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Starke Schmucknachfrage stützt Goldpreis

18.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis kann sich am Morgen auf 82 USD je Barrel erholen, nachdem gestern zwischenzeitlich ein 4-Wochentief von 80 USD verzeichnet wurde. Der gestrige Lagerbericht des US-Energieministeriums hätte eigentlich für einen deutlich stärkeren Preisanstieg gesprochen. Die US-Rohöllagerbestände gingen in der vergangenen Woche unerwartet kräftig um 7,3 Mio. Barrel zurück und damit so stark wie zuletzt im August 2009. Zurückzuführen war der Lagerabbau auf gesunkene Importe und einen Anstieg der Raffinerieauslastung. In den vergangenen beiden Wochen sind die Rohölvorräte somit um mehr als 10 Mio. Barrel zurückgegangen.

Auch der Lagerabbau bei Benzin und Destillaten setzte sich weiter fort. Die Benzinvorräte gingen um weitere 2,7 Mio. Barrel zurück und sind damit in sieben der letzten acht Wochen gefallen. Sie liegen damit nur noch 3,3% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Im September betrug der Lagerüberhang noch 14%. Die Destillatevorräte sanken um 1,1 Mio. Barrel und damit die achte Woche in Folge. Die Destillatenachfrage lag in den letzten vier Wochen 13,9% über dem Vorjahresniveau. Unterstützt wird der Lagerabbau zusätzlich durch die Wiederaufstockung der Vorräte in Europa und die Dieselknappheit in China.

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Dass der Ölpreis nicht stärker von den Daten profitieren konnte, dürfte auf den starken Überhang an spekulativen Long-Positionen zurückzuführen sein. Dieser war in der vergangenen Woche auf ein Rekordniveau gestiegen. Finanzanleger nutzen derzeit offensichtlich jeden Preisanstieg, um Positionen abzubauen. Dies dürfte das Anstiegspotenzial zunächst begrenzen.


Edelmetalle

Die Preise für Gold, Silber und Co. haben ihren Abwärtstrend im Einklang mit den anderen Rohstoffpreisen vorerst gestoppt und können sich erholen. Gold notiert wieder über 1.350 USD je Feinunze. Silber und Palladium legen um rund 2,5% zu. Der World Gold Council (WGC) berichtet für das dritte Quartal im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg der globalen Goldnachfrage um 12% auf 922 Tonnen.

Treiber dieser Entwicklung war eine starke Schmucknachfrage in Indien und China, wo sich die Konsumenten offensichtlich an das höhere Preisniveau gewöhnt haben und zudem von weiter steigenden Goldpreisen ausgehen. Die indischen Goldimporte haben in den ersten neun Monaten des Jahres mit 624 Tonnen bereits das Volumen des gesamten letzten Jahres übertroffen. Der WGC schätzt, dass diese 2010 insgesamt mehr als 750 Tonnen betragen könnten. Neben der Schmucknachfrage sind die Zentralbanken wiederholt als Käufer am Markt aufgetreten. Diese haben mit 22 Tonnen das sechste Quartal in Folge netto Gold gekauft. Die Investmentnachfrage hingegen zeigte sich rückläufig, womit das hohe Preisniveau dort anscheinend negativen Einfluss ausübte.

Das auf Edelmetalle spezialisierte Research-Institut GFMS erwartet im nächsten Jahr einen Anstieg des Silberpreises auf über 30 USD je Feinunze. Dieser werde durch eine hohe Investmentnachfrage getrieben. Diese soll auch im laufenden Jahr das steigende Angebot absorbieren. Daneben geht GFMS von einer sich deutlich erholenden Industrienachfrage aus.


Industriemetalle

Der Abwärtstrend an den Metallmärkten ist zunächst gestoppt und die Metallpreise können in der Breite teilweise deutlich zulegen. Kupfer beispielsweise handelt wieder über 8.300 USD je Tonne, nachdem gestern zwischenzeitlich mit gut 7.900 USD der tiefste Stand seit Ende September erreicht wurde. Nickel verzeichnete gestern den größten Preiszuwachs. Unterstützt wurde der Preis von Meldungen über einen möglichen Militärputsch in Madagaskar und daraus resultierenden eventuellen Verzögerungen bei der Inbetriebnahme des Ambatovy-Nickelprojekts. Die Produktion in der Mine, die eine Kapazität von 60 Tsd. Tonnen p.a. hat, soll nächstes Jahr aufgenommen werden.

Die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) berichtet sowohl für den globalen Zink- als auch Bleimarkt für die ersten neun Monate des Jahres im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Angebotsüberschüsse. Mit 175 Tsd. Tonnen im Falle von Zink und 41 Tsd. Tonnen im Falle von Blei übertrifft das Angebot die Nachfrage allerdings weiterhin deutlich. Die hohen Preise dürften zudem die Produzenten veranlassen, ihre Produktion auf einem hohen Niveau beizubehalten bzw. sogar noch weiter auszubauen. Die Angebotsüberschüsse sollten daher zunächst bestehen bleiben. China hat im heimischen Markt bei der Auktion von Blei aus seinen Staatsreserven nur weniger als die Hälfte des angebotenen Materials verkauft. Dies spricht zum einen für eine gedämpfte Nachfrage, wird zum anderen aber auch auf einen zu teuren Preis zurückgeführt.


Agrarrohstoffe

Die Welternährungsorganisation FAO erwartet infolge des Preisanstiegs eine Ausweitung der Weizenanbauflächen. Für Europa wird ein Anstieg der mit Winterweizen bestellten Flächen um 3% gegenüber dem Vorjahr prognostiziert. In den USA wurden die Flächen zwar um 2-3 Mio. Hektar ausgeweitet. Allerdings ist die Pflanzenqualität deutlich schlechter als im Vorjahr. Der Rückgang der Anbauflächen in Russland soll zudem geringer ausfallen als zunächst befürchtet. Laut FAO muss die weltweite Weizenproduktion im Erntejahr 2011/12 um 3,5% steigen, damit die Lagerbestände nicht auf ein kritisches Niveau absinken.

Die Internationale Zuckerorganisation (ISO) hat die Prognose für den im Erntejahr 2010/11 zu erwartenden Überschuss um knapp zwei Mio. auf 1,29 Mio. Tonnen reduziert. Für 2011/12 geht die ISO in einer ersten Prognose von einem Überschuss von 2,5 Mio. Tonnen aus. Unterstützung erhalten die Zuckerpreise dagegen von Meldungen aus Brasilien, wonach die Zuckerrohrernte in der Hauptanbauregion Center-South vorzeitig zu Ende geht. Die Zuckerproduktion in Indien könnte zudem mit 25 Mio. Tonnen etwas niedriger ausfallen als bislang erwartet. Dies wären immer noch 2 Mio. Tonnen mehr als für den heimischen Bedarf benötigt. Indien will in Kürze darüber entscheiden, ob Zucker für den Export freigegeben wird.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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