China importiert im November wieder deutlich mehr
10.12.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis handelt wenig verändert bei 89 USD je Barrel. Brent notiert weiterhin bei 91,5 USD je Barrel. Im Vorfeld des morgigen OPEC-Meetings dürften sich die Marktteilnehmer in Zurückhaltung üben. Dabei ist nicht mit einer Änderung der Förderquoten zu rechnen. Gestern hat sich OPEC-Generalsekretär el-Badri zu den möglichen Auswirkungen eines Ölpreisanstiegs auf die Förderpolitik geäußert.
Sollte der Ölpreis auf 100 USD steigen und dieser Preisanstieg auf die Fundamentaldaten zurückzuführen sein, könnte die Förderquote angehoben werden. Da der jüngste Ölpreisanstieg auf externe Faktoren zurückzuführen ist, dürfte die OPEC keinen Anlass zum Handeln sehen. Auch die Kältewelle in Europa hat bislang nicht zu einer Verknappung des Angebots geführt. Die Gasöllagerbestände in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen sind in der letzten Woche um 3% auf knapp 3 Mio. Tonnen gestiegen. Sie liegen damit auf dem höchsten Niveau seit 15 Monaten.
Die chinesischen Rohölimporte sind im November um 22% gegenüber dem Vorjahr auf 20,9 Mio. Tonnen (5,09 Mio. Barrel pro Tag) gestiegen. Der Einbruch der Importe auf ein 19-Monatstief von 16,39 Mio. Tonnen im Oktober hat sich somit erwartungsgemäß als temporär erwiesen. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Öleinfuhren Chinas auf 218,45 Mio. Tonnen. Sie liegen damit 20% höher als im Vorjahr. Bei den Ölprodukten verzeichnete China im November die höchsten Netto-Importe seit 16 Monaten. Aufgrund der aktuellen Knappheit an Diesel sehen sich Raffinerien dazu veranlasst, weniger Treibstoff zu exportieren und mehr zu importieren. China bleibt damit die wichtigste Triebfeder der weltweiten Ölnachfrage. Dies dürften auch die aktualisierten Prognosen von IEA und OPEC bestätigen, welche heute im Laufe des Tages veröffentlicht werden.
Edelmetalle
Der Goldpreis notiert weitgehend unverändert knapp unter der Marke von 1.400 USD je Feinunze und damit rund 40 USD von seinem zu Wochenbeginn verzeichneten Rekordhoch entfernt. Die Herabstufung des Kreditratings von Irland gestern durch die Ratingagentur Fitch war von den Marktteilnehmern weitgehend erwartet worden, so dass sich die Auswirkungen auf den Goldpreis in Grenzen hielten. Dieser dürfte auf dem aktuellen Niveau gut unterstützt sein, solange die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern weiter schwelt und Gold als "sicheren Hafen" nach wie vor attraktiv erscheinen lässt.
In Vietnam hat die zweitgrößte staatliche Bank eine Initiative gestartet, im Land eine nationale Goldbörse zu etablieren. Diese soll durch die vietnamesische Zentralbank beaufsichtigt werden und würde den Goldhandel deutlich vereinfachen. Die Goldnachfrage in Vietnam ist in der letzten Zeit insbesondere aufgrund der heimischen Währungsabwertung und hohen Inflation stark gestiegen. Pro Kopf konsumiert Vietnam mehr Gold als Indien, dem absolut betrachtet größten Goldkonsumenten. Ein solcher Schritt würde die globale Goldnachfrage weiter anheizen und dürfte zu steigenden Goldpreisen führen.
Industriemetalle
Gemäß Angaben der chinesischen Zollbehörde hat China im November 351,6 Tsd. Tonnen Kupfer importiert. Dies entspricht gegenüber dem Vormonat einem Anstieg von rund 29%. Auch im Vorjahresvergleich fielen die Kupfereinfuhren deutlich höher aus. Der Einbruch der Importe im Oktober hat sich damit nur als temporär erwiesen. China dürfte aufgrund der umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur auch weiterhin hohe Mengen Kupfer importieren und so die Preise stützen. Die Einfuhren von Aluminium sind im November den zweiten Monat in Folge auf 76,3 Tsd. Tonnen gestiegen, was im Zusammenhang mit den Energiesparmaßnahmen stehen dürfte. Offensichtlich wird das geringere lokale Angebot derzeit durch höhere Importe ausgeglichen. Sie liegen jedoch noch immer 37% unter dem Vorjahresniveau. China ist bei Aluminium weitgehend Selbstversorger.
Gemäß Angaben des Verbandes der Chinesischen Eisen- und Stahlindustrie (CISA) lag die Stahlproduktion in China im November mit 40,38 Mio. Tonnen marginal unter dem Niveau des Vormonats. Für Dezember erwartet CISA aufgrund der andauernden Energiesparmaßnahmen keine deutliche Ausweitung der Produktion. Darüber hinaus verschärft die chinesische Regierung ihre Bemühungen, ineffiziente und veraltete Produktionsanlagen stillzulegen, um so die hohen Überkapazitäten abzubauen. Dabei droht sie Stahlherstellern mit empfindlichen Strafen, sollten diese nicht die Anweisungen befolgen. Die Stahlpreise sollten dadurch tendenziell unterstützt werden.
Agrarrohstoffe
Heute veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium die aktuellen Angebots- und Nachfrageschätzungen für Getreide, Ölsaaten und Baumwolle. Aufgrund der hohen Nachfrage und der witterungsbedingten Ernteausfälle dürfte es zu erneuten Abwärtsrevisionen der Lagerbestände kommen. Dies dürfte insbesondere den Preisen für Mais und Baumwolle Auftrieb geben, wo sich die Vorräte bereits auf niedrigen Niveaus befinden.
China hat im November 5,48 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert und damit 47% mehr als im Vormonat. Höher lag das Einfuhrvolumen nur noch im Juni dieses Jahres mit 6,2 Mio. Tonnen. Seit Jahresbeginn belaufen sich die chinesischen Sojabohnenimporte auf 49,37 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um mehr als 30% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für Dezember geht das chinesische Handelsministerium von einem nochmaligen Anstieg auf 5,8 Mio. Tonnen aus. Die robuste Sojabohnennachfrage aus China dürfte das US-Landwirtschaftsministerium zu einer erneuten Abwärtsrevision der Schätzung für die US-Lagerbestände veranlassen. Bislang rechnet das USDA mit einem Lagerbestand von 185 Mio. Scheffel zum Ende des laufenden Erntejahres. Verglichen mit der ersten Schätzung im Frühjahr haben sich die Vorräte des weltgrößten Sojabohnenexporteurs somit in etwa halbiert.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis handelt wenig verändert bei 89 USD je Barrel. Brent notiert weiterhin bei 91,5 USD je Barrel. Im Vorfeld des morgigen OPEC-Meetings dürften sich die Marktteilnehmer in Zurückhaltung üben. Dabei ist nicht mit einer Änderung der Förderquoten zu rechnen. Gestern hat sich OPEC-Generalsekretär el-Badri zu den möglichen Auswirkungen eines Ölpreisanstiegs auf die Förderpolitik geäußert.
Sollte der Ölpreis auf 100 USD steigen und dieser Preisanstieg auf die Fundamentaldaten zurückzuführen sein, könnte die Förderquote angehoben werden. Da der jüngste Ölpreisanstieg auf externe Faktoren zurückzuführen ist, dürfte die OPEC keinen Anlass zum Handeln sehen. Auch die Kältewelle in Europa hat bislang nicht zu einer Verknappung des Angebots geführt. Die Gasöllagerbestände in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen sind in der letzten Woche um 3% auf knapp 3 Mio. Tonnen gestiegen. Sie liegen damit auf dem höchsten Niveau seit 15 Monaten.
Die chinesischen Rohölimporte sind im November um 22% gegenüber dem Vorjahr auf 20,9 Mio. Tonnen (5,09 Mio. Barrel pro Tag) gestiegen. Der Einbruch der Importe auf ein 19-Monatstief von 16,39 Mio. Tonnen im Oktober hat sich somit erwartungsgemäß als temporär erwiesen. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Öleinfuhren Chinas auf 218,45 Mio. Tonnen. Sie liegen damit 20% höher als im Vorjahr. Bei den Ölprodukten verzeichnete China im November die höchsten Netto-Importe seit 16 Monaten. Aufgrund der aktuellen Knappheit an Diesel sehen sich Raffinerien dazu veranlasst, weniger Treibstoff zu exportieren und mehr zu importieren. China bleibt damit die wichtigste Triebfeder der weltweiten Ölnachfrage. Dies dürften auch die aktualisierten Prognosen von IEA und OPEC bestätigen, welche heute im Laufe des Tages veröffentlicht werden.
Edelmetalle
Der Goldpreis notiert weitgehend unverändert knapp unter der Marke von 1.400 USD je Feinunze und damit rund 40 USD von seinem zu Wochenbeginn verzeichneten Rekordhoch entfernt. Die Herabstufung des Kreditratings von Irland gestern durch die Ratingagentur Fitch war von den Marktteilnehmern weitgehend erwartet worden, so dass sich die Auswirkungen auf den Goldpreis in Grenzen hielten. Dieser dürfte auf dem aktuellen Niveau gut unterstützt sein, solange die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern weiter schwelt und Gold als "sicheren Hafen" nach wie vor attraktiv erscheinen lässt.
In Vietnam hat die zweitgrößte staatliche Bank eine Initiative gestartet, im Land eine nationale Goldbörse zu etablieren. Diese soll durch die vietnamesische Zentralbank beaufsichtigt werden und würde den Goldhandel deutlich vereinfachen. Die Goldnachfrage in Vietnam ist in der letzten Zeit insbesondere aufgrund der heimischen Währungsabwertung und hohen Inflation stark gestiegen. Pro Kopf konsumiert Vietnam mehr Gold als Indien, dem absolut betrachtet größten Goldkonsumenten. Ein solcher Schritt würde die globale Goldnachfrage weiter anheizen und dürfte zu steigenden Goldpreisen führen.
Industriemetalle
Gemäß Angaben der chinesischen Zollbehörde hat China im November 351,6 Tsd. Tonnen Kupfer importiert. Dies entspricht gegenüber dem Vormonat einem Anstieg von rund 29%. Auch im Vorjahresvergleich fielen die Kupfereinfuhren deutlich höher aus. Der Einbruch der Importe im Oktober hat sich damit nur als temporär erwiesen. China dürfte aufgrund der umfangreichen Investitionen in die Infrastruktur auch weiterhin hohe Mengen Kupfer importieren und so die Preise stützen. Die Einfuhren von Aluminium sind im November den zweiten Monat in Folge auf 76,3 Tsd. Tonnen gestiegen, was im Zusammenhang mit den Energiesparmaßnahmen stehen dürfte. Offensichtlich wird das geringere lokale Angebot derzeit durch höhere Importe ausgeglichen. Sie liegen jedoch noch immer 37% unter dem Vorjahresniveau. China ist bei Aluminium weitgehend Selbstversorger.
Gemäß Angaben des Verbandes der Chinesischen Eisen- und Stahlindustrie (CISA) lag die Stahlproduktion in China im November mit 40,38 Mio. Tonnen marginal unter dem Niveau des Vormonats. Für Dezember erwartet CISA aufgrund der andauernden Energiesparmaßnahmen keine deutliche Ausweitung der Produktion. Darüber hinaus verschärft die chinesische Regierung ihre Bemühungen, ineffiziente und veraltete Produktionsanlagen stillzulegen, um so die hohen Überkapazitäten abzubauen. Dabei droht sie Stahlherstellern mit empfindlichen Strafen, sollten diese nicht die Anweisungen befolgen. Die Stahlpreise sollten dadurch tendenziell unterstützt werden.
Agrarrohstoffe
Heute veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium die aktuellen Angebots- und Nachfrageschätzungen für Getreide, Ölsaaten und Baumwolle. Aufgrund der hohen Nachfrage und der witterungsbedingten Ernteausfälle dürfte es zu erneuten Abwärtsrevisionen der Lagerbestände kommen. Dies dürfte insbesondere den Preisen für Mais und Baumwolle Auftrieb geben, wo sich die Vorräte bereits auf niedrigen Niveaus befinden.
China hat im November 5,48 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert und damit 47% mehr als im Vormonat. Höher lag das Einfuhrvolumen nur noch im Juni dieses Jahres mit 6,2 Mio. Tonnen. Seit Jahresbeginn belaufen sich die chinesischen Sojabohnenimporte auf 49,37 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um mehr als 30% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für Dezember geht das chinesische Handelsministerium von einem nochmaligen Anstieg auf 5,8 Mio. Tonnen aus. Die robuste Sojabohnennachfrage aus China dürfte das US-Landwirtschaftsministerium zu einer erneuten Abwärtsrevision der Schätzung für die US-Lagerbestände veranlassen. Bislang rechnet das USDA mit einem Lagerbestand von 185 Mio. Scheffel zum Ende des laufenden Erntejahres. Verglichen mit der ersten Schätzung im Frühjahr haben sich die Vorräte des weltgrößten Sojabohnenexporteurs somit in etwa halbiert.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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