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Weltbank-Chef regt Debatte um neuen Goldstandard an

08.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist in der Nacht auf ein 2-Jahreshoch von 87,5 USD je Barrel gestiegen. Brentöl handelt dagegen noch immer unter dem im Frühjahr verzeichneten Jahreshoch. Besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktdaten sorgten für Optimismus unter den Finanzanlegern, dass sich die Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland USA beleben könnte. Selbst der gestiegene US-Dollar stellte am Freitag kein Hindernis für den Ölpreis mehr dar.

Sobald die Euphorie über die Arbeitsmarktdaten nachlässt und einer realistischeren Betrachtungsweise weicht, dürfte der inverse Zusammenhang zwischen dem Ölpreis und dem USD-Außenwert wieder zum Tragen kommen. Dies spricht gegen einen weiteren Preisanstieg bei Rohöl. Die spekulativen Netto-Long-Positionen wurden in der Woche zum 2. November um 12 Tsd. auf 177,7 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Damit liegen sie nur noch knapp unter dem Rekordwert von Anfang April. Da der Ölpreis bis zuletzt weiter gestiegen ist, dürften auch die Netto-Long-Positionen nochmals ausgeweitet worden sein. Mögliche Positionsschließungen könnten den Preis unter Druck setzen.

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Positionsglattstellungen dürften auch maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der US-Erdgaspreis Ende Oktober über die Marke von 4 USD je mmBtu steigen konnte. Die spekulativen Netto-Short-Positionen wurden in der Woche zum 2. November um 23 Tsd. auf 102.405 Kontrakte reduziert, den niedrigsten Stand seit Anfang August. Angesichts der in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich gestiegenen Lagerbestände ist der Zeitpunkt überraschend. Es ist daher denkbar, dass es zu einem erneuten Aufbau von Short-Positionen kommt, welche den Erdgaspreis belasten.


Edelmetalle

Der Goldpreis erreicht bei knapp 1.399 USD je Feinunze heute Morgen ein neues Allzeithoch, gibt anschließend im Zuge eines starken US-Dollar jedoch leicht nach. In Euro gerechnet handelt Gold fast wieder bei 1.000 EUR je Feinunze. Die spekulativ orientierten Finanzanleger haben in der Woche zum 2. November ihre Netto-Long-Positionen die dritte Woche in Folge auf 195,6 Tsd. Kontrakte abgebaut. Auch bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen weiter reduziert. Mit 34,6 Tsd. Kontrakten liegen sie mittlerweile fast 30% unter dem Rekordhoch von Ende September. Allerdings ging der Abbau weder bei Gold noch bei Silber mit fallenden Preisen einher, so dass das Korrekturpotenzial bei diesen beiden Edelmetallen unserer Meinung nach selbst im Falle von weiteren Positionsreduzierungen begrenzt sein dürfte.

Für Aufsehen sorgt ein Artikel des Weltbankpräsidenten Robert Zoellick in der Financial Times. In diesem fordert er die führenden Wirtschaftsnationen auf, die Wiedereinführung eines modifizierten Goldstandards in Erwägung zu ziehen, um die Währungskurse stärker zu verankern. Das System solle den US-Dollar, Euro, Yen, das Britische Pfund und den Yuan umfassen. Darüber hinaus solle Gold als internationaler Referenzpunkt für die Markterwartung bezüglich Inflation, Deflation und der zukünftigen Bewertung von Währungen herangezogen werden. Auch wenn derartige Pläne ferne Zukunftsmusik sind, dürfte der Goldpreis dadurch psychologische Unterstützung erhalten.


Industriemetalle

Die Metallpreise legen zum Start der neuen Handelswoche in ihrem Höhenflug eine Verschnaufpause ein und geben in der Breite leicht nach. Einer der Gründe für den Preisrückgang heute Morgen dürfte dabei der starke US-Dollar sein. Die spekulativ orientierten Finanzanleger haben in der Woche zum 2. November ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer um 3% auf 31,6 Tsd. Kontrakte abgebaut. Damit liegen sie jedoch nach wie vor in unmittelbarer Nähe zum Allzeithoch. Dieses könnte in der aktuellen Betrachtungsperiode bereits wieder erreicht worden sein, da der starke Preisanstieg bei Kupfer in der letzten Woche überwiegend in der zweiten Hälfte erfolgte und somit in den am Freitag veröffentlichten Daten noch nicht enthalten ist.

Solange die Positionen weiter hoch bleiben, dürfte der Preis gut unterstützt sein. Der Streik in der chilenischen Kupfermine Collahuasi hat bislang kaum Auswirkungen auf die Produktion. Auch am dritten Tag des Streiks konnte die Produktion Angaben der Minenbetreiber zufolge mit Leiharbeitern und Arbeitern, die nicht in der Gewerkschaft organisiert sind, nahezu vollständig aufrecht gehalten werden. Die globale Kupfernachfrage bleibt anhaltend hoch, wie am nach wie vor kontinuierlichen Abbau der Börsenlagerbestände zu beobachten ist. An der LME sind die Kupfervorräte mit gut 366 Tsd. Tonnen mittlerweile auf den tiefsten Stand seit 12 Monaten gefallen.


Agrarrohstoffe

Auch in der Woche zum 2. November hat die Euphorie der Finanzanleger über die weitere erwartete Preisentwicklung angehalten. Wie die aktuellen CFTC-Daten zur Marktpositionierung zeigen, sind die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger entweder gestiegen - wie bei Weizen -, hielten sich auf sehr hohem Niveau - wie bei Mais und Zucker -, oder beides gemeinsam - wie bei Sojabohnen. Alle genannten Produkte konnten die Woche mit einem deutlichen Gewinn abschließen, Zucker gar mit einem Wochenplus von 9%. Noch stärker war der Preisanstieg nur bei Baumwolle mit 12,5%, die sich seit Mitte Juli um über 80% auf aktuell 145 US-Cents je Pfund verteuerte.

Das USDA sieht die Bestände weiter abschmelzen und könnte diese Einschätzung in seinen morgen zur Veröffentlichung anstehenden Angebots- und Nachfrageprognosen nochmals verschärfen, zumal zwischenzeitlich ein Hagelsturm die texanischen Anbaugebiete getroffen hat. Aber auch die Kälte in China, welche die Ernte des wichtigsten Nachfragers beeinträchtigt, könnte mehr Importe nötig machen und die weltweiten Lagerbestände auf ein 14-Jahrestief drücken. Die massive Nachfrage aus China unterstreichen auch die US-Exportzahlen, die für die Woche zum 28. Oktober trotz der hohen Preise ein Plus von 20% gegenüber dem Durchschnitt der vorangegangenen vier Wochen ausweisen, wovon knapp 60% nach China verschifft werden. In China sind die Baumwollpreise ebenfalls auf ein Rekordhoch gestiegen.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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