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Zucker verliert innerhalb von zwei Tagen 20%

15.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann sich nach seinem starken Rückgang vom Freitag bei 85 USD je Barrel stabilisieren. Noch immer belasten Spekulationen auf eine weitere Straffung der Geldpolitik in China und Sorgen, dass dadurch die Ölnachfrage im Reich der Mitte gedämpft werden könnte. Bislang gibt es dafür allerdings keine Anhaltspunkte. Im Oktober stieg die Rohölverarbeitung der chinesischen Raffinerien auf einen Rekordwert von 8,8 Mio. Barrel pro Tag, was einem Zuwachs um 12% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Angesichts der derzeitigen Dieselknappheit dürfte auch im November ein ähnlich hoher Wert erreicht werden. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat die Prognose für die weltweite Ölnachfrage nochmals nach oben revidiert und erwartet nun einen Nachfrageanstieg um 2,3 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr.

2011 soll das Nachfragewachstum mit 1,2 Mio. Barrel pro Tag deutlich niedriger ausfallen. Ein nachhaltiger Rückgang der Lagerbestände wird bislang dadurch verhindert, dass das Angebot ebenfalls ausgeweitet wird. Trotz des starken Nachfragewachstums liegt der von der IEA für 2010 prognostizierte Bedarf an OPEC-Öl nur unwesentlich höher und dürfte 2011 auf das derzeitige Produktionsniveau zurückfallen. Der Ölmarkt bleibt somit bis weit in das kommende Jahr hinein reichlich mit Rohöl versorgt. Sollte das Nachfragewachstum in China aufgrund der zu erwartenden Zinserhöhungen tatsächlich niedriger ausfallen, ist auch ein Überangebot nicht auszuschließen.

Aufgrund des US-Feiertages am vergangenen Donnerstag werden die CFTC-Daten zur Marktpositionierung erst heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht. Wir werden diese Daten morgen kommentieren.


Edelmetalle

Silber zählte am Freitag mit -6% zu den größten Verlieren, aber auch Platin und Palladium gaben mit über 4% bzw. knapp 5% deutlich nach. Der Abwärtstrend setzt sich zum Start der neuen Handelswoche zunächst weiter fort, allerdings mit einer wesentlich geringeren Geschwindigkeit. Gold handelt bei rund 1.365 USD je Feinunze, in Euro gerechnet notiert der Preis um die psychologisch wichtige Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Angaben der Bombay Bullion Association zufolge hat Indien im Oktober 43 Tonnen Gold importiert, 65% mehr als im Vorjahr.

Dies dürfte im Zusammenhang mit den religiösen Feiertagen, vor allem "Diwali" stehen, welches in diesem Jahr 2½ Wochen später stattfand als im vergangenen Jahr. Traditionell wird aus Anlass dieser Feiertage und der bevorstehenden Hochzeitssaison im weltweit größten Goldkonsumentenland viel Gold verschenkt. Die indischen Goldimporte könnten sich im November und Dezember, wenn auch mit etwas geringerer Dynamik, fortsetzen. Möglicherweise werden sie zusätzlich unterstützt, sollte der jüngste Preisrückgang als attraktive Kaufgelegenheit erachtet werden. Heute Abend nach Handelsschluss wird die Statistik zur Marktpositionierung der spekulativ orientierten Finanzanleger bekannt gegeben. Da allerdings nur die Daten bis einschließlich 9. November erfasst sind, ist der zuletzt starke Preisrückgang darin noch nicht enthalten.


Industriemetalle

Nachdem die Metallpreise bereits letzten Freitag deutlich unter Druck kamen, geben sie auch heute Morgen zum Wochenauftakt weiter nach. Erneut sind es Zink und Blei, die mit jeweils rund 4% die größten Verluste ausweisen. Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass der starke Preisanstieg bei diesen beiden Metallen fundamental am wenigsten gerechtfertigt werden konnte. Offensichtlich sind es nach wie vor Sorgen über die Implementierung weiterer Maßnahmen zur Abkühlung der Wirtschaft in China, die zu einer niedrigeren Rohstoffnachfrage führen könnten und Druck auf die Preise ausüben.

Daneben wirkt sich der anhaltend feste US-Dollar negativ auf die Preise aus. Einschätzungen des staatlichen chinesischen Research-Instituts Antaike zufolge wird die Bleinachfrage in China sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr hinter dem Angebot zurückbleiben. 2010 soll der Angebotsüberschuss allein im Reich der Mitte 180 Tsd. Tonnen betragen, 2011 soll das Angebot die Nachfrage noch um 110 Tsd. Tonnen übertreffen. Der Markt bleibt daher mit Blei gut versorgt.

Der brasilianische Rohstoffkonzern Vale hat mittlerweile die Produktion beim Nickel-Projekt Goro aufgenommen und plant, bis 2013 dort die volle Kapazität von 60 Tsd. Tonnen p.a. zu erreichen. Auch die Inbetriebnahme des Nickelprojekts Onca Puma mit einer Kapazität von jährlich 58 Tsd. Tonnen steht unmittelbar bevor. Das wahrscheinliche Angebotsdefizit in diesem Jahr dürfte sich daher in den nächsten Jahren wieder in einen Überschuss umkehren.


Agrarrohstoffe

Auch an vielen Märkten für Agrarrohstoffe wurde am Freitag die Furcht vor Zinserhöhungen in China zum Anlass für eine merkliche Korrektur genommen. Zum Teil fielen die Notierungen um den maximal möglichen Tagesbetrag. Dies gilt etwa für Mais und Sojabohnen. Allerdings bleibt der Eindruck, dass nach den heftigen Preissteigerungen der Vortage und –wochen jeder Anlass recht war, um von den überhöhten Niveaus aus Gewinne mitzunehmen. Dagegen dürften die fundamentalen Informationen nur geringen Einfluss auf die Preisentwicklung am Freitag gehabt haben. Hier ist etwa zu nennen, dass die wöchentlichen Exportdaten des USDA ein Zweimonatstief bei Sojabohnen zeigten oder dass Regen in einigen Gebieten der US-Prärien die Sorgen über zu hohe Trockenheit für die aufgehende Winterweizensaat reduzierten.

Auch Genussmittel wie Kaffee und Zucker unterlagen dem breit angelegten Abwärtsdruck bei Rohstoffen. Bei Rohzucker kam hinzu, dass nach den massiven Preisanstiegen der letzten Zeit auf ein 30-Jahreshoch die Margen, die bei Engagements als Sicherheit an der ICE hinterlegt werden müssen, auf das höchste Niveau seit 1997 angehoben wurden. Dies verteuert den Zugang zu Anlagen und reduziert damit die Hebelwirkung eines Engagements. Die zu hinterlegenden Margen sind bei als spekulativ eingestuften Engagements zudem deutlich höher als bei solchen, die als Hedging klassifiziert werden.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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