Chinesische Zahlen sorgen für steigende Preise
01.12.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis kann dem festen US-Dollar weiterhin trotzen und am Morgen auf knapp 85 USD je Barrel steigen. Der Anstieg des chinesischen Einkaufsmanagerindex im November deutet darauf hin, dass die Ölnachfrage des zweitgrößten Ölverbrauchslandes weiterhin robust ist und keine unmittelbar bevorstehende Abschwächung zu befürchten ist. Etwa ein Drittel des für dieses Jahr erwarteten Anstiegs der weltweiten Ölnachfrage entfällt auf China. Die gestern nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute veröffentlichten Lagerdaten konnten den Ölpreis nur kurzzeitig belasten.
Die US-Rohöllagerbestände sind demnach in der vergangenen Woche 1,1 Mio. Barrel zurückgegangen. Angesichts des kräftigen Rückgangs der Importe um 2 Mio. Barrel pro Tag fällt der Lagerabbau vergleichsweise gering aus. Ein stärkerer Rückgang der Ölvorräte wurde durch eine deutlich gesunkene Raffinerieauslastung verhindert.
Trotz der geringeren Rohölverarbeitung stiegen die Lagerbestände von Benzin und Destillaten, was auf eine geringere Nachfrage nach Ölprodukten hindeutet. Das US-Energieministerium veröffentlicht die Lagerdaten am Nachmittag. Gestern ist die Hurrikansaison 2010 offiziell zu Ende gegangen. Mit 19 benannten Stürmen, darunter 12 Wirbelstürmen, wovon wiederum fünf große Wirbelstürme waren, war sie zwar die drittaktivste Sturmsaison aller Zeiten. Da die Produktionsanlagen im Golf von Mexiko von den Stürmen weitgehend verschont blieben, waren die Auswirkungen auf die Öl- und Gasproduktion allerdings minimal.
Edelmetalle
Der Goldpreis nähert sich der Marke von 1.400 USD je Feinunze und konnte in Euro gerechnet auf ein neues Rekordhoch von 1.070 EUR je Feinunze steigen. Die bevorstehenden Staatsanleihekäufe durch die US-Notenbank und die ausufernde öffentliche Verschuldung in den USA unterminieren das Vertrauen in den US-Dollar. Die Schuldenprobleme in den Peripherieländern der Eurozone lassen die Anleger wiederum vor Anlagen in Euro zurückschrecken. Der sichere Hafen Gold stellt vor diesem Hintergrund die bevorzugte Alternative dar, auch wenn sich dies aktuell nicht in entsprechenden Zuflüssen in die Gold-ETFs äußert, sondern auf dem physischen Markt und über dem Futures-Markt erfolgt.
Die indischen Goldimporte sollen sich im November nach vorläufigen Angaben der Bombay Bullion Association auf 20-25 Tonnen belaufen. Dies ist deutlich weniger als erwartet und liegt auch unter dem Vorjahresniveau von 30,7 Tonnen. Die Goldnachfrage düfte sich zur Monatsmitte nach den religiösen Feiertagen Dhanteras und Diwali deutlich abgeschwächt haben. Zuletzt wird aber wieder von steigenden Goldkäufen berichtet. Die chinesische Goldproduktion ist in den ersten 10 Monaten des laufenden Jahres auf 277 Tonnen gestiegen und liegt damit 9% höher als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr rechnet das zuständige Ministerium mit einem Anstieg um 10% auf 345 Tonnen. Das Angebot dürfte allerdings kaum auf den Weltmarkt gelangen, sondern durch die steigende inländische Nachfrage absorbiert werden.
Industriemetalle
Die Metallpreise können am Morgen in der Breite zulegen. Unterstützung geben freundliche Konjunkturdaten aus den USA und China, die den üblicherweise eher negativen Effekt eines stärkeren US-Dollar kompensierten. Der chinesische Einkaufsmanagerindex ist im November auf ein 7-Monatshoch gestiegen und verringerte damit die Sorgen vor einer abrupten konjunkturellen Abkühlung des weltgrößten Metallverbrauchslandes. Der Kupferpreis konnte im November bereits den fünften Monat in Folge mit einem Plus abschließen. Es dominieren die Angebotssorgen in einem aktuell defizitären Kupfermarkt. Diese haben auch zur Folge, dass die Terminkurve am kurzen Ende stark fallend ist.
Kupfer mit Liefertermin März ist aktuell gut 55 USD je Tonne billiger als am Spotmarkt. Ein dermaßen starkes Backwardation war zuletzt im Oktober 2008 zu verzeichnen.
Der Nickelpreis verharrt auf Vortagesniveau, nachdem er gestern knapp 3% gestiegen war. Die Produktion in der chinesischen Edelstahlindustrie, der mit Abstand wichtigsten Abnehmerbranche von Nickel, wurde aufgrund der Energiesparmaßnahmen reduziert. Da dies einen schwächeren Nickelbedarf impliziert, wird nun spekuliert, ob China bereits importiertes raffiniertes Nickel reexportieren wird. Dies ist umso wahrscheinlicher, als dass Nickel Pig Iron (NPI), das häufig als Substitut für raffiniertes Nickel verwendet wird, aktuell billiger ist als raffiniertes Nickel. Reexporte sind vom Ausfuhrzoll ausgenommen. Stärkere chinesische Exporte könnten den Markt belasten.
Agrarrohstoffe
Nach einem äußerst turbulenten November - an 15 Handelstagen wurde das maximal erlaubte Limit für Preisveränderungen erreicht - scheint sich der Baumwollmarkt noch immer nicht beruhigt zu haben. Der rasante Preisanstieg auf ein Allzeithoch von 151,1 US-Cents je Pfund bis Mitte des Monats war einer Kombination verschiedener Faktoren geschuldet: niedrigste Lagerbestände seit sieben Jahren, flutbedingte Produktionsausfälle in Pakistan, eine enttäuschende chinesische Produktion, Exportbeschränkungen Indiens sowie ein schwächerer US-Dollar. Danach folgte innerhalb von zwei Wochen ein Preiseinbruch um ein Viertel. Dies war vor allem den inflationsdämpfenden Maßnahmen in China geschuldet.
Da China über ein Drittel der globalen Importe stellt, werden entsprechende Absichten besonders sensibel registriert. Die jüngsten Konjunkturdaten aus China dürften derartige Ängste etwas mindern, was sich positiv auf die Preise auswirken könnte. Zuletzt erholten sich die Notierungen bereits wieder und Baumwolle konnte gestern nach einem Tagesplus von 3% bei 126,2 US-Cents je Pfund schließen. Angesichts der robusten Nachfrage werden die Lager trotz einer deutlich gestiegenen US-Produktion kaum aufgestockt werden können. Der starke Anstieg und die hohe Volatilität der Preise hatten die Rohstoffbörse ICE unlängst dazu veranlasst, die Mindesteinlageforderung (Margin) zu erhöhen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis kann dem festen US-Dollar weiterhin trotzen und am Morgen auf knapp 85 USD je Barrel steigen. Der Anstieg des chinesischen Einkaufsmanagerindex im November deutet darauf hin, dass die Ölnachfrage des zweitgrößten Ölverbrauchslandes weiterhin robust ist und keine unmittelbar bevorstehende Abschwächung zu befürchten ist. Etwa ein Drittel des für dieses Jahr erwarteten Anstiegs der weltweiten Ölnachfrage entfällt auf China. Die gestern nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute veröffentlichten Lagerdaten konnten den Ölpreis nur kurzzeitig belasten.
Die US-Rohöllagerbestände sind demnach in der vergangenen Woche 1,1 Mio. Barrel zurückgegangen. Angesichts des kräftigen Rückgangs der Importe um 2 Mio. Barrel pro Tag fällt der Lagerabbau vergleichsweise gering aus. Ein stärkerer Rückgang der Ölvorräte wurde durch eine deutlich gesunkene Raffinerieauslastung verhindert.
Trotz der geringeren Rohölverarbeitung stiegen die Lagerbestände von Benzin und Destillaten, was auf eine geringere Nachfrage nach Ölprodukten hindeutet. Das US-Energieministerium veröffentlicht die Lagerdaten am Nachmittag. Gestern ist die Hurrikansaison 2010 offiziell zu Ende gegangen. Mit 19 benannten Stürmen, darunter 12 Wirbelstürmen, wovon wiederum fünf große Wirbelstürme waren, war sie zwar die drittaktivste Sturmsaison aller Zeiten. Da die Produktionsanlagen im Golf von Mexiko von den Stürmen weitgehend verschont blieben, waren die Auswirkungen auf die Öl- und Gasproduktion allerdings minimal.
Edelmetalle
Der Goldpreis nähert sich der Marke von 1.400 USD je Feinunze und konnte in Euro gerechnet auf ein neues Rekordhoch von 1.070 EUR je Feinunze steigen. Die bevorstehenden Staatsanleihekäufe durch die US-Notenbank und die ausufernde öffentliche Verschuldung in den USA unterminieren das Vertrauen in den US-Dollar. Die Schuldenprobleme in den Peripherieländern der Eurozone lassen die Anleger wiederum vor Anlagen in Euro zurückschrecken. Der sichere Hafen Gold stellt vor diesem Hintergrund die bevorzugte Alternative dar, auch wenn sich dies aktuell nicht in entsprechenden Zuflüssen in die Gold-ETFs äußert, sondern auf dem physischen Markt und über dem Futures-Markt erfolgt.
Die indischen Goldimporte sollen sich im November nach vorläufigen Angaben der Bombay Bullion Association auf 20-25 Tonnen belaufen. Dies ist deutlich weniger als erwartet und liegt auch unter dem Vorjahresniveau von 30,7 Tonnen. Die Goldnachfrage düfte sich zur Monatsmitte nach den religiösen Feiertagen Dhanteras und Diwali deutlich abgeschwächt haben. Zuletzt wird aber wieder von steigenden Goldkäufen berichtet. Die chinesische Goldproduktion ist in den ersten 10 Monaten des laufenden Jahres auf 277 Tonnen gestiegen und liegt damit 9% höher als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr rechnet das zuständige Ministerium mit einem Anstieg um 10% auf 345 Tonnen. Das Angebot dürfte allerdings kaum auf den Weltmarkt gelangen, sondern durch die steigende inländische Nachfrage absorbiert werden.
Industriemetalle
Die Metallpreise können am Morgen in der Breite zulegen. Unterstützung geben freundliche Konjunkturdaten aus den USA und China, die den üblicherweise eher negativen Effekt eines stärkeren US-Dollar kompensierten. Der chinesische Einkaufsmanagerindex ist im November auf ein 7-Monatshoch gestiegen und verringerte damit die Sorgen vor einer abrupten konjunkturellen Abkühlung des weltgrößten Metallverbrauchslandes. Der Kupferpreis konnte im November bereits den fünften Monat in Folge mit einem Plus abschließen. Es dominieren die Angebotssorgen in einem aktuell defizitären Kupfermarkt. Diese haben auch zur Folge, dass die Terminkurve am kurzen Ende stark fallend ist.
Kupfer mit Liefertermin März ist aktuell gut 55 USD je Tonne billiger als am Spotmarkt. Ein dermaßen starkes Backwardation war zuletzt im Oktober 2008 zu verzeichnen.
Der Nickelpreis verharrt auf Vortagesniveau, nachdem er gestern knapp 3% gestiegen war. Die Produktion in der chinesischen Edelstahlindustrie, der mit Abstand wichtigsten Abnehmerbranche von Nickel, wurde aufgrund der Energiesparmaßnahmen reduziert. Da dies einen schwächeren Nickelbedarf impliziert, wird nun spekuliert, ob China bereits importiertes raffiniertes Nickel reexportieren wird. Dies ist umso wahrscheinlicher, als dass Nickel Pig Iron (NPI), das häufig als Substitut für raffiniertes Nickel verwendet wird, aktuell billiger ist als raffiniertes Nickel. Reexporte sind vom Ausfuhrzoll ausgenommen. Stärkere chinesische Exporte könnten den Markt belasten.
Agrarrohstoffe
Nach einem äußerst turbulenten November - an 15 Handelstagen wurde das maximal erlaubte Limit für Preisveränderungen erreicht - scheint sich der Baumwollmarkt noch immer nicht beruhigt zu haben. Der rasante Preisanstieg auf ein Allzeithoch von 151,1 US-Cents je Pfund bis Mitte des Monats war einer Kombination verschiedener Faktoren geschuldet: niedrigste Lagerbestände seit sieben Jahren, flutbedingte Produktionsausfälle in Pakistan, eine enttäuschende chinesische Produktion, Exportbeschränkungen Indiens sowie ein schwächerer US-Dollar. Danach folgte innerhalb von zwei Wochen ein Preiseinbruch um ein Viertel. Dies war vor allem den inflationsdämpfenden Maßnahmen in China geschuldet.
Da China über ein Drittel der globalen Importe stellt, werden entsprechende Absichten besonders sensibel registriert. Die jüngsten Konjunkturdaten aus China dürften derartige Ängste etwas mindern, was sich positiv auf die Preise auswirken könnte. Zuletzt erholten sich die Notierungen bereits wieder und Baumwolle konnte gestern nach einem Tagesplus von 3% bei 126,2 US-Cents je Pfund schließen. Angesichts der robusten Nachfrage werden die Lager trotz einer deutlich gestiegenen US-Produktion kaum aufgestockt werden können. Der starke Anstieg und die hohe Volatilität der Preise hatten die Rohstoffbörse ICE unlängst dazu veranlasst, die Mindesteinlageforderung (Margin) zu erhöhen.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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