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Vietnam erlaubt Goldimporte bis Ende des Jahres

25.11.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Freundliche US-Konjunkturdaten sorgten gestern für einen höheren Risikoappetit und führten damit zu steigenden Rohstoffpreisen. Der WTI-Ölpreis verteuerte sich innerhalb weniger Stunden um 3% auf 84 USD je Barrel. Selbst der vom US-Energieministerium berichtete unerwartete Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 1,2 Mio. Barrel hatte keinen negativen Einfluss auf die Preisentwicklung. Der Markt war nach dem kräftigen Anstieg der API-Rohölvorräte am Vortag offensichtlich schon auf einen Lageraufbau vorbereitet.

Wie beim API-Bericht waren gestiegene Importe für den Lageraufbau verantwortlich. Diese stiegen um 1,2 Mio. Barrel pro Tag. Dies konnte auch durch die um 1,5 Prozentpunkte gestiegene Raffinerieauslastung nicht ausgeglichen werden. Die höhere Rohölverarbeitung der Raffinerien trug dafür zu einem Anstieg der Benzinlagerbestände um 1,9 Mio. Barrel bei. Dies war erst der zweite Anstieg in den vergangenen neun Wochen. Die Destillatevorräte setzten dagegen ihren Rückgang dank einer weiterhin robusten Nachfrage die neunte Woche in Folge fort. In den vergangenen vier Wochen lag die Destillatenachfrage durchschnittlich 11,9% höher als im Vorjahr. Die gesamt Nachfrage nach Ölprodukten übertrifft das Vorjahresniveau um 2,4%.

Der Erdgaspreis kann am Morgen um 3,5% auf 4,41 USD je mmBtu steigen. Grund hierfür ist der Wechsel auf den Januar-Kontrakt, der bei der Kontraktumstellung 3% höher notierte als der ausgelaufene Dezember-Kontrakt. Die US-Erdgaslagerbestände sind in der vergangenen Woche um 6 Mrd. Kubikfuß gefallen. Dies war zwar etwas mehr als erwartet, allerdings deutlich weniger als der 5-Jahresdurchschnitt von 21 Mrd. Kubikfuß. Der Lagerüberhang beträgt derzeit noch immer 9,5%. Von daher besteht für übergroßen Optimismus kein Anlass.

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Edelmetalle

Der Goldpreis konnte nicht vom Anstieg der Rohstoffpreise profitieren, sondern handelt weiterhin bei 1.370 USD je Feinunze. Der Goldpreis in Euro notiert mit 1.030 EUR je Feinunze nur unweit seines Allzeithochs. Die ETFs verzeichneten gestern erneut keinerlei Zuflüsse. Dagegen hat die Zentralbank von Vietnam inländischen Unternehmen erlaubt, bis zum Ende des Jahres Gold zu importieren. Damit sollen die hohen inländischen Goldpreise eingedämmt werden. Die bisherige Erlaubnis war vorgestern ausgelaufen, so dass mit einem weiteren Preisanstieg zu rechnen war.

Drei Währungsabwertungen und eine steigende Inflation haben die Nachfrage nach Gold in Vietnam stark ansteigen lassen. Die zu erwartenden zusätzlichen Importe dürften in den kommenden Wochen zusätzliche Goldnachfrage generieren. Vietnam gehörte laut World Gold Council mit einer Golfdnachfrage von 23 Tonnen im dritten Quartal bereits zu den fünf größten Goldkonsumenten weltweit. Da die Risiken für den Finanzmarkt weiterhin beträchtlich sind - sei das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern oder das Risiko einer weiteren Verschärfung der Auseinandersetzung auf der koreanischen Halbinsel - dürfte Gold auch weiterhin als sicher Hafen gefragt bleiben.


Industriemetalle

Die Industriemetalle können gestern nach den Abschlägen an den zwei Tagen zuvor leicht zulegen. Aluminium wird durch die Nachricht unterstützt, dass die staatlichen chinesischen Vorräte an Aluminium in den letzten Monaten infolge der Produktionskürzungen merklich geschrumpft sind. In einer zweiten Auktion in diesem Monat hat das Staatliche Reservebüro (SRB) weitere 110 Tsd. Tonnen Aluminium verkauft.

Schätzungen aus Industriekreisen zufolge dürften die Vorräte damit insgesamt um 25% auf 1,5 Mio. Tonnen gesunken sein. Offizielle Daten des SRB gibt es nicht. Dagegen sind die an den Metallbörsen notierten Lagerbestände nur leicht gesunken. In Shanghai liegen diese mit rund 335 Tsd. Tonnen nur gut 50 Tsd. Tonnen niedriger als im Sommer. Auch an der LME sind die Vorräte seit Mai nur graduell um 200 Tsd. Tonnen gesunken und bleiben mit 4,3 Mio. Tonnen auf einem historisch hohen Niveau. Nichtsdestotrotz scheinen wie das Researchunternehmen CRU heute berichtet, die staatlichen Institutionen in China die Restriktion bei der Stromzuteilung zu lockern.

Während der Tarifstreit in der drittgrößten Kupfermine der Welt, Collahuasi in Chile andauert, haben die Arbeiter der Gewerkschaft in der Radomiro Tomic Mine das Tarifangebot von Codelco angenommen. Produktionsausfälle in Folge von Streiks sind in Chile nicht unüblich. Dennoch erwartet der Bergbauminister des Landes eine Steigerung der Kupferproduktion um 3% in 2010.


Agrarrohstoffe

Wir haben heute die Studie Rohstoffe kompakt Agrar: Kaffee und Zucker getrieben von Angebotssorgen veröffentlicht: Die Preise für Zucker und Kaffee werden weiterhin gut unterstützt bleiben. Bei Zucker ist die Ernte im weltgrößten Produzentenland Brasilien aufgrund von Regenarmut vorzeitig beendet. In Indien verzögert sich die Ernte, weil es dort seit Wochen zuviel regnet. In Thailand und Australien ist aufgrund von zuviel Niederschlag ebenfalls mit geringeren Ernten zu rechnen. Die Zuckerlagerbestände in Indien befinden sich nach zwei Jahren mit beträchtlichen Angebotsdefiziten auf einem sehr niedrigen Niveau und können daher nur eingeschränkt als Puffer dienen.

Ähnlich ist die Situation bei Kaffee. Hier steht im weltgrößen Produzentenland Brasilien ein Niedrigertragsjahr bevor, welches durch die Trockenheit der vergangenen Monate noch zusätzlich verschärft werden dürfte. In Kolumbien fällt die Ernte in dieser Saison niedriger aus als zunächst erwartet. Auch für Vietnam gibt es Anzeichen dafür, dass die Schätzungen einer deutlichen Angebotsausweitung verfehlt werden. Die weltweiten Kaffeelagerbestände befinden sich nach drei Defizitjahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Ganz anders ist dagegen die Situation bei Kakao. Hier ist in diesem Erntejahr mit einem beträchtlichen Angebotsüberschuss zu rechnen, welches die Preise belastet. Das Interesse richtet sich nun auf die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen in der Elfenbeinküste am Sonntag, dem mit Abstand größten Kakaoproduzenten.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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