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Goldpreis nähert sich seinem Rekordhoch

24.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Die weiterhin schwelende Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern, der Konflikt in Korea und der festere US-Dollar sorgten gestern für Abgabedruck auf die Rohstoffpreise. Der WTI-Ölpreis fiel im Zuge dessen bis auf 80,3 USD je Barrel. Am Abend meldete das American Petroleum Institute einen unerwartet kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um mehr als 5 Mio. Barrel. Der Lageraufbau war auf einen massiven Anstieg der Rohölimporte zurückzuführen. Offensichtlich kam es zu Verzögerungen bei der Entladungen von Tankschiffen. Aus diesem Grund waren die Importe in der Woche zuvor auf ein 8-Monatstief gesunken, was nun korrigiert wurde.

Somit bestehen auch Zweifel, ob es heute Nachmittag bei den DOE-Daten zum erwarteten Lagerabbau kommt. Im letzten DOE-Bericht waren die Rohölimporte sogar auf das niedrigste Niveau seit Jahresbeginn gefallen, so dass auch hier eine Gegenbewegung nicht überraschend käme. Angesichts dieser Nachrichten ist es bemerkenswert, dass sich der Ölpreis über Nacht sogar leicht erholen konnte. Offensichtlich werden Preisrückgänge in Richtung 80 USD von Investoren als Kaufgelegenheit erachtet.

Bei anhaltendem Gegenwind von den Finanzmärkten und einem ähnlich starken Lageraufbau in den DOE-Daten könnte es zu einem erneuten Test der Marke von 80 USD kommen, zumal es im Vorfeld des Thanksgiving-Wochenendes in den USA angesichts der derzeitigen Nachrichtenlage zu Positionsglattstellungen seitens der spekulativen Finanzanleger kommen dürfte. Noch immer besteht am Ölmarkt ein beträchtlicher Überhang an spekulativen Netto-Long-Positionen.

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Edelmetalle

Gold konnte vom Anstieg der Risikoaversion profitieren, welche von der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern und den Spannungen zwischen Nord- und Südkorea ausgelöst wurde. Der Goldpreis stieg trotz des festeren US-Dollar auf 1.380 USD je Feinunze und liegt mit 1.030 EUR je Feinunze nur noch 1,7% unter dem Anfang Juni erreichten Rekordhoch. Bemerkenswert ist, dass es gestern zu keinen Zuflüssen in die Gold-ETFs gekommen ist. Goldkäufe dürften daher vor allem auf dem Futures-Markt erfolgt sein.

Händler berichten außerdem von physischen Goldkäufen in China, was aufgrund seiner geografischen Nähe zu Korea nicht verwunderlich ist. Die Goldkonsumenten scheinen sich zudem an das höhere Preisniveau zu gewöhnen. Laut World Gold Council stieg die Schmucknachfrage in der Türkei im dritten Quartal auf 31,4 Tonnen und lag damit 3% höher als im Vorjahr.

Silber kann sich dank der anhaltend robusten ETF-Nachfrage ebenfalls gut behaupten. Die Bestände von iShares Silver Trust stiegen gestern um weitere 52 Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 10.894 Tonnen. Innerhalb einer Woche sind somit 120 Tonnen Silber in den weltgrößten Silber-ETF geflossen. Neben der steigenden Nachfrage nach Silber-ETFs wächst auch das Interesse an Silbermünzen. Die kanadische Münzanstalt Royal Canadian Mint erwartet einen Anstieg des Absatzes um mehr als 50% in diesem Jahr. Die australische Münzanstalt Perth Mint geht von einem Anstieg in ähnlicher Größenordnung aus.


Industriemetalle

Die Metallpreise sind gestern wegen einer steigenden Risikoaversion, eines stärkeren US-Dollar und der Sorgen vor der monetären Straffung in China auf breiter Front gefallen. Auch wenn die Schwäche kurzfristig anhalten könnte, sehen wir die gegenwärtigen Preisniveaus in mittel- bis langfristiger Perspektive als attraktiv an. Insbesondere Kupfer dürfte seinen Aufwärtstrend bald wieder aufnehmen.

Die International Copper Study Group ICSG hat für die ersten acht Monate des Jahres ein Defizit von 363 Tsd. Tonnen bei Raffinadekupfer berichtet, im Vergleich zum Defizit von 47 Tsd. Tonnen in der Vorjahresperiode. Insbesondere die Nachfrage in den Industrienationen ist zuletzt gestiegen, wobei sich die Kupfernachfrage in den USA um 7,5%, in der EU um 12,5% und in Japan sogar um 30% im Jahresvergleich erholt hat. Die Vorkrisenniveaus hat die Nachfrage der Industrieländer jedoch noch nicht erreicht, was auch ein Grund für unsere Einschätzung ist, dass das Strukturdefizite bei Kupfer noch in den kommenden Jahren anhalten und den Preisanstieg unterstützen wird.

Die Versorgungssituation könnte sich kurzfristig verschärfen, wenn der Streik in der drittgrößten Kupfermine der Welt, Collahuasi in Chile, nicht bald beigelegt wird. Die Minenbetreiber haben jetzt die Annahmefrist für das verbesserte Lohnangebot bis Freitag verlängert. Außerdem bleibt der LME-Kupfermarkt stark konzentriert, wobei nur ein Marktteilnehmer über 50% der LME-Lagerscheine hält.


Agrarrohstoffe

Einen Monat vor Weihnachten bestimmen Meldungen über La Niña, der ungleichen Schwester eines nach dem Christkind - spanisch: El Niño - benannten Wetterphänomens die Stimmung an den Märkten für Getreide und Ölsaaten. Seit Monaten sorgt "das Mädchen" für Trockenheit in Südamerika und für zu starke Niederschläge in Südostasien und Australien. Verschiedene Wetterdienste hatten sich besorgt geäußert, dass das Wetterphänomen länger als bisher erwartet anhalten und zu empfindlichen Einbußen bei der südamerikanischen Ernte von Sojabohnen und Mais im kommenden Jahr führen könnte.

In der Folge konnten die Notierungen für diese Produkte, aber auch für Zucker, im gestrigen Handelsverlauf zulegen. Bei Zucker kam hinzu, dass der indische Bundesstaat Maharashtra eine seit Anfang Oktober um 29% unter dem Vorjahresniveau liegende Produktion meldete, da sich die Ernte aufgrund starken Regens verzögert. Dies könnte Einfluss auf die bevorstehende Entscheidung der indischen Regierung haben, ob und wie viel Zucker exportiert werden darf.

Der Preisanstieg bei Mais zog auch die Notierungen für Rinder in den USA mit nach oben. Wird das Futter für die Tiere empfindlich teurer, besteht der Anreiz, die Tiere vor der Schlachtung weniger Gewicht ansetzen zu lassen. Dies würde das Gesamtangebot reduzieren. Inzwischen haben die Preise für Lebendrind das Niveau von vor einem Monat wieder erreicht, das zuvor zuletzt im September 2008 überschritten wurde.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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