Gold und Silber profitieren von Währungsschwäche
10.11.2010 | Eugen Weinberg
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Aber nicht nur das gestiegene Anlegerinteresse treibt derzeit den Preis. Auch die industrielle Nachfrage, welche etwa die Hälfte der Gesamtnachfrage abdeckt, dürfte sich in diesem Jahr im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs deutlich erholt haben. Darüber hinaus ist der Importbedarf Chinas in den letzten zwei Jahren immens gewachsen, denn wie auch bei vielen Industriemetallen konnte die steigende Silbernachfrage nicht mehr durch die heimische Produktion bedient werden. In den ersten neun Monaten des Jahres hat China laut Daten des chinesischen Zolls 3.993 Tonnen Silber importiert und damit 20% mehr als im Vorjahr (Grafik 5). China ist zwar mittlerweile der weltweit drittgrößte Silberproduzent, weist aber auch einen der am schnellsten wachsenden Absatzmärkte für Silber auf. Sollte sich das hohe Wirtschaftswachstum in China fortsetzen, dürfte dies zu einem weiter steigenden Bedarf an Silber führen. Die sich erholende Nachfrage trifft auf eine nur mäßig steigende Minenproduktion, die immerhin 80% des gesamten Weltangebots stellt. Zugleich schrumpft das Angebot an Altsilber, das durch sinkende Recyclingbestände der an Bedeutung verlierenden Fotoindustrie belastet wird. Deshalb dürfte sich der Silbermarkt in diesem Jahr spürbar verengen. Der Primärüberschuss und damit die Menge Silber, welche der Investmentnachfrage zur Verfügung steht, dürfte daher deutlich geringer ausfallen als die gut 4.000 Tonnen im Jahr 2009.
Zunächst dürfte der Silberpreis aufgrund der Flucht in wertstabile Anlagen gut unterstützt bleiben. Allerdings besteht nach dem starken, maßgeblich von Finanzanlegern getrieben Preisanstieg Rückschlagspotenzial. Dies kann im schwankungsanfälligen Silbermarkt zu einem Preisrückgang führen, welcher den Silberpreis noch einmal in Richtung 20 USD korrigieren lassen könnte. Langfristig sind die Preisaussichten unverändert positiv. Silber dürfte dabei von seinem hybriden Status als Edelmetall mit ähnlichen Eigenschaften wie Gold und einer hohen industriellen Verwendung profitieren. Bis zum vierten Quartal 2011 wird Silber unseres Erachtens bis auf 28 USD je Feinunze steigen. Bedenkt man, dass das Gold-Silber-Verhältnis in den letzten fünf Jahren im Tief unter 50 gefallen ist, besteht zudem weiteres Aufholpotenzial gegenüber Gold.
Auf einen Blick