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Wie vor 100 Jahren?

05.10.2012  |  Robert Rethfeld
"Wie aber, wenn sich die Türkei neu definierte? An einem bestimmten Punkt könnte die Türkei es leid sein, die frustrierende und demütigende Rolle des Bittstellers zu spielen, der um Aufnahme in den Westen bettelt, und sich auf ihre viel eindrucksvollere und herausragende historische Rolle als wichtigster islamischer Gesprächspartner und Antagonist des Westens besinnt. Nachdem sie in Laizismus und Demokratie das Schlechteste und das Beste des Westens kennen gelernt hat, mag die Türkei ebenso qualifiziert sein, den Islam zu führen." Samuel P. Huntington, Kampf der Kulturen, 1996

Der türkische Aktienindex XU100 legte seit dem Jahr 1999 von 2.000 auf 70.000 Punkte zu. Dieser Anstieg wird durch den Wertverlust der türkischen Lira um etwa 50 Prozent nicht wesentlich geschmälert.

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Auch wenn das Bevölkerungswachstum der Türkei an Dynamik verliert: Im Jahr 2040 dürfte die Türkei die 100-Millionen-Einwohner-Grenze erreichen. Seit diesem Jahr hat die Einwohnerzahl der Türkei die Einwohnerzahl Deutschlands hinter sich gelassen (siehe Pfeil folgender Chart).

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Aus diesen beiden Grafiken lässt sich die steigende Bedeutung der Türkei im Weltgefüge ableiten. Mit Nachbarn wie der Europäischen Union im Westen sowie dem Iran, Irak und Syrien im Osten kann es für die Türkei nur darum gehen, die eigene Rolle einer "Mittelmacht" auszubauen. Es erscheint unwahrscheinlich, dass Saudi-Arabien, Indonesien oder Ägypten die Türkei als "die" Führungsnation der islamischen Welt akzeptieren werden.

Während die Europäische Union von inneren Zwistigkeiten geschüttelt wird, hat die Türkei eine eigenständige, selbstbewusste Rolle gefunden. Diese Rolle lässt sich interpretieren - auch überinterpretieren. Die Gefahr einer Eskalation in der Region östlich und südöstlich der Türkei (Stichwörter: Iran, Israel, Syrien) erscheint real. Im Ernstfall würde die Türkei weder amerikanischen, russischen oder chinesischen Interessen erfolgreich Widerstand leisten können.

Geschichtsbücher sind voller Hinweise auf "Zwangsläufigkeiten" im Hinblick auf Faktoren zur Kriegsauslösung. So streben industriell erstarkende Staaten (z.B. Deutschland vor dem ersten Weltkrieg) eine größere Rolle in der Weltpolitik an. Deutschland galt als Nachzügler der industriellen Entwicklung des 19. Jahrhunderts, kam dann aber um so stärker auf. Das Maß aller Dinge war Großbritannien. Anfang des 20. Jahrhunderts war Deutschland im Begriff, das Empire industriell zu übertrumpfen. Die Empfindlichkeiten wachsen in einer solchen Situation.

Häufig sind mehrere Faktoren als Kriegsauslöser verantwortlich. So weiß niemand, wie der Iran reagiert, sollte die eigene Atomanlage in den Monaten nach der US-Präsidentschaftswahl durch Israel zerstört werden. Die Israelis rechnen mit einem regionalen Konflikt und einigen hundert toten Landsleuten. Aber lassen sich Reaktionen auf derartige Attacken tatsächlich berechnen? Wohl kaum.




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