CFTC schlägt neue Regeln im Rohstoffhandel vor
17.12.2010 | Eugen Weinberg
Die US-Aufsichtsbehörde für die Warenterminmärkte (CFTC) hat gestern Grundregeln für die künftige Regulierung des Börsenhandels für die 28 wichtigsten börsennotierten Rohstoffe in den USA bekannt gegeben. Die Formeln für die Positionslimits sind von den Vorschlägen in diesem Januar nahezu unverändert geblieben. So werden in der Übergangsphase lediglich Positionslimits für die nächstfälligen Kontrakte eingeführt, wobei kein Teilnehmer mehr als 25% der "lieferbaren Bestände" (deliverable supply) halten darf.
In der zweiten Phase werden zusätzlich Limits für längerlaufende Kontrakte eingeführt. Auch will man nicht nur die Terminmärkte, sondern auch die außerbörslichen "betriebswirtschaftlich äquivalenten" (economically equivalent) Kontrakte, in erster Linie Swaps, regulieren. Zwar bedürfen die Formulierungen und die Definitionen noch weiterer Erklärung und besserer Daten zu Swap-Transaktionen. Jedoch dürte die kommende Reform den Markt aufmischen. Die CFTC gibt an, dass die Limits 80 Teilnehmer am Agrarmarkt, 25 bei Basismetallen, 20 bei Edelmetallen und 10 Energiehändler treffen könnten. Wie allerdings bereits im vorhinein bekannt wurde, wird die Abstimmung über die Einführung der Positionslimits noch einmal verschoben.
Energie
Der WTI-Ölpreis trat gestern in Ermangelung richtungsgebender Impulse bei gut 88 USD je Barrel auf der Stelle. Auch die Vorabveröffentlichung des langfristigen Energieausblicks der amerikanischen Energiebehörde hatte für den Ölmarkt kaum Neuigkeitswert: Mit Blick auf das Jahr 2025 wurde die Ölproduktion in den USA leicht aufwärts revidiert, während die Prognosen für den Verbrauch geringfügig nach unten genommen wurden. Dagegen wurden die Perspektiven für die US-Gasproduktion signifikant angehoben. Bedingt durch eine deutlich stärker steigende Produktion von Schiefergas dürfte die Gasproduktion im Jahr 2025 10% höher ausfallen als noch vor einem Jahr geschätzt. Entsprechend schrumpft der Importbedarf in den USA von aktuell 11% des Verbrauchs auf 5%.
Der Gaspreis reagierte entsprechend und gab trotz eines Lagerabbaus, der mit 164 Mrd. Kubikfuß im Rahmen der Erwartungen lag, um weitere 20 US cents auf 4 USD je mmBtu nach.
Edelmetalle
Der Goldpreis zeigt sich zum Wochenausklang wieder etwas fester und notiert heute Morgen bei knapp 1.380 USD je Feinunze. Der gestrige Preisrückgang auf den niedrigsten Stand seit Ende November wurde offensichtlich zu physischen Goldkäufen genutzt. Ein schwächerer US-Dollar gibt zusätzliche Unterstützung. Gold dürfte auch weiter nachgefragt bleiben, wie die aktuelle Nachrichtenlage zeigt: Die Ratingagentur Moody’s hat das Kreditrating von Irland überraschend deutlich um 5 Schritte auf Baa1 gesenkt. Und beim EU-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs gab es ebenfalls keine Überraschungen. Es wurden lediglich die Eckpunkte des permanenten Krisenmechanismus, die die Finanzminister im Vorfeld des Treffens entworfen hatten, bestätigt. Die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern dürfte anhalten.
Industriemetalle
Gemäß Einschätzungen des weltweit größten Aluminiumproduzenten, Rusal, dürfte die globale Aluminiumnachfrage im nächsten Jahr um 8% auf 43,8 Mio. Tonnen steigen. Treiber dieser Entwicklung ist abermals China, wo die Nachfrage 2011 überdurchschnittlich um 12% wachsen soll. Rusal erwartet ferner, dass China ab 2015 jährlich 3-4 Mio. Tonnen Aluminium importieren muss. Gründe hierfür sind höhere Strom-, Arbeits- und Materialkosten, welche die lokale Produktion unrentabler machen, sowie Stilllegungen veralteter Produktionsanlagen.
Aufgrund der Inbetriebnahme umfangreicher neuer Kapazitäten vor allem im Mittleren Osten wird das Angebot unserer Meinung nach die Mehrnachfrage im nächsten Jahr problemlos befriedigen können. Rusal geht außerdem davon aus, dass die geplanten ETPs 2-3 Mio. Tonnen Aluminium absorbieren und somit zu höheren Preisen im nächsten Jahr beitragen werden. Die vor einer Woche aufgelegten ETPs auf Kupfer, Nickel und Zinn haben laut Angaben des Fondsanbieters ETF Securities bisher einen Bestand von 595 Tonnen Kupfer, 66 Tonnen Nickel und 80 Tonnen Zinn aufgebaut.
Die ohnehin schon angespannte Angebotslage am Markt für Seltene Erden könnte sich künftig weiter verschärfen. Wie das chinesische Finanzministerium mitteilte, werden die Exportsteuern für manche dieser Rohstoffe auf 25% erhöht. Über die nächstjährigen Exportquoten werde noch beraten. Wir halten eine neuerliche Reduzierung für wahrscheinlich. China stellt aktuell 97% der weltweiten Produktion an Seltenen Erden und hat damit ein Quasi-Monopol.
Agrarrohstoffe
Das Nationale Chinesische Getreide- und Ölinformationszentrum (CNGOIC) hat seine diesjährige Produktionsprognose für Mais gegenüber der vorherigen Schätzung um 3,5 Mio. auf 172,5 Mio. Tonnen angehoben. Dies reicht jedoch nicht aus, um den steigenden heimischen Bedarf zu decken. Im Gegenteil: Der US Getreiderat (USGC) erwartet für das Kalenderjahr 2011 eine Verfünffachung der chinesischen Maisimporte auf ein Rekordhoch von mehr als 7,4 Mio. Tonnen bzw. 350 Mio. Scheffel. Im Juli ging der Industrieverband noch von einem Importbedarf Chinas von 5,8 Mio. Tonnen aus. Damit würde das Reich der Mitte endgültig den Wechsel zu einem der weltweit größten Importländer bei Mais vollziehen.
Bis einschließlich letztes Jahr war China laut Angaben des USDA noch Netto-Exporteur. Der Maispreis dürfte daher seinen Höhenflug fortsetzen. Würde China die benötigten Mengen ausschließlich aus den USA, dem größten Exporteur, beziehen, entspräche dies einem Nachfrageanstieg für US-Maisexporte von 15%. Dies ist aber kaum zu bewerkstelligen, weil in den USA immer mehr Mais selbst zur Ethanolherstellung verwendet wird. Mittlerweile werden 37% der Maisernte in den USA zu Ethanol verarbeitet, künftig könnte dieser Anteil auf über 50% steigen. China versucht deswegen, seine Versorgungsbasis zu verbreitern und zukünftig mehr Mais beispielweise aus Argentinien zu importieren. Argentinien ist der weltweit zweitgrößte Maisexporteur.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
In der zweiten Phase werden zusätzlich Limits für längerlaufende Kontrakte eingeführt. Auch will man nicht nur die Terminmärkte, sondern auch die außerbörslichen "betriebswirtschaftlich äquivalenten" (economically equivalent) Kontrakte, in erster Linie Swaps, regulieren. Zwar bedürfen die Formulierungen und die Definitionen noch weiterer Erklärung und besserer Daten zu Swap-Transaktionen. Jedoch dürte die kommende Reform den Markt aufmischen. Die CFTC gibt an, dass die Limits 80 Teilnehmer am Agrarmarkt, 25 bei Basismetallen, 20 bei Edelmetallen und 10 Energiehändler treffen könnten. Wie allerdings bereits im vorhinein bekannt wurde, wird die Abstimmung über die Einführung der Positionslimits noch einmal verschoben.
Energie
Der WTI-Ölpreis trat gestern in Ermangelung richtungsgebender Impulse bei gut 88 USD je Barrel auf der Stelle. Auch die Vorabveröffentlichung des langfristigen Energieausblicks der amerikanischen Energiebehörde hatte für den Ölmarkt kaum Neuigkeitswert: Mit Blick auf das Jahr 2025 wurde die Ölproduktion in den USA leicht aufwärts revidiert, während die Prognosen für den Verbrauch geringfügig nach unten genommen wurden. Dagegen wurden die Perspektiven für die US-Gasproduktion signifikant angehoben. Bedingt durch eine deutlich stärker steigende Produktion von Schiefergas dürfte die Gasproduktion im Jahr 2025 10% höher ausfallen als noch vor einem Jahr geschätzt. Entsprechend schrumpft der Importbedarf in den USA von aktuell 11% des Verbrauchs auf 5%.
Der Gaspreis reagierte entsprechend und gab trotz eines Lagerabbaus, der mit 164 Mrd. Kubikfuß im Rahmen der Erwartungen lag, um weitere 20 US cents auf 4 USD je mmBtu nach.
Edelmetalle
Der Goldpreis zeigt sich zum Wochenausklang wieder etwas fester und notiert heute Morgen bei knapp 1.380 USD je Feinunze. Der gestrige Preisrückgang auf den niedrigsten Stand seit Ende November wurde offensichtlich zu physischen Goldkäufen genutzt. Ein schwächerer US-Dollar gibt zusätzliche Unterstützung. Gold dürfte auch weiter nachgefragt bleiben, wie die aktuelle Nachrichtenlage zeigt: Die Ratingagentur Moody’s hat das Kreditrating von Irland überraschend deutlich um 5 Schritte auf Baa1 gesenkt. Und beim EU-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs gab es ebenfalls keine Überraschungen. Es wurden lediglich die Eckpunkte des permanenten Krisenmechanismus, die die Finanzminister im Vorfeld des Treffens entworfen hatten, bestätigt. Die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern dürfte anhalten.
Industriemetalle
Gemäß Einschätzungen des weltweit größten Aluminiumproduzenten, Rusal, dürfte die globale Aluminiumnachfrage im nächsten Jahr um 8% auf 43,8 Mio. Tonnen steigen. Treiber dieser Entwicklung ist abermals China, wo die Nachfrage 2011 überdurchschnittlich um 12% wachsen soll. Rusal erwartet ferner, dass China ab 2015 jährlich 3-4 Mio. Tonnen Aluminium importieren muss. Gründe hierfür sind höhere Strom-, Arbeits- und Materialkosten, welche die lokale Produktion unrentabler machen, sowie Stilllegungen veralteter Produktionsanlagen.
Aufgrund der Inbetriebnahme umfangreicher neuer Kapazitäten vor allem im Mittleren Osten wird das Angebot unserer Meinung nach die Mehrnachfrage im nächsten Jahr problemlos befriedigen können. Rusal geht außerdem davon aus, dass die geplanten ETPs 2-3 Mio. Tonnen Aluminium absorbieren und somit zu höheren Preisen im nächsten Jahr beitragen werden. Die vor einer Woche aufgelegten ETPs auf Kupfer, Nickel und Zinn haben laut Angaben des Fondsanbieters ETF Securities bisher einen Bestand von 595 Tonnen Kupfer, 66 Tonnen Nickel und 80 Tonnen Zinn aufgebaut.
Die ohnehin schon angespannte Angebotslage am Markt für Seltene Erden könnte sich künftig weiter verschärfen. Wie das chinesische Finanzministerium mitteilte, werden die Exportsteuern für manche dieser Rohstoffe auf 25% erhöht. Über die nächstjährigen Exportquoten werde noch beraten. Wir halten eine neuerliche Reduzierung für wahrscheinlich. China stellt aktuell 97% der weltweiten Produktion an Seltenen Erden und hat damit ein Quasi-Monopol.
Agrarrohstoffe
Das Nationale Chinesische Getreide- und Ölinformationszentrum (CNGOIC) hat seine diesjährige Produktionsprognose für Mais gegenüber der vorherigen Schätzung um 3,5 Mio. auf 172,5 Mio. Tonnen angehoben. Dies reicht jedoch nicht aus, um den steigenden heimischen Bedarf zu decken. Im Gegenteil: Der US Getreiderat (USGC) erwartet für das Kalenderjahr 2011 eine Verfünffachung der chinesischen Maisimporte auf ein Rekordhoch von mehr als 7,4 Mio. Tonnen bzw. 350 Mio. Scheffel. Im Juli ging der Industrieverband noch von einem Importbedarf Chinas von 5,8 Mio. Tonnen aus. Damit würde das Reich der Mitte endgültig den Wechsel zu einem der weltweit größten Importländer bei Mais vollziehen.
Bis einschließlich letztes Jahr war China laut Angaben des USDA noch Netto-Exporteur. Der Maispreis dürfte daher seinen Höhenflug fortsetzen. Würde China die benötigten Mengen ausschließlich aus den USA, dem größten Exporteur, beziehen, entspräche dies einem Nachfrageanstieg für US-Maisexporte von 15%. Dies ist aber kaum zu bewerkstelligen, weil in den USA immer mehr Mais selbst zur Ethanolherstellung verwendet wird. Mittlerweile werden 37% der Maisernte in den USA zu Ethanol verarbeitet, künftig könnte dieser Anteil auf über 50% steigen. China versucht deswegen, seine Versorgungsbasis zu verbreitern und zukünftig mehr Mais beispielweise aus Argentinien zu importieren. Argentinien ist der weltweit zweitgrößte Maisexporteur.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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