Neues Rekordhoch bei Kupfer
09.12.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der Ölpreis ist gestern zunächst weiter unter Druck geraten, konnte sich im späten Handel wie die meisten Rohstoffpreise dank steigender Aktienmärkte aber wieder erholen. Am Morgen handelt WTI bei 89 USD je Barrel. Brent wird bei 91,5 USD gehandelt. Beide Preise befinden sich damit weiterhin in der Nähe der Anfang der Woche erreichten 26-Monatshochs. Rein fundamental lässt sich das derzeitige Ölpreisniveau nicht erklären.
Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium zwar um 3,8 Mio. Barrel zurückgegangen. Hauptgrund hierfür war ein kräftiger Anstieg der Raffinerieauslastung um knapp fünf Prozentpunkte, welcher den gleichzeitigen Rückgang der Rohölimporte mehr als ausglich. Die deutlich höhere Rohölverarbeitung machte sich in steigenden Produktvorräten bemerkbar. Die Benzinlagerbestände stiegen um 3,8 Mio. Barrel, bei den Destillaten kam es zu einem Lageraufbau um 2,1 Mio. Barrel.
Die Nachfrage nach Ölprodukten lag im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen 2,9% höher als im Vorjahr. Die Destillatenachfrage stieg im selben Zeitraum sogar um 5,3% gegenüber dem Vorjahr, hat sich damit im Vergleich zur Vorwoche aber weiter verlangsamt, als der Zuwachs noch 8,8% betrug. Ob vor diesem Hintergrund und der weiterhin hohen Vorräte an Ölprodukten die Raffinerieauslastung weiter hochgefahren wird, bleibt abzuwarten. Dies ist aber notwendig, damit es in den kommenden Wochen zu einem nennenswerten Rückgang der Rohöllagerbestände kommt. Diese liegen weiterhin 10% über dem langjährigen Durchschnitt
Edelmetalle
Das Auf und Ab an den Edelmetallmärkten geht weiter. Nachdem Gold gestern zeitweise über 30 USD verloren hat, kann das gelbe Edelmetall heute wieder auf knapp 1.400 USD je Feinunze zulegen. Gestern kam es zu Abflüssen aus Gold-ETFs. Der Bestand im weltweit größten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, sank um 2,4 Tonnen. Der Preisrückgang unter 1.400 USD wurde offensichtlich jedoch sogleich von einigen Investoren als neue Kaufgelegenheit erachtet. Auch der schwächere US-Dollar unterstützt die Preise. Unter anderem aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten bzgl. der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern dürfte Gold als "sicherer Hafen" weiter nachgefragt bleiben.
Eine wesentlich höhere Volatilität als Gold zeigen Silber und Palladium, wobei letzteres heute Morgen mit annähernd +2% einmal mehr die beste Preisentwicklung aufweist. Der Fondsanbieter ETF Securities berichtete für die vergangene Woche die höchsten, jemals gemessenen Zuflüsse in seine Palladium-ETFs. Solange die Unterstützung von dieser Seite anhält, dürfte die Preisrallye bei Palladium weitergehen. Silber bleibt ebenfalls durch hohe ETF-Zuflüsse gut unterstützt.
Daneben wird das Edelmetall derzeit im Zuge der Feiertagssaison in Indien vermehrt nachgefragt. Die Bombay Bullion Association erwartet 2010 einen Anstieg der Silberimporte im Vorjahresvergleich um 20% auf 1.200 Tonnen. Das entspricht der Menge, welche in den letzten zwei Monaten in die Silber-ETFs geflossen ist.
Industriemetalle
Die Metallpreise befinden sich nach dem kurzen Rücksetzer seit gestern wieder im Aufwind. Kupfer markiert bei 9.091 USD je Tonne ein neues Rekordhoch, Nickel steigt auf den höchsten Stand seit vier Wochen. In Großbritannien hat der Fondsanbieter ETF Securities die ersten börsengehandelten, physisch hinterlegten Fonds auf Industriemetalle (sog. ETCs – Exchange Traded Commodities) aufgelegt. Der Handel dieser Produkte soll morgen beginnen und sich zunächst auf Kupfer, Nickel und Zinn beschränken. ETCs auf Aluminium, Zink und Blei sollen gemäß Angaben des Fondsanbieters nächstes Jahr zur Verfügung stehen. Dadurch entsteht an den Metallmärkten eine neue große Nachfragekomponente, die das Angebots-Nachfrage-Verhältnis deutlich einengen sowie zu steigenden Preisen beitragen könnte (siehe auch unsere Publikation "Rohstoffe kompakt" zu diesem Thema vom 2. November).
Auch so engt sich der Zinnmarkt bereits weiter ein. Denn die Probleme in der indonesischen Zinnproduktion reißen nicht ab. Der weltweit größte Zinnproduzent, das staatliche Unternehmen PT Timah, revidierte seine Produktionsprognose für das laufende Jahr deutlich auf maximal 40 Tsd. Tonnen nach unten. Grund hierfür sind die anhaltenden schlechten Wetterbedingungen mit starken Regenfällen. Bislang hatte PT Timah eine Produktion von 45-50 Tsd. Tonnen erwartet. Das ohnehin schon hohe Angebotsdefizit von 15,8 Tsd. Tonnen in den ersten neun Monaten des Jahres (laut WBMS) dürfte sich ausweiten. Der Zinnpreis sollte daher gut unterstützt sein.
Agrarrohstoffe
Die Angebotssorgen bei Weizen spitzen sich zu. Gestern hatten wir auf die problematischen Witterungsbedingungen in Australien hingewiesen, welche zu Ernteausfällen und Qualitätseinbußen führen dürften. Der Welternährungsorganisation FAO zufolge könnten sich die Einbußen auf bis zu 8 Mio. Tonnen belaufen. Damit hätte nach Russland und Kanada bereits der dritte große Weizenexporteur in diesem Erntejahr erhebliche Ernteeinbußen zu beklagen. Damit wächst die Abhängigkeit von den verbliebenen Anbietern, insbesondere der Europäischen Union und den USA.
In Europa hat die kräftige Exportnachfrage bereits zu einem deutlichen Rückgang der Weizenvorräte geführt. Die Lagerreichweite soll dem USDA zufolge bis Ende des laufenden Erntejahres auf ein Rekordtief von weniger als vier Wochen des Verbrauchs absinken. Deutlich besser sieht die Lagersituation derzeit noch in den USA aus, wo die Reichweite auf 18 Wochen des Verbrauchs beziffert wird. Die USA sind damit das einzige Exportland, welches noch über derart hohe Lagerbestände verfügt, um die Exportnachfrage zu befriedigen. Allerdings beeinträchtigt das trockene Wetter die Entwicklung der Winterweizenpflanzen in den Hauptanbaugebieten im Mittleren Westen. Von daher könnte es im kommenden Jahr auch zu Ernteausfällen in den USA kommen, was die Lagerbestände auch dort weiter abschmelzen lassen würde. Die Weizenpreise bleiben daher gut unterstützt.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Ölpreis ist gestern zunächst weiter unter Druck geraten, konnte sich im späten Handel wie die meisten Rohstoffpreise dank steigender Aktienmärkte aber wieder erholen. Am Morgen handelt WTI bei 89 USD je Barrel. Brent wird bei 91,5 USD gehandelt. Beide Preise befinden sich damit weiterhin in der Nähe der Anfang der Woche erreichten 26-Monatshochs. Rein fundamental lässt sich das derzeitige Ölpreisniveau nicht erklären.
Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium zwar um 3,8 Mio. Barrel zurückgegangen. Hauptgrund hierfür war ein kräftiger Anstieg der Raffinerieauslastung um knapp fünf Prozentpunkte, welcher den gleichzeitigen Rückgang der Rohölimporte mehr als ausglich. Die deutlich höhere Rohölverarbeitung machte sich in steigenden Produktvorräten bemerkbar. Die Benzinlagerbestände stiegen um 3,8 Mio. Barrel, bei den Destillaten kam es zu einem Lageraufbau um 2,1 Mio. Barrel.
Die Nachfrage nach Ölprodukten lag im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen 2,9% höher als im Vorjahr. Die Destillatenachfrage stieg im selben Zeitraum sogar um 5,3% gegenüber dem Vorjahr, hat sich damit im Vergleich zur Vorwoche aber weiter verlangsamt, als der Zuwachs noch 8,8% betrug. Ob vor diesem Hintergrund und der weiterhin hohen Vorräte an Ölprodukten die Raffinerieauslastung weiter hochgefahren wird, bleibt abzuwarten. Dies ist aber notwendig, damit es in den kommenden Wochen zu einem nennenswerten Rückgang der Rohöllagerbestände kommt. Diese liegen weiterhin 10% über dem langjährigen Durchschnitt
Edelmetalle
Das Auf und Ab an den Edelmetallmärkten geht weiter. Nachdem Gold gestern zeitweise über 30 USD verloren hat, kann das gelbe Edelmetall heute wieder auf knapp 1.400 USD je Feinunze zulegen. Gestern kam es zu Abflüssen aus Gold-ETFs. Der Bestand im weltweit größten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, sank um 2,4 Tonnen. Der Preisrückgang unter 1.400 USD wurde offensichtlich jedoch sogleich von einigen Investoren als neue Kaufgelegenheit erachtet. Auch der schwächere US-Dollar unterstützt die Preise. Unter anderem aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten bzgl. der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern dürfte Gold als "sicherer Hafen" weiter nachgefragt bleiben.
Eine wesentlich höhere Volatilität als Gold zeigen Silber und Palladium, wobei letzteres heute Morgen mit annähernd +2% einmal mehr die beste Preisentwicklung aufweist. Der Fondsanbieter ETF Securities berichtete für die vergangene Woche die höchsten, jemals gemessenen Zuflüsse in seine Palladium-ETFs. Solange die Unterstützung von dieser Seite anhält, dürfte die Preisrallye bei Palladium weitergehen. Silber bleibt ebenfalls durch hohe ETF-Zuflüsse gut unterstützt.
Daneben wird das Edelmetall derzeit im Zuge der Feiertagssaison in Indien vermehrt nachgefragt. Die Bombay Bullion Association erwartet 2010 einen Anstieg der Silberimporte im Vorjahresvergleich um 20% auf 1.200 Tonnen. Das entspricht der Menge, welche in den letzten zwei Monaten in die Silber-ETFs geflossen ist.
Industriemetalle
Die Metallpreise befinden sich nach dem kurzen Rücksetzer seit gestern wieder im Aufwind. Kupfer markiert bei 9.091 USD je Tonne ein neues Rekordhoch, Nickel steigt auf den höchsten Stand seit vier Wochen. In Großbritannien hat der Fondsanbieter ETF Securities die ersten börsengehandelten, physisch hinterlegten Fonds auf Industriemetalle (sog. ETCs – Exchange Traded Commodities) aufgelegt. Der Handel dieser Produkte soll morgen beginnen und sich zunächst auf Kupfer, Nickel und Zinn beschränken. ETCs auf Aluminium, Zink und Blei sollen gemäß Angaben des Fondsanbieters nächstes Jahr zur Verfügung stehen. Dadurch entsteht an den Metallmärkten eine neue große Nachfragekomponente, die das Angebots-Nachfrage-Verhältnis deutlich einengen sowie zu steigenden Preisen beitragen könnte (siehe auch unsere Publikation "Rohstoffe kompakt" zu diesem Thema vom 2. November).
Auch so engt sich der Zinnmarkt bereits weiter ein. Denn die Probleme in der indonesischen Zinnproduktion reißen nicht ab. Der weltweit größte Zinnproduzent, das staatliche Unternehmen PT Timah, revidierte seine Produktionsprognose für das laufende Jahr deutlich auf maximal 40 Tsd. Tonnen nach unten. Grund hierfür sind die anhaltenden schlechten Wetterbedingungen mit starken Regenfällen. Bislang hatte PT Timah eine Produktion von 45-50 Tsd. Tonnen erwartet. Das ohnehin schon hohe Angebotsdefizit von 15,8 Tsd. Tonnen in den ersten neun Monaten des Jahres (laut WBMS) dürfte sich ausweiten. Der Zinnpreis sollte daher gut unterstützt sein.
Agrarrohstoffe
Die Angebotssorgen bei Weizen spitzen sich zu. Gestern hatten wir auf die problematischen Witterungsbedingungen in Australien hingewiesen, welche zu Ernteausfällen und Qualitätseinbußen führen dürften. Der Welternährungsorganisation FAO zufolge könnten sich die Einbußen auf bis zu 8 Mio. Tonnen belaufen. Damit hätte nach Russland und Kanada bereits der dritte große Weizenexporteur in diesem Erntejahr erhebliche Ernteeinbußen zu beklagen. Damit wächst die Abhängigkeit von den verbliebenen Anbietern, insbesondere der Europäischen Union und den USA.
In Europa hat die kräftige Exportnachfrage bereits zu einem deutlichen Rückgang der Weizenvorräte geführt. Die Lagerreichweite soll dem USDA zufolge bis Ende des laufenden Erntejahres auf ein Rekordtief von weniger als vier Wochen des Verbrauchs absinken. Deutlich besser sieht die Lagersituation derzeit noch in den USA aus, wo die Reichweite auf 18 Wochen des Verbrauchs beziffert wird. Die USA sind damit das einzige Exportland, welches noch über derart hohe Lagerbestände verfügt, um die Exportnachfrage zu befriedigen. Allerdings beeinträchtigt das trockene Wetter die Entwicklung der Winterweizenpflanzen in den Hauptanbaugebieten im Mittleren Westen. Von daher könnte es im kommenden Jahr auch zu Ernteausfällen in den USA kommen, was die Lagerbestände auch dort weiter abschmelzen lassen würde. Die Weizenpreise bleiben daher gut unterstützt.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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