Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Brent-Ölpreis steigt 2-Jahreshoch

03.12.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten, die freundlichen Aktienmärkte und der deutlich gestiegene Euro haben zu einem weiteren Anstieg der Rohölpreise beigetragen. Der WTI-Ölpreis handelt mit 88 USD je Barrel nur noch knapp unter dem Mitte November verzeichneten 2-Jahreshoch. Brent notiert erstmals seit mehr als zwei Jahren oberhalb von 90 USD je Barrel.

Das kalte Winterwetter in Europa gibt dem Brentpreis zusätzlich Unterstützung und begünstigt eine Ausweitung der Preisdifferenz zugunsten von Brent auf mittlerweile knapp drei USD. Die Lagerbestände der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen zeigen allerdings keine Verknappung des Angebots an.

Die Benzinvorräte befinden sich mit 492 Tsd. Tonnen zwar in der Nähe des in der Vorwoche verzeichneten 2-Jahrestiefs. Dafür stiegen die Gasölbestände die zweite Woche in Folge und liegen mit 2,9 Mio. Tonnen auf dem höchsten Stand seit Oktober 2009. Rein fundamental lässt sich das derzeitige Ölpreisniveau somit nicht erklären. Laut Oil Movements steigen die OPEC-Lieferungen in den vier Wochen zum 18. Dezember um 90 Tsd. auf 23,56 Mio. Barrel pro Tag. Die steigende Nachfrage kann also weiterhin ohne Probleme durch eine Ausweitung des Angebots befriedigt werden.

Die US-Erdgasvorräte sind in der vergangenen Woche um 23 Mrd. Kubikfuß zurückgegangen. Der Lagerabbau war damit geringer als erwartet. Der Lagerüberhang beträgt derzeit 10%. Auch das potenzielle Angebot ist weiterhin reichlich. Das US-Energieministerium schätzt die nachgewiesenen US-Erdgasreserven im Jahr 2009 auf 284 Bio. Kubikfuß. Das sind 11% mehr als im Vorjahr.

Open in new window


Edelmetalle

Der Goldpreis kann sich weiterhin nahe der Marke von 1.400 USD je Feinunze behaupten, hat aber in Euro auf 1.050 EUR je Feinunze nachgegeben. Offensichtlich ist es der EZB mit ihren gestrigen Beschlüssen gelungen, Vertrauen zurückzugewinnen. Die unbegrenzte Liquiditätszuteilung an die Banken wurde mindestens bis Mitte April 2011 verlängert. Von einer Ausweitung der Staatsanleihekäufe wurde abgesehen. Dessen ungeachtet scheint die ETF-Nachfrage wieder anzuziehen.

Der SPDR Gold Trust verzeichnete gestern erneut Zuflüsse von 4,6 Tonnen, nachdem schon am Tag zuvor 7 Tonnen in den weltgrößten ETF geflossen waren. Die russische Goldproduktion liegt nach zehn Monaten mit 168 Tonnen noch immer leicht unter dem Vorjahresniveau. Dennoch hält der Verband der russischen Goldproduzenten am Jahresziel von 207 Tonnen und einem leichten Produktionplus gegenüber dem Vorjahr fest. Dieses Angebot dürfte allerdings kaum auf den Weltmarkt gelangen.

Zwischen Januar und Oktober hat die russische Zentralbank laut World Gold Council 126 Tonnen Gold auf dem heimischen Markt erworben. Dies entspricht 85% der russischen Minenproduktion in diesem Zeitraum. Das auf Edelmetalle spezialisierte Reserachunternehmen GFMS rechnet für 2011 mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.400 USD je Feinunze. In der Spitze können dabei 1.600-1.650 USD erreicht werden.


Industriemetalle

Die Industriemetalle konnten gestern den vierten Tag in Folge zulegen. Der Index der Londoner Metallbörse notiert damit 5,3% höher als noch vor einer Woche. Zink verbucht mit 6,3% den stärksten Preisanstieg, gefolgt von Kupfer, das sich ebenfalls seit einer Woche um knapp 6% verteuert hat. Für Auftrieb sorgen die fallenden Lagerbestände an der LME, die gestern um weitere 2,5 Tsd. Tonnen abgebaut wurden und damit auf das niedrigste Niveau seit Oktober 2009 gefallen sind.

Auch die Kupfervorräte in Shanghai sind wie soeben gemeldet die zweite Woche in Folge geschrumpft. Zusätzliche Unterstützung gibt der nun mittlerweile längste chilenische Streik in der drittgrößten Kupfermine der Welt, Collahuasi. Hier könnte sich aber Insidern zufolge in den nun bereits fünf Tage andauernden Gesprächen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften eine Lösung abzeichnen.

Nickel verteuert sich mit einem Plus von 5% in der laufenden Woche leicht unterdurchschnittlich. Gemäß Schätzungen des staatlichen Research-Unternehmens Antaike wird sich das Wachstum der chinesischen Nickelnachfrage von 12% im laufenden auf 2 bis 4% im nächsten Jahr abschwächen. Ausschlaggebend seien die gut gefüllten Lager der Edelstahlindustrie, die 65 bis 70% der chinesischen Nickelnachfrage stellen. Händler berichten darüber hinaus, dass sich die Edelstahlproduzenten bei Jahresabschlüssen für Nickelimporte zurückhaltend zeigen würden.


Agrarrohstoffe

Der an der ICE in New York gehandelte Kakaopreis stieg gestern um 4% auf ein 2-Wochenhoch von 2.836 USD je Tonne. Der LIFFE-Kontrakt verteuerte sich in London um 3,4% auf 1.910 GBP je Tonne. Die Kakaopreise haben damit auf die Entwicklung in der Elfenbeinküste reagiert. Die ivorische Wahlkommission hat gestern den Herausforderer zum Sieger der Präsidentschaftswahlen erklärt. Das Militär hat daraufhin die Luft-, Land- und Seegrenzen des Landes abgeriegelt. Es besteht die Befürchtung, dass auch die Kakaolieferungen des weltgrößten Kakaoproduzenten beeinträchtigt werden könnten.

Die Elfenbeinküste hat im abgelaufenen Erntejahr 2009/10 1,242 Mio. Tonnen Kakaobohnen produziert und damit 35% des weltweiten Angebots. Die diesjährige Haupternte hat trotz guter Prognosen im Vorfeld recht schleppend begonnen. Nun könnte es aufgrund der unsicheren Situation nach den Wahlen zu weiteren Lieferverzögerungen kommen. Spekulative Finanzanleger, welche in Erwartung einer guten Kakaoernte in der Elfenbeinküste auf fallende Preise gesetzt haben, könnten sich nun dazu veranlasst sehen, Short-Positionen glattzustellen, was den Preisen zusätzlichen Auftrieb geben könnte.

In der Woche zum 23. November betrug der Überhang an Shortpositionen noch 8,5 Tsd. Kontrakte. Die Internationale Kakaoorganisation hat zudem in dieser Woche die Prognose für das Marktdefizit im Erntejahr 2009/10 um 10 Tsd. auf 82 Tsd. Tonnen nach oben revidiert.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"