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Eine andere Art Deflation

24.11.2010  |  Clif Droke
Chinesische Sprichwörter können wahre Schatzkisten der Weisheit sein. Nicht selten findet man Antworten auf die komplexesten der heutigen Probleme, wenn man die einfachen aber eleganten Epigramme, die sich in jeder Zusammenstellung alter Sprichwörter finden, liest.

Ein Leitmotiv, das wie sich wie ein roter Faden durch alle chinesischen Sprichwortbücher zieht, ist die Ehrerbietung der Chinesen an die Alten. Eines jener Sprichwörter gibt allen Menschen, die eine neue Unternehmung wagen wollen, den folgenden Rat: "Bevor Du zur Tat schreitest, ziehe zumindest ältere Menschen zu Rate, und Du wirst Erfolg haben". Ein anderes bringt es kurz und bündig auf den Punkt: "Die Alten sind die Kostbarkeiten des Landes."

In den letzten Monaten hatte ich die Ehre, gleich vier bemerkenswerte Personen treffen zu dürfen, welche das Alter von 90 Jahren schon überschritten hatten. Alle vier Personen verfügten über einen körperlichen Zustand und eine Geistesschärfe, wie sie in diesem Alter nur selten anzutreffen sind. Immer wenn ich jemanden treffen, der alt genug ist, um die Große Depression miterlebt zu haben, komme ich nicht umhin, ihn oder sie zu fragen, inwieweit seine/ ihre Erinnerungen an die Große Depression mit der heutigen "Großen Rezession" vergleichbar wären. Als ich die Frage diesen vier einzigartigen Personen stellte, war ich von ihren Einschätzungen überrascht, denn ihre Antworten ließen sich in zwei Kategorien einordnen.

1.) Die Große Depression war viel schlimmer, als alles, was wir heute sehen; und
2.) die heutige, erweiterte Rezession ist in Wirklichkeit schlimmer als die Große Depression.

Einer dieser Herren, mit denen ich sprach, war ein vornehmer Kriegsveteran von 92 Jahren. Er war einer der Überlebenden von Pearl Harbor und kann sich noch heute lebhaft daran erinnern, wie er and diesem schicksalsträchtigen 8. Dezember 1941 von seinem sinkenden Schiff in den Hafen springen musste. Viele seiner Kameraden starben bei diesem Angriff, und er kann sich immer noch an ihre Namen erinnern. Er hat zudem lebhafte Erinnerungen daran, wie die Große Depression seinen Geburtsstaat North Carolina erfasste. Als ich diesen Herren fragte, ob die aktuelle ökonomische Malaise mit der Großen Depression der 1930er vergleichbar wäre, antwortete er mit einem entschiedenen: "Das ist gar kein Vergleich - die Große Depression war weitaus schlimmer."

Als ich ihn bat, von einigen seiner Erlebnisse jener Tage zu erzählen, meinte er: "Das waren ziemlich düstere Zeiten damals, und viele Menschen waren lange Zeit ohne Arbeit." Meine Familie lebte auf einer Farm, also ging es uns halbwegs gut, wir konnten für unser eigenes Essen sorgen und verkauften den Rest für Bares." Ich fragte ihn, ob er an den Ausgabestellen für Brot und Nahrungsmittel und vor den Suppenküchen, die damals am Tiefpunkt der Depression aufkamen, lange Menschenschlagen gesehen hätte. Er bejahte und meinte, diese Dienste hätten das Leiden zumindest gemildert.

Er erwähnte anschließend auch noch die berühmten Programme der US-Arbeitsbeschaffungsbehörde (Work Progress Administration) im Zuge der New-Deal-Politik, durch die die Arbeitlosen in den 1930er Arbeit bekamen. "Sie wurde immer W.P.A genannt, aber wir witzelten immer, es würde eigentlich für "We Poke Along" stehen (ungefähr: Wir stochern uns durch)." Man konnte da Männer sehen, die draußen auf der Straße standen, Kinn auf der aufgestellten Schaufel, die einfach nur ihren Gehaltsscheck abholten, wo sie doch eigentlich hätten arbeiten sollen. Es gab so viele, die eigentlich für einen Job hätten dankbar sein müssen, aber sie wollten nicht wirklich arbeiten. Es war unglaublich, schaut man, wie schlimm die Dinge damals standen."

Seiner Meinung nach ist die Depression damals viel schlimmer gewesen als die derzeitige Rezession, "denn heute ist viel mehr Geld verfügbar als in jenen Zeiten." Er hatte zudem das Gefühl, es gäbe heutzutage, trotz der hohen Arbeitslosenquote, mehr Möglichkeiten, sinnvolle Arbeit zu bekommen, als damals in den Zeiten der Depression.




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