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Chinesische Daten sorgen für Optimismus

13.12.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen bei 88 USD je Barrel. Starke Konjunkturdaten aus China sorgen für neuen Optimismus unter den Marktteilnehmern und damit für steigende Preise. Die Finanzanleger haben bereits zum Preisanstieg auf ein 26-Monatshoch von 91 USD je Barrel Anfang vergangener Woche maßgeblich beigetragen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 7. Dezember bereits um knapp 40 Tsd. auf einen Rekordwert von 191.171 Kontrakte.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage nach oben revidiert und erwartet einen Anstieg um 1,3 Mio. Barrel pro Tag im kommenden Jahr. Für das Jahr 2010 rechnet die IEA mit einem Zuwachs um 2,5 Mio. Barrel pro Tag. Vorsichtiger ist die OPEC, die für 2010 und 2011 lediglich Anstiege um 1,5 bzw. 1,2 Mio. Barrel pro Tag erwartet. Für die OPEC ist der Preisanstieg offensichtlich in erster Linie finanzmarktgetrieben und nicht auf eine Einengung der Fundamentaldaten zurückzuführen.

Somit erklärt sich auch die Entscheidung der OPEC vom Wochenende, die Förderquoten trotz des Preisanstiegs auf 90 USD erneut unverändert zu belassen. Saudi-Arabien hält zwar weiter an der bevorzugten Preisspanne von 70-80 USD je Barrel fest. Die nächste Sitzung wurde aber erst für den 2. Juni nächsten Jahres anberaumt. Viel Zeit also für die Finanzmärkte, die Entschlossenheit Saudi-Arabiens zu testen, eine weitere Abweichung des Preises von diesem Korridor zu verhindern. Nachdem die OPEC-Sitzung aus dem Weg ist, dürfte der Preis kurzfristig weiter steigen. Einziges Risiko bleibt eine mögliche Zinserhöhung in China, welche nach dem deutlichen Anstieg der chinesischen Inflationsrate am Wochenende noch wahrscheinlicher geworden ist.

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Edelmetalle

Während Silber und Palladium weiter die Edelmetalle der Stunde bleiben und zum Wochenauftakt deutlich zulegen können, zeigt sich Gold nach wie vor relativ verhalten. Bislang ist es dem Goldpreis nicht wieder gelungen, die psychologisch wichtige Marke von 1.400 USD je Feinunze zurückzuerobern. Dabei gibt es vielfältige Gründe, wie z.B. die Uneinigkeit der Euro-Länder über die Einführung sog. Euro-Bonds, die dies aufgrund der damit verbundenen Unsicherheit rechtfertigen würde. Unterstützt wird der Goldpreis weiter von der spekulativen Seite.

In der Woche zum 7. Dezember haben die spekulativen Finanzinvestoren ihre Netto-Long-Positionen die dritte Woche in Folge auf 179,8 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Im Falle von Silber kam es hingegen zu einem leichten Abbau der Netto-Long-Positionen. Dies hatte jedoch aufgrund der starken ETF-Zuflüsse kaum Auswirkungen auf den Silberpreis, der weiter in der Nähe der 30 USD-Marke handelt.

Zum ersten Mal seit Anfang Oktober wurden bei Platin die Netto-Long-Positionen wieder deutlicher auf nunmehr 23,4 Tsd. Kontrakte ausgebaut. Hinzu kommen größere Zuflüsse in Platin-ETFs. Die Bestände in den von Bloomberg erfassten Platin-ETFs sind am Freitag um 6,6 Tsd. auf 1,16 Mio. Unzen gestiegen. Platin besitzt insbesondere gegenüber Palladium, aber auch gegenüber Gold Aufholpotenzial.


Industriemetalle
Kupfer erreicht bei knapp 9.150 USD je Tonne ein neues Rekordhoch. Unterstützt werden die Preise von guten Konjunkturdaten aus China (z.B. Industrieproduktion, Investitionen in Sachanlagen), wo es trotz einer gestiegenen Inflationsrate nicht wie befürchtet zu einer Zinserhöhung gekommen ist. Dies spiegelt sich auch in festen asiatischen Aktienmärkten wider, was den höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer ausdrückt. Die spekulativen Finanzanleger haben bei Kupfer in der Woche zum 7. Dezember ihre Netto-Long-Positionen bereits die zweite Woche in Folge deutlich ausgeweitet. Mit 32,7 Tsd. Kontrakten liegen sie nur noch knapp unter dem Anfang November verzeichneten Allzeithoch. Die hohen Metallpreise bieten gleichzeitig Anreize, möglichst viel zu produzieren um möglichst stark an den Preisen zu partizipieren, was sich in der chinesischen Produktionsstatistik für November niederschlägt.

Gemäß Angaben des Nationalen Statistikbüros ist die Kupferproduktion im Reich der Mitte im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr um 4,5% auf ein neues Rekordhoch von 443 Tsd. Tonnen gestiegen. Auch bei Blei wurde mit 448 Tsd. Tonnen ein monatliches Produktionshoch erreicht. Dies stellt einen Risikofaktor für die weitere Preisentwicklung dar. Zudem könnte die zu hohe Inflationsrate dazu führen, dass die chinesische Regierung weitere konjunkturdämpfende Maßnahmen implementiert. Bereits am Freitag wurde zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit der Mindestreservesatz für Banken angehoben.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium hat die Märkte am Freitag mit einer Anhebung der geschätzten weltweiten Lagerbestände bei Weizen um 5 Mio. Tonnen zum Ende des Jahres 2010/11 überrascht. Wir erachten diese Einschätzungen angesichts der robusten Exportnachfrage und der Ernteprobleme in wichtigen Exportländern als zu optimistisch. Dies wird am Beispiel Australien deutlich, wo die Ernte vom USDA mit 25,5 Mio. Tonnen zwar um 1,5 Mio. Tonnen höher angesetzt, dafür aber auf die in den letzten Wochen im Markt bereits heftig diskutierten Qualitätseinbußen durch die ungünstige Witterung hingewiesen wurde. Die spekulativen Netto-Long-Positionen erreichten in der Woche zum 7. Dezember mit gut 15 Tsd. Kontrakten den höchsten Wert seit Anfang Oktober.

Brasilien konnte sich mit seiner seit Jahren erhobenen Forderung durchsetzen, landeseigenen Kaffee zur Lieferung gegen den C-Kontrakt an der ICE zuzulassen. Ab 2013 können brasilianische Arabica-Bohnen – allerdings mit einem deutlich höheren Abschlag als zur Lieferung zugelassene Bohnen anderer Herkunft – gegen den Kontrakt geliefert werden. Besonders kolumbianische Interessenvertreter hatten sich gegen diese Entscheidung gewehrt, da sie befürchten, dass sich die Lagerbestände der Börse in ihrer Qualitätszusammensetzung erheblich verschlechtern und zu Unsicherheiten in der Preisfindung führen könnten.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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