Hohe Konzentration bei den LME-Lagerbeständen
15.12.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis gibt am Morgen auf 87,5 USD je Barrel nach. Der verhaltene Konjunkturausblick der Fed und der festere US-Dollar sorgen für Abgabedruck. Zudem belastet der gestern nach Handelsschluss veröffentlichte Lagerbericht des American Petroleum Institute. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche zwar 1,4 Mio. Barrel zurückgegangen. Der deutliche Rückgang der Importe hätte aber für einen weitaus stärkeren Lagerabbau gesprochen.
Die Benzinlagerbestände stiegen trotz unveränderter Raffinerieauslastung um 2,4 Mio. Barrel und die Destillatebestände legten um 2,0 Mio. Barrel zu. Dies deutet auf eine schwächere Nachfrage nach Ölprodukten hin. Bestätigt wird dies durch aktuelle Zahlen von Mastercard, wonach die Benzinnachfrage in der vergangenen Woche um 2,7% niedriger lag als in der Vorwoche und um 1,3% niedriger als im Vorjahr. Das US-Energieministerium veröffentlicht seinen Bericht am Nachmittag. Erwartet wird ein Rückgang der Rohölvorräte um 2,5 Mio. Barrel und ein Anstieg der Benzinlagerbestände um 2,0 Mio. Barrel. Die Destillatevorräte sollen unverändert geblieben sein.
Angesichts der kräftigen Ausweitung der Raffinerieauslastung um knapp fünf Prozentpunkte in der Vorwoche kann eine Gegenbewegung nicht ausgeschlossen werden, was zu einem deutlicheren Anstieg der Produktvorräte beitragen würde. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der sich seit Wochen abschwächenden Nachfrage nach Destillaten. Betrug der Nachfrageanstieg Anfang November noch 16% gegenüberdem Vorjahr, so lag dieser zuletzt nur noch bei gut 5%.
Edelmetalle
Gold ist es abermals nicht gelungen, die psychologisch wichtige Marke von 1.400 USD je Feinunze nachhaltig zu überwinden. Der Preis notiert heute Morgen mit rund 1.390 USD leicht unter diesem Niveau. Aber auch in Euro gerechnet handelt Gold bei 1.044 EUR je Feinunze und damit circa 30 EUR unter seinem letzte Woche erzielten Allzeithoch. Mitverantwortlich für den Preisrückgang ist der seit gestern wieder stärkere US-Dollar. Die US-Notenbank Fed hat bei ihrer Sitzung keinerlei Änderungen beschlossen. Die außerordentlich niedrigen Leitzinsen werden für einen ausgedehnten Zeitraum beibehalten.
Das Aufkaufvolumen von Staatsanleihen wurde dagegen nicht weiter aufgestockt. Dies könnte den Goldpreis kurzfristig weiter belasten. Gleichzeitig hat sich die Fed alle Optionen für eine nochmalige Lockerung der Geldpolitik offen gehalten. Die niedrigen Realzinsen sollten die Investmentnachfrage nach Gold weiter unterstützen. Zuletzt kam es allerdings zu einem leichten Abbau der ETF-Goldbestände.
Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern Abflüsse von 3 Tonnen. Silber-, Platin- und Palladium-ETFs hingegen erfreuen sich weiter großer Beliebtheit. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, baute seine Bestände gestern auf ein neues Rekordhoch von 10.964 Tonnen aus. Auch der Fondsanbieter ETF Securities vermeldete für seine Edelmetall-ETFs mit Ausnahme von Gold Rekordbestände.
Industriemetalle
Im Einklang mit den anderen Rohstoffpreisen geben auch die Metalle heute Morgen in der Breite leicht nach. Laut Daten der Londoner Metallbörse LME hält aktuell ein Marktteilnehmer mehr als 90% der gesamten Kupfervorräte. Bei Nickel und Zink ist der Markt derzeit ebenfalls sehr konzentriert. Hier hält ein Marktteilnehmer jeweils 50-79% der Lagerbestände. Aussagen des stellvertretenden Chefs der LME zufolge sind solche Positionen jedoch nichts Ungewöhnliches. Die LME-Richtlinien verpflichten die Besitzer dominanter Positionen dazu, die Metalle zu bestimmten Konditionen an den Markt zu verleihen, so dass ein ordnungsgemäßer Handel stattfinden kann.
China tritt im nächsten Jahr offensichtlich nicht so stark wie befürchtet auf die Wachstumsbremse. Chinesischen Zeitungsberichten zufolge lässt die Regierung 2011 eine Inflationsrate von 4% zu, nachdem sie in diesem Jahr noch 3% angestrebt hatte. Die Kreditvergabe soll 2011 mit 7,5 Bio. Yuan auf dem aktuellen Niveau verharren und somit entgegen vorheriger Erwartungen nicht zurückgeführt werden. Die Dringlichkeit der Implementierung weiterer, verstärkter Maßnahmen zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft wäre somit nicht mehr gegeben. Dies sollte sich positiv auf die Metallnachfrage Chinas auswirken und die Preise stützen.
Agrarrohstoffe
In den letzten Tagen haben die Notierungen für Rohzucker wieder kräftig angezogen. Gegenwärtig liegt der Preis mit 30,8 US-Cents je Pfund fast fünf US-Cent über dem Niveau vor einem Monat. Die Zuckerproduktion in der wichtigsten brasilianischen Anbauregion Center-South hat in der zweiten Novemberhälfte nach Angaben der Zuckervereiniung UNICA enttäuscht und die Gruppe dazu veranlasst, ihre Einschätzung für die Gesamternte nach unten zu korrigieren. Auch im größten Verbraucherland Indien werden regenbedingte Einbußen gegenüber den hohen Erwartungen immer wahrscheinlicher und ein potentieller interner Produktionsüberschuss, über dessen Export dann noch zu entscheiden wäre, somit unwahrscheinlicher. Zudem wird befürchtet, dass die Ernte des drittgrößten Exporteurs Australien bedingt durch die Nässe in Richtung eines 20-Jahrestiefs sinken dürfte.
Das Minus von gut 20% gegenüber dem Vorjahr auf 3,6 Mio. Tonnen, das die australische Forschungseinrichtung ABARES erwartet, setzt sich aus einem geringeren Zuckergehalt sowie Behinderungen bei der Ernte zusammen, die dazu führen könnten, dass ein nicht unerheblicher Teil des Zuckerrohrs auf den Feldern verbleibt. Das USDA hatte sich letzten Monat in seiner halbjährlichen Einschätzung zum Zuckermarkt mit 4,8 Mio. Tonnen noch sehr viel zuversichtlicher gezeigt. Insgesamt wird es immer unwahrscheinlicher, dass es tatsächlich zu dem bisher von der Internationalen Zuckerorganisation und auch dem USDA prognostizierten leichten Marktüberschuss in 2010/11 kommt. Dies hält die Preise auf hohem Niveau.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis gibt am Morgen auf 87,5 USD je Barrel nach. Der verhaltene Konjunkturausblick der Fed und der festere US-Dollar sorgen für Abgabedruck. Zudem belastet der gestern nach Handelsschluss veröffentlichte Lagerbericht des American Petroleum Institute. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche zwar 1,4 Mio. Barrel zurückgegangen. Der deutliche Rückgang der Importe hätte aber für einen weitaus stärkeren Lagerabbau gesprochen.
Die Benzinlagerbestände stiegen trotz unveränderter Raffinerieauslastung um 2,4 Mio. Barrel und die Destillatebestände legten um 2,0 Mio. Barrel zu. Dies deutet auf eine schwächere Nachfrage nach Ölprodukten hin. Bestätigt wird dies durch aktuelle Zahlen von Mastercard, wonach die Benzinnachfrage in der vergangenen Woche um 2,7% niedriger lag als in der Vorwoche und um 1,3% niedriger als im Vorjahr. Das US-Energieministerium veröffentlicht seinen Bericht am Nachmittag. Erwartet wird ein Rückgang der Rohölvorräte um 2,5 Mio. Barrel und ein Anstieg der Benzinlagerbestände um 2,0 Mio. Barrel. Die Destillatevorräte sollen unverändert geblieben sein.
Angesichts der kräftigen Ausweitung der Raffinerieauslastung um knapp fünf Prozentpunkte in der Vorwoche kann eine Gegenbewegung nicht ausgeschlossen werden, was zu einem deutlicheren Anstieg der Produktvorräte beitragen würde. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der sich seit Wochen abschwächenden Nachfrage nach Destillaten. Betrug der Nachfrageanstieg Anfang November noch 16% gegenüberdem Vorjahr, so lag dieser zuletzt nur noch bei gut 5%.
Edelmetalle
Gold ist es abermals nicht gelungen, die psychologisch wichtige Marke von 1.400 USD je Feinunze nachhaltig zu überwinden. Der Preis notiert heute Morgen mit rund 1.390 USD leicht unter diesem Niveau. Aber auch in Euro gerechnet handelt Gold bei 1.044 EUR je Feinunze und damit circa 30 EUR unter seinem letzte Woche erzielten Allzeithoch. Mitverantwortlich für den Preisrückgang ist der seit gestern wieder stärkere US-Dollar. Die US-Notenbank Fed hat bei ihrer Sitzung keinerlei Änderungen beschlossen. Die außerordentlich niedrigen Leitzinsen werden für einen ausgedehnten Zeitraum beibehalten.
Das Aufkaufvolumen von Staatsanleihen wurde dagegen nicht weiter aufgestockt. Dies könnte den Goldpreis kurzfristig weiter belasten. Gleichzeitig hat sich die Fed alle Optionen für eine nochmalige Lockerung der Geldpolitik offen gehalten. Die niedrigen Realzinsen sollten die Investmentnachfrage nach Gold weiter unterstützen. Zuletzt kam es allerdings zu einem leichten Abbau der ETF-Goldbestände.
Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern Abflüsse von 3 Tonnen. Silber-, Platin- und Palladium-ETFs hingegen erfreuen sich weiter großer Beliebtheit. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, baute seine Bestände gestern auf ein neues Rekordhoch von 10.964 Tonnen aus. Auch der Fondsanbieter ETF Securities vermeldete für seine Edelmetall-ETFs mit Ausnahme von Gold Rekordbestände.
Industriemetalle
Im Einklang mit den anderen Rohstoffpreisen geben auch die Metalle heute Morgen in der Breite leicht nach. Laut Daten der Londoner Metallbörse LME hält aktuell ein Marktteilnehmer mehr als 90% der gesamten Kupfervorräte. Bei Nickel und Zink ist der Markt derzeit ebenfalls sehr konzentriert. Hier hält ein Marktteilnehmer jeweils 50-79% der Lagerbestände. Aussagen des stellvertretenden Chefs der LME zufolge sind solche Positionen jedoch nichts Ungewöhnliches. Die LME-Richtlinien verpflichten die Besitzer dominanter Positionen dazu, die Metalle zu bestimmten Konditionen an den Markt zu verleihen, so dass ein ordnungsgemäßer Handel stattfinden kann.
China tritt im nächsten Jahr offensichtlich nicht so stark wie befürchtet auf die Wachstumsbremse. Chinesischen Zeitungsberichten zufolge lässt die Regierung 2011 eine Inflationsrate von 4% zu, nachdem sie in diesem Jahr noch 3% angestrebt hatte. Die Kreditvergabe soll 2011 mit 7,5 Bio. Yuan auf dem aktuellen Niveau verharren und somit entgegen vorheriger Erwartungen nicht zurückgeführt werden. Die Dringlichkeit der Implementierung weiterer, verstärkter Maßnahmen zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft wäre somit nicht mehr gegeben. Dies sollte sich positiv auf die Metallnachfrage Chinas auswirken und die Preise stützen.
Agrarrohstoffe
In den letzten Tagen haben die Notierungen für Rohzucker wieder kräftig angezogen. Gegenwärtig liegt der Preis mit 30,8 US-Cents je Pfund fast fünf US-Cent über dem Niveau vor einem Monat. Die Zuckerproduktion in der wichtigsten brasilianischen Anbauregion Center-South hat in der zweiten Novemberhälfte nach Angaben der Zuckervereiniung UNICA enttäuscht und die Gruppe dazu veranlasst, ihre Einschätzung für die Gesamternte nach unten zu korrigieren. Auch im größten Verbraucherland Indien werden regenbedingte Einbußen gegenüber den hohen Erwartungen immer wahrscheinlicher und ein potentieller interner Produktionsüberschuss, über dessen Export dann noch zu entscheiden wäre, somit unwahrscheinlicher. Zudem wird befürchtet, dass die Ernte des drittgrößten Exporteurs Australien bedingt durch die Nässe in Richtung eines 20-Jahrestiefs sinken dürfte.
Das Minus von gut 20% gegenüber dem Vorjahr auf 3,6 Mio. Tonnen, das die australische Forschungseinrichtung ABARES erwartet, setzt sich aus einem geringeren Zuckergehalt sowie Behinderungen bei der Ernte zusammen, die dazu führen könnten, dass ein nicht unerheblicher Teil des Zuckerrohrs auf den Feldern verbleibt. Das USDA hatte sich letzten Monat in seiner halbjährlichen Einschätzung zum Zuckermarkt mit 4,8 Mio. Tonnen noch sehr viel zuversichtlicher gezeigt. Insgesamt wird es immer unwahrscheinlicher, dass es tatsächlich zu dem bisher von der Internationalen Zuckerorganisation und auch dem USDA prognostizierten leichten Marktüberschuss in 2010/11 kommt. Dies hält die Preise auf hohem Niveau.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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