cola getränkt werden, harrt der Genehmigung durch den Präsidenten.

Somit erhöht sich die notwendige "Lesezeit mit Verstand und Sinn" im System auf mindestens das hundertundfünfzigfache der Produktionszeit. Und diese aberwitzige Relation steigt weiter. Ein Super-User muss 23 Stunden täglich mit der 150-fachen Steigerung seiner Gehirnaktivitäten präsent sein.

Lesen sie weiter: Teil 3 und Teil 4 ...


© Prof. Hans-Jürgen Bocker



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