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Keine Zentralbanklösungen: Liquidität vs. Insolvenz (Teil 1/2)

12.09.2012  |  Jim Willie CB
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Die Liquidierung birgt aber ein noch größeres Problem: weitverzweigte Kriminalität, die bei Fannie deponiert wurde. 20 Jahre lang hatte das staatlich geförderte Unternehmen als Clearing-Haus für bundesstaatliche Betrügerringe gedient - auch Rollenprogramme genannt. Nicht die letzte dieser kriminellen Machenschaften war der Diebstahl von Fannie-Kapital durch Präsidenten im Zeitraum zwischen 1988 und 2000 im Umfang von wohl ungefähr 1,5 Billionen $ - gut dokumentiert durch die Wirtschaftsprüferin Catherine Fitts. Während eines anderen mysteriösen Ereignisses in Oklahoma City gingen viele Aufzeichnungen verloren. Ihre Arbeit hatte Verbannung und Mordversuche durch Arsenvergiftungen zur Folge. Sie wirbelt immer noch Staub auf, aber auf subtilere Weise.

Die Liquidierung des Immobilienmarktes würde eine viel größere Anzahl von Betrugsfällen im Bereich der Hypothekenanleihen zu Tage bringen, wo Anleihebetrug und Fälschung Hand in Hand gingen. Die Praxis, Einnahmen aus einer Immobilie (aus den monatlichen Zahlungen) für verschiedene Anleihen zu nutzen, die mit diesem Einnahmen besichert wurden, würde aufgedeckt werden. Die MERS-Datenbank für Eigentumstitel wurde schon auf den ersten Blick aufgedeckt, aber eine weiterreichende Aufdeckung würde eine Verbindung zwischen Eigentumsrechten und vielen verschiedene Hypothekenanleihen aufzeigen, die auf jeden Fall nicht wünschenswert für die Banker wäre, die jenes clevere Instrument für mehr Tempo und Betrugseffizienz erdacht und umgesetzt hatten.

Die amtierenden Mächte wollen keine komplette Aufdeckung der gewaltigen Fannie-Mae-Korruption, welche sich durch zwei Dutzend Bundesbehörden und -agenturen zieht. Die Mächte wünschen keine Aufdeckung viel schlimmerer Betrugsfälle im Hypothekenanleihebereich. Sie könnte möglicherweise für viele Millionen Hauseigentümer Anreiz sein, die monatlichen Zahlungen gemeinsam einzustellen. Der Goldpreis reagiert auf die Weigerung, den Immobilienmarkt zu liquidieren und auf die schrecklichen Konsequenzen für die US-Wirtschaft, wenn die gebeutelten US-Haushalte als Konsumenten ausfallen. Das lange Kapitel des Konsumerismus geht schließlich seinem Ende zu, da den Verbrauchern die Immobilienkapital-Kreditkarte entzogen wird.

US-FABRIKEN MÜSSEN NACH ASIEN ZURÜCKGEBRACHT WERDEN: Seit den 1980ern, mit einem Höhepunkt in den 2000ern, verließen die Fabriken die USA Richtung Osten, um in Asien Wurzeln zu schlagen - über ganz Asien hinweg von Korea nach Japan nach Taiwan nach Hongkong nach Singapur nach Malaysia nach Thailand und schließlich nach China. Der Beweggrund war ein einfacher - die niedrigeren Arbeitskosten, man wollte aber auch den von den Gewerkschaften ausgehenden Kostendruck umgehen. Die grundlegenderen Faktoren sind aber weniger einfach. Der Trend zum Outsourcing industrieller Fertigung nach Asien gilt als der schwerwiegendste und tödliche Faktor im Degradierungsprozess der US-Wirtschaft, der sich in sinkenden Realeinkommen, Schuldenwachstum und der neuentdeckten Abhängigkeit von Vermögenspreisinflation im gesamten nationalen System niederschlägt. Durch die Verschickung, Aufgabe und Umsiedlung der Fabriken nach Asien verlor die US-Wirtschaft die Kernquelle legitimer Einnahmen.

Der verstorbene Kurt Richebacher erwähnte in seinen privaten Unterhaltungen mit Jackass im August 2003 den entscheidenden Punkt für das Überleben einer jeden Wirtschaft. Sie muss ihren eigenen Stahl (für Bauwerke) und Fahrzeuge (für den Transport) produzieren. Seit zwei oder drei Jahrzehnten machen die USA weder das eine noch das andere. Die Stahlwerke, die im kleinen Maßstab noch überlebt haben, werden heute auch Mini-Werke genannt. Die Autoindustrie wird von Asien und Europa dominiert. Die LKW-Industrie ist weiterhin solide aufgestellt, obwohl die Komponenten oft aus Asien stammen und die kleinen Transporter asiatisch sind. Das Argument des ehemaligen Wirtschaftsstaatsmannes war folgendes: Die Industrie muss im Land produzieren, das nationale Einkommen muss aus der Produktion stammen, damit die Binnenwirtschaft gedeihen kann.

Das zukunftsweisende Ereignis fand 1984 mit Intel statt. Das Unternehmen kündigte die Verlagerung der Produktionseinrichtungen in den pazifischen Raum an. Es war ein Schock; Jackass war damals ein Malocher in einer Marktforschungseinrichtung bei Digital Equipment Corp in Maynard (US-Bundesstaat Massachusetts), dem Ort vieler wunderbarer Erinnerungen. In den folgenden Jahrzehnten siedelten massenweise High-Tech-Unternehmen ihre Produktionszweige im Pazifischen Raum an. Jackass hatte DEC-Kunden in Produktionsstätten in Hongkong, Taiwan, Singapur aber auch Clonmel und Galway in Irland - fast jede Woche gab es Kontakte mit den Ingenieuren, die dort Maßnahmen für die Qualittätskontrolle umsetzten. Jackass’ Neuerung war eine Spezifikation, die DEC unternehmensweit 70 bis 80 Millionen $ pro Jahr ersparte, da sie an 28 Orten gleichzeitig genutzt wurde. Genug Exkurs an dieser Stelle.

Der Trend des Offshoring und Outsourcing hielt auch in den 1990ern an, da fast jede High-Tech- und PC-Firma asiatische Fabriken nutzte. Die i-Pods, i-Phones, i-Pads und andere Produkte von Apple werden beispielsweise von Foxconn hergestellt - ein Unternehmen mit Sitz in Taiwan. Der offizielle Name des Unternehmens lautet Hon Hai Precision Industry Co. Die Apple-Produktfamilie wird hauptsächlich im chinesischen Shenzen hergestellt. Foxconn hat dennoch Fabriken in der ganzen Welt, so auch in Thailand, Malaysia, der Tschechischen Republik, Südkorea, Singapur und den Philippinen. Hierbei handelt es sich um eine amerikanische Erfolgsgeschichte, bei der US-Arbeiter keinen Mehrwert schafften – nur die US-Aktionäre, die in die überaus erfolgreiche Aktie investiert hatten. Die Geschichte von Apple ist bezeichnend für die Verzerrungen innerhalb der US-Wirtschaft.

Die US-Wirtschaft wird sich nicht erholen können, wenn nicht ein großer Anteil dieser Fabriken auf US-amerikanischen Boden zurückkehrt. Die Nation braucht diese Einkünfte. Das Experiment, allein auf den Finanzsektor zu vertrauen, bleibt eine der größten Täuschungen und Tragödien, die die US-Nation jemals erfahren hat. Wertschöpfung durch legitime Einnahmen aus der Produktion von Dingen wurde aufgegeben - mit Ausnahme des Immobiliensektors, wo man komplett durchdrehte und die große zerstörerische Bubble anheizte. Können Sie sich vorstellen, dass ein logischer, rational denkender Ökonom in den 1960ern oder 1970ern vorgeschlagen hätte, die US-Wirtschaft solle doch ihre Produktionsbasis nach Asien auslagern, um dann auf steigende Immobilienpreise und deren Verkonsumierung innerhalb der Nation zu vertrauen? In jedem wirtschaftswissenschaftlichen Institut wäre dieses Konzept verlacht worden, wie auch bei jeder Verteidigung einer nicht zu verteidigenden Doktorarbeitsthese. Aber das passierte in den USA in aller Öffentlich- und Lächerlichkeit. Damals gab es noch viele Fabriken.

Die US-Wirtschaft benötigt dringend die Rückkehr der Arbeitsplätze, die mit den Fabriken nach Asien gingen. Die Nation schreit förmlich nach mehr Arbeitsstellen, scheint aber absurderweise nicht zu erkennen, dass die Quelle jener Arbeitsplätze eben jene Fabriken sind, die nach 1999 nach China umgesiedelt wurden. Dies ist ein Schlüsselfaktor für jeden Lösungsansatz. Stattdessen fließt weiter Kapital ab; am spektakulärsten zeigte er sich in der durch steigende Immobilienpreise gedeckten Kreditaufnahme, die die Konsummentalität der Nation am Laufen hielt, bis die Zahl der Zwangsvollstreckungen kritische Stände erreichte. Die Haushalte verbrannten sozusagen ihre Möbel, um weiter Geld ausgeben zu können, meist für blöde Sachen wie Boote, aber auch für so essentielle Dinge wie Bildung.

Der Goldpreis reagiert auf die Weigerung, die mehrwertschaffende Industrie zurückzuholen und auf die entsetzlichen Konsequenzen, die ein stark von schlechten Kapitalquellen abhängiges System auf die US-Wirtschaft hat. Das System extrahiert nach wie vor Kapital aus Vermögensanlagen - ob nun der Wert der Eigenheime, Aktienvermögen, Rentenfonds oder Unternehmensanlagen, oder sogar staatliche Zuwendungen. Dabei handelt es sich um heimliche Zuwendungen in Form von Steuernachlässen, Abwrackprämien, Eigenheimkaufrabatten oder aber in Form anderer absurder Programme.

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com


Der Artikel wurde am 05.09.12 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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