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Kupfer eilt von Rekord zu Rekord

14.12.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis ist gestern daran gescheitert, die Marke von 90 USD je Barrel zu überwinden und handelt am Morgen unterhalb von 89 USD. Der Umstand, dass China am vergangenen Wochenende die Zinsen nicht erhöht hat, gibt den Preisen nach wie vor Unterstützung. Die auf ein 28-Monatshoch gestiegene Inflationsrate lässt den chinesischen Offiziellen allerdings wenig Spielraum, so dass eine Zinserhöhung nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Dies dürfte das Anstiegspotenzial für die Ölpreise begrenzen.

Wie stark der Ölpreis an China hängt, zeigt die implizite Ölnachfrage Chinas, d.h. die Summe aus Rohölverarbeitung und Nettoimporten von Ölprodukten. Diese ist nach Berechnungen von Reuters im November auf einen Rekordwert von 9,3 Mio. Barrel pro Tag gestiegen und lag damit 13,7% höher als im Vorjahr. Die Raffinerien verarbeiteten ein Rekordvolumen von 8,92 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Die Dieselproduktion wurde um 4,2% gegenüber dem Vormonat ausgeweitet. Dennoch könnte China aufgrund der derzeitigen Dieselknappheit im November erstmals seit mehr als zwei Jahren auf Dieselimporte angewiesen sein. Vorläufigen Daten zufolge stiegen die Netto-Importe von Ölprodukten im November auf den höchsten Stand seit 16 Monaten. Dieser Umschwung dürfte den Dieselpreisen kurzfristig ebenso Unterstützung geben wie der höhere Heizbedarf aufgrund des kalten Wetters in Europa und Nordamerika.


Edelmetalle

Der Goldpreis überwindet heute Morgen zum ersten Mal seit einer Woche wieder die Marke von 1.400 USD je Feinunze. Unterstützt wird dieser Anstieg durch einen schwächeren US-Dollar sowie leichten ETF-Zuflüssen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs haben gestern ihre Bestände um 96 Tsd. auf 67,4 Mio. Unzen erhöht. Der Fokus der Marktteilnehmer dürfte sich auf die heutige Fed-Sitzung richten. Nachdem der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke Anfang des Monats eine weitere Aufstockung des QE-Programms über die bisher angekündigten 600 Mrd. USD hinaus nicht ausgeschlossen hatte, sind jüngst Spekulationen aufgekommen, dass die Fed schon heute Abend eine Ausweitung verkünden könnte. Ein solcher Schritt, den wir jedoch als unwahrscheinlich erachten, würde den US-Dollar belasten, was sich wiederum positiv auf den Goldpreis auswirken dürfte.

Platin und Palladium profitieren von den jüngsten Zahlen zum chinesischen Automarkt. In China wurden demnach im November deutlich mehr Fahrzeuge hergestellt und verkauft als noch ein Jahr zuvor. Die Fahrzeugverkäufe stiegen im Jahresvergleich um 27% auf 1,7 Mio. Einheiten. Kumuliert wurden damit in diesem Jahr bislang 16,4 Mio. Fahrzeuge verkauft. Der Verband der chinesischen Fahrzeughersteller rechnet für das Gesamtjahr mit einer Verkaufszahl von 18 Mio. Einheiten. Dadurch wird auch die Nachfrage nach Autokatalysatoren hoch bleiben, die die Preise für Platin und Palladium stützen sollte. Platin kommt in Diesel-Katalysatoren zum Einsatz, Palladium wird in Benzinern verwendet. Zudem kam es gestern erneut zu kräftigen Zuflüssen in die Platin- und Palladium-ETFs.


Industriemetalle

Die allgemein positive Stimmung an den Märkten hält an. Die höhere Risikobereitschaft der Marktteilnehmer, die sich auch in steigenden Aktienkursen widerspiegelt, treibt die Metallpreise weiter in die Höhe. Hinzu kommt der erneut schwache US-Dollar, der die Preise unterstützt. Kupfer erreicht bei über 9.250 USD je Tonne ein neues Allzeithoch. Die anderen Metallpreise können ebenfalls zulegen, was am Index der Londoner Metallbörse, LMEX, abzulesen ist. Dieser hat wieder die Marke von 4.000 Punkten durchbrochen und ist auf ein 5-Wochenhoch gestiegen.

Die hohe Inflationsrate in China und die damit einhergehende Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft werden derzeit nahezu vollständig ignoriert. Auch der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst und oftmals als Indikator für die globale Wirtschaftsaktivität herangezogen wird, findet aktuell keine Beachtung. Der Index ist gestern auf ein 4-Monatstief gefallen. Derzeit überwiegen jedoch die positiven Faktoren sowie die äußerst optimistische Stimmung der Marktteilnehmer, so dass sich der Preisanstieg der Metalle zunächst fortsetzen dürfte.

Wie erwartet erhöht China abermals die Exportzölle für ausgewählte Seltene Erden. Die Anhebung tritt laut Angaben des chinesischen Finanzministeriums zum 1. Januar in Kraft. China steht für 97% der weltweiten Produktion und hat damit ein Quasi-Monopol. Die Preise für Seltene Erden dürften weiter steigen.

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Agrarrohstoffe

Wie vielfach in den letzten Wochen hat der Baumwollpreis auch zuletzt seine maximal mögliche Tagesveränderung ausgenutzt. Einmal mehr war die Bewegung nach oben gerichtet, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium USDA am Freitag die geschätzten Jahresendbestände an Baumwolle in den USA nach unten korrigiert hatte. Mit einem Schnitt um 300 Tsd. Ballen auf 1,9 Mio. Ballen könnten die Bestände auf ein 14-Jahrestief sinken. Aufgrund des Hagelsturms in Texas im Oktober wurde die US-Ernte wie bereits im Vormonat nochmals leicht niedriger angesetzt, die geschätzten Ausfuhren des weltgrößten Exportlandes aber bei 15,75 Mio. Ballen unverändert gelassen. Robuste Zahlen für den US-Export an Baumwolle in den letzten Wochen unterstützen die Preise ebenfalls.

Die angespanntere Versorgungslage spiegelt sich auch in den Lagerbeständen an der Börse ICE wider, die in diesem Jahr bereits um 72% gesunken sind. Da kann es die Märkte derzeit auch nicht beruhigen, dass sich nach Einschätzung des USDA die Aussichten für die Ernten und die Lagerbestände in Ländern der südlichen Hemisphäre, wie Australien und Brasilien, verbessert haben. Weltweit sieht das USDA in diesem Monat eine leicht verbesserte Lager-Verbrauchs-Relation. Die Daten der US-Terminmarktaufsicht CFTC zeigen, dass die spekulativen Finanzanleger zwar mehrheitlich weitere Preissteigerungen erwarten, ein immer größerer Teil allerdings skeptischer wird. Wir gehen davon aus, dass sich die Volatilität im Baumwollmarkt noch einige Zeit halten wird.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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