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Sinkendes spekulatives Interesse bei Gold und Silber

16.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist am Morgen auf ein 2-Wochentief von 84 USD je Barrel gefallen. Der auf ein 6-Wochenhoch gestiegene US-Dollar sorgt ebenso für Gegenwind wie schwache asiatische Aktienmärkte. Zudem besteht die Erwartung, dass die Rohöllagerbestände in den USA in der vergangenen Woche nach dem Rückgang in den Vorwochen wieder gestiegen sind. Das American Petroleum Institute veröffentlicht die Lagerdaten heute Abend nach Handelsschluss, das DOE morgen Nachmittag.

Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 9. November ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um 11,3 Tsd. auf ein Rekordniveau von 189 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Der Preisanstieg nach der Fed-Entscheidung wurde somit maßgeblich von Finanzanlegern getrieben. Gleiches gilt voraussichtlich auch für den Preisrückgang um 4% seit dem vergangenen Freitag. Brent handelt nach der Umstellung auf den Januar-Kontrakt bei 86,4 USD je Barrel. Die Ausweitung der Preisdifferenz auf gut 2 USD ist somit vor allem auf die unterschiedlichen Kontraktfälligkeiten zurückzuführen.

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Bei Erdgas kam es dagegen in der Woche zum 9. November zu einem erneuten Abbau der spekulativen Netto-Short-Positionen um 3,7 Tsd. auf 99 Tsd. Kontrakte, den niedrigsten Stand seit Anfang August. Die Netto-Short-Positionen sind somit zum vierten Mal hintereinander gefallen. In der Berichtswoche war der Erdgaspreis um 9% auf ein 3-Monatshoch von 4,2 USD je mmBtu gestiegen. Der Preisrückgang seither deutet darauf hin, dass die spekulativen Netto-Short-Positionen in den vergangenen Tagen wieder ausgeweitet wurden.


Edelmetalle

Die Preise für Gold und Silber zeigen sich heute Morgen weitgehend unverändert, nachdem sie gestern im Zuge der allgemeinen Rohstoffpreisschwäche erneut nachgaben. Gold handelt bei rund 1.360 USD je Feinunze, Silber notiert bei 25,5 USD je Feinunze. Die spekulativen Finanzinvestoren haben bei Gold in der Woche zum 9. November ihre Netto-Long-Positionen die vierte Woche in Folge auf 188,7 Tsd. Kontrakte reduziert.

Bei Silber fiel der Abbau der Positionen wesentlich deutlicher aus: Hier kam es bereits die sechste Woche in Folge zu einem Rückgang. Mit 26,7 Tsd. Kontrakten befinden sich die Netto-Long-Positionen bei Silber mittlerweile 45% unter ihrem Rekordhoch von Ende September. Umso erstaunlicher ist, dass sich der Silberpreis trotz dessen weiter auf einem sehr hohen Niveau halten kann. Offensichtlich haben Zuflüsse in Silber-ETFs den Rückzug der spekulativ orientierten Finanzinvestoren kompensiert. Allein in den weltweit größten Silber-ETF, iShares Silver Trust, sind seit Ende September 932 Tonnen Silber reingeflossen.

Auf dem heutigen Treffen der Eurogruppe dürfte das Thema Irland und Bankenrettung diskutiert werden. Mit Spannung wird erwartet, ob Irland in nächster Zeit den Rettungsmechanismus auslöst und Finanzhilfen beantragt. Solange die Unsicherheit bestehen bleibt und die Schuldenkrise in den Europeripherieländern weiter schwelt, dürfte die Nachfrage nach Gold und Silber als wertstabile Anlagen hoch bleiben und die Preise somit unterstützen.


Industriemetalle

Belastet von schwachen Aktienmärkten im asiatischen Raum geben die Metallpreise den dritten Tag in Folge nach. Erneut sind es Zink und Blei, die am stärksten verlieren. Die spekulativ orientierten Finanzinvestoren haben bei Kupfer in der Woche zum 9. November ihre Netto-Long-Positionen auf ein Rekordhoch von 35,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Allerdings ist in dieser Statistik noch nicht der jüngste Preisrückgang berücksichtigt, so dass die hohen Netto-Long-Positionen mittlerweile bereits wieder reduziert worden sein dürften. China hat gemäß Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission angekündigt, nächste Woche weitere 117 Tsd. Tonnen Aluminium aus seinen Staatsreserven zu verkaufen. Dadurch soll das aufgrund der Energiesparmaßnahmen aktuell begrenzte Angebot im heimischen Markt ausgeweitet und ein weiterer deutlicher Preisanstieg vermieden werden.

Das Reich der Mitte hatte schon Anfang November 96 Tsd. Tonnen Aluminium aus den Staatsreserven veräußert, ohne dass dies einen merklichen Einfluss auf den Preis gehabt hätte. Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, hat im Oktober laut Daten des Handelsministeriums zum ersten Mal seit Juli wieder mehr Zinn exportiert. Mit 8.767 Tonnen lagen die Ausfuhren 27% über dem Vormonat. Vor allem kleinere lokale Zinnproduzenten haben die hohen Preise genutzt und verstärkt Zinn exportiert. Sollte auch in den kommenden Monaten mehr Zinn ausgeführt werden, dürfte dies den Höhenflug des Zinnpreises vorerst stoppen.


Agrarrohstoffe

Der neueste Erntefortschrittsbericht des USDA bestätigt zwar, dass die Qualität des Winterweizens weiterhin sehr zu wünschen übrig lässt und auf einem 9-Jahrestief liegt. Gegenüber der Vorwoche hat sich die Einschätzung nach den ersehnten Regenfällen in einigen US-Anbaugebieten allerdings leicht gebessert. Im wichtigsten Anbaugebiet Kansas werden sogar nur 34% der Pflanzen als qualitativ gut oder sehr gut eingestuft. Erst der Zustand nach der bald beginnenden Winterruhe wird wirklich aufschlussreich für die im nächsten Jahr zu erwartende Ernte sein. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Weizen sanken in der Woche zum 9. November sogar um 1 Tsd. auf 12,5 Tsd. Kontrakte. Die Finanzanleger scheinen dem schlechten Zustand der Pflanzenqualität derzeit noch keine große Bedeutung beizumessen.

Die CFTC-Daten zur Marktpositionierung geben keinen Hinweis darauf, dass die jüngste Preisrally bei Zucker und Baumwolle durch spekulative Finanzanleger getrieben wurde. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Zucker sanken in der Woche zum 9. November um 11 Tsd. auf 115 Tsd. Kontrakte, den tiefsten Stand seit knapp zwei Monaten. Bei Baumwolle sank der Überhang an spekulativen Long-Positionen in derselben Berichtswoche um 7 Tsd. Kontrakte und damit zum fünften Mal in den vergangenen sechs Wochen. Mit 38 Tsd. Kontrakten liegt er auf dem niedrigsten Niveau seit Ende Juli.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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