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Chinesische Importzahlen belasten Rohstoffmärkte

10.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis handelt knapp unterhalb von 87 USD je Barrel. Die chinesischen Importdaten konnten den Preis nur kurzzeitig belasten. China hat im Oktober nur noch 16,4 Mio. Tonnen Rohöl importiert. Das waren 30% weniger als im Vormonat. Es ist allerdings zu früh, auf den Beginn einer Abschwächung der Ölnachfrage in China zu schließen. Dagegen spricht insbesondere, dass der staatliche Raffineriebetreiber Sinopec die Rohölverarbeitung im November auf ein Rekordniveau angehoben hat. Folglich dürfte es zu einem merklichen Abbau der Lagerbestände kommen, deren Wiederaufstockung in den kommenden Monaten wieder höhere Öleinfuhren zur Folge haben sollten. Zu einem kräftigen Lagerabbau kam es in der vergangenen Woche auch in den USA.

Laut API fielen die US-Rohöllagerbestände um 7,4 Mio. Barrel. Grund hierfür waren rückläufige Importe und ein deutlicher Anstieg der Raffinerieauslastung. Auch die Vorräte von Benzin und Destillaten gingen um 3,4 Mio. bzw. 4,0 Mio. Barrel zurück. Sollte dies heute Nachmittag in den offiziellen DOE-Daten bestätigt werden, dürften die Ölpreise Auftrieb erhalten. Die US-Energiebehörde EIA hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage nach oben revidiert und erwartet einen Anstieg um 2,0 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr. 2011 wird mit einem Nachfragezuwachs von 1,4 Mio. Barrel pro Tag gerechnet. Aufgrund einer sinkenden Produktion in den Nicht-OPEC-Ländern dürfte der Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr deutlich steigen. Dies könnte zu einem Abbau der noch immer hohen Lagerbestände führen und somit den Ölpreis unterstützen. Die OPEC veröffentlicht ihre Prognosen morgen, die IEA am Freitag.

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Edelmetalle

Die Situation an den Edelmetallmärkten ist aktuell durch eine sehr hohe Volatilität gekennzeichnet. Silber beispielsweise stieg gestern zunächst bis auf 29,36 USD je Feinunze, um anschließend innerhalb kürzester Zeit um 10% bis auf 26,50 USD zu fallen. Heute Morgen handelt der Preis bereits wieder einen Dollar höher. Die hohe Volatilität deutet auf ein starkes Engagement spekulativ orientierter Finanzinvestoren hin, ist aber bei Weitem kein Phänomen, das nur den Silbermarkt betrifft. Möglicherweise kam es in den vergangenen Tagen zu einem "short squeeze", das heißt Anleger, die auf fallende Preise gesetzt haben, haben ihre Positionen geschlossen, um wei

tere Verluste zu vermeiden. Dies könnte den Aufwärtstrend daher verstärkt haben. Gestern wurden dann im großen Stil Long-Positionen geschlossen und Gewinne mitgenommen, nachdem der Silberpreis allein im November in der Spitze um bis zu 18% zulegen konnte. Das Handelsvolumen für Silber-Futures-Kontrakte an der COMEX ist gestern auf ein Rekordniveau gestiegen und war mehr als viermal so hoch wie der 250-Tage-Durchschnitt. Dass Silber derzeit stark gefragt bleibt und Gold beim Anlegerinteresse den Rang abläuft, zeigen erneut hohe Zuflüsse in Silber-ETFs. Der iShares Silver Trust hat gestern seine Bestände um 113 auf 10.366 Tonnen erhöht. Der Goldpreis notiert aktuell wieder über 1.400 USD je Feinunze, nachdem er - ähnlich wie Silber - im späten Handel deutlich unter Druck geriet und unter diese Marke fiel.


Industriemetalle

Die Metallpreise legen zum Start des neuen Handelstages eine Verschnaufpause in ihrem Aufwärtstrend ein, nachdem sie gestern nochmals deutlich zulegen konnten. Zink und Blei waren mit jeweils über 4% die Tagesgewinner, wobei Blei zugleich ein 10-Monatshoch markierte. Zinn stieg auf einen neuen Rekordwert von 27.500 USD je Tonne. Gemäß Angaben der chinesischen Zollbehörde hat China im Oktober im Vergleich zum Vormonat 26% weniger Kupfer und Kupferprodukte importiert. Die Einfuhren fielen den zweiten Monat in Folge auf 273,5 Tsd. Tonnen und damit den niedrigsten Stand in diesem Jahr. Sie liegen aber dennoch rund 4% über dem Vorjahresniveau. Auch die Importe von Kupferschrott sind deutlich auf 310 Tsd. Tonnen gesunken.

Der Rückgang ist zum einen auf die hohen internationalen Priese und die offensichtlich reichliche inländische Verfügbarkeit von Kupfer zurückzuführen. Zum anderen gibt es schon seit Ende Juli kaum noch profitable Arbitragemöglichkeiten zwischen den Märkten in London und Shanghai. Sollte sich der Trend rückläufiger Importe fortsetzen, könnte dies den Kupferpreis unter Druck bringen. Die Einfuhren von Aluminium dagegen sind im Oktober gegenüber Vormonat um 7,5% auf 70,7 Tsd. Tonnen gestiegen. Durch die Energiesparmaßnahmen in China und den daraus resultierenden Produktionskürzungen in der energieintensiven Aluminiumindustrie ist China aktuell verstärkt auf Importe angewiesen, um die heimische Nachfrage zu befriedigen.


Agrarrohstoffe

Der Bericht des USDA spiegelte eine weitere Verengung der Angebots-Nachfragesituation in vielen Bereichen wider. So wird der diesjährige US-Ernteertrag bei Mais nur noch bei 154,3 Scheffel je Morgen gesehen, was weit entfernt vom Rekordwert des Vorjahres mit 164,7 Scheffel ist. Dies führt zu einer um gut 3 Mio. Tonnen niedrigeren US-Produktion als bisher erwartet. In der Folge sollen die Maislagerbestände in den USA zum Ende des laufenden Erntejahres auf ein 15-Jahrestief absinken. Eine um 2 Mio. Tonnen erhöhte Weltnachfrage lässt auch die weltweiten Lagerbestände noch weiter als befürchtet abschmelzen.

Bei Sojabohnen korrigierte das USDA die Erwartung für das US-Angebot leicht nach unten, so dass der bisherige Rekordwert des Vorjahres nur noch marginal übertroffen werden dürfte. Folglich ist nicht mehr mit einem nennenswerten US-Lageraufbau vom derzeit niedrigen Niveau aus zu rechnen. Auch bei Baumwolle konzentrierte sich der Markt auf die Rücknahme der US-Produktionserwartung um 2,4% nach den Hagelstürmen über Texas, was die Notierung an der New Yorker Börse deutlich über die Marke von 150 US-Cents je Pfund trieb. Erfreulich ist, dass das erwartete Weizenangebot aus Argentinien und Australien nach oben korrigiert wurde. Dies kann jedoch nicht verhindern, dass die weltweiten Lagerendbestände an Weizen ein weiteres Mal nach unten angepasst werden mussten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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