Rekordhoher Optimismus bei Industrierohstoffen
20.12.2010 | Eugen Weinberg
Energie
Der WTI-Ölpreis handelt zum Wochenauftakt wenig verändert bei 88 USD je Barrel. Brent wird mit einem Preisaufschlag von mehr als drei USD gegenüber WTI gehandelt. Ein Teil hiervon ist auf die unterschiedlichen Kontraktfälligkeiten zurückzuführen. Während bei Brent bereits seit einigen Tagen der Februar-Kontrakt als nächstfälliger Terminkontrakt gehandelt wird, erfolgt bei WTI die Kontraktumstellung erst heute nach Handelsschluss. Der Großteil der Preisdifferenz erklärt sich mit dem kalten Winterwetter in weiten Teilen Europas, wodurch die knappere Verfügbarkeit von Brent noch stärker zur Geltung kommt.
Verstärkt wird diese Knappheit durch Meldungen, wonach die Ölproduktion in der Nordsee im Januar auf 1,97 Mio. Barrel pro Tag fallen und damit 5% niedriger liegen soll als Dezember. Im Gegensatz zur US-Ölsorte WTI ist Brentöl eine internationale Ölsorte, die stärker von der Ölnachfrage in den Schwellenländern profitiert. Die Investmentnachfrage dürfte einer Spreadausweitung allerdings entgegenstehen, weil hiervon in erster Linie WTI profitiert. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um weitere 1,9 Tsd. auf 193.048 Kontrakte erhöht, was einem neuen Rekordwert entspricht. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Zuletzt hatte die CFTC die Einführung von Positionsobergrenzen erneut verschoben.
China hat im November 150 Tsd. Tonnen Diesel importiert und damit fast viermal soviel wie im Oktober. Die Exporte fielen auf 240 Tsd. Tonnen. Das ist das niedrigste Niveau seit knapp zwei Jahren. China war damit im vergangenen Monat zwar noch immer Netto-Exporteur. Allerdings hat sich der Exportüberschuss deutlich verringert. Angesichts der derzeitigen Dieselknappheit könnte China im Dezember zum Netto-Importeur werden.
Edelmetalle
Gold kann am Morgen knapp 10 USD zulegen und nähert sich somit wieder der Marke von 1.400 USD je Feinunze. Der Goldpreis in Euro steigt auf 1.050 EUR je Feinunze und befindet sich nur noch 20 EUR vom bisherigen Rekordhoch entfernt. Unterstützt wird der Goldpreis durch eine kräftige ETF-Nachfrage. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, vermeldet am Freitag einen Anstieg seiner Goldbestände um 15,2 Tonnen. Das ist der größte Netto-Zufluss seit Mitte Oktober. Der EU-Gipfel hat nicht zu einer Marktberuhigung geführt. Die zunehmenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel tragen zusätzlich dazu bei, dass der sichere Hafen Gold seitens der Anleger gefragt bleibt.
Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 14. Dezember dagegen erstmals seit vier Wochen ihre Netto-Long-Positionen um 11,1 Tsd. auf 168.625 Kontrakte abgebaut. Damit ist der Long-Überhang auf ein Niveau abgesunken, welches sich in den vergangenen Monaten als tragfähig erwiesen hat, so dass der Gegenwind von dieser Seite nachlassen dürfte. Bei Silber kam es am Freitag hingegen zu Abflüssen aus dem iShares Silver Trust in Höhe von 60,8 Tonnen. Seit drei Wochen halten sich Zu- und Abflüsse des weltgrößten Silber-ETFs in etwa die Waage. Entsprechend konnte der Silberpreis seit Anfang Dezember nicht mehr nennenswert zulegen.
Industriemetalle
An den Metallmärkten herrscht weiterhin eine ausgelassene Stimmung. Dabei stört die Marktteilnehmer nicht einmal die Stärke des US-Dollar, weil man diese hauptsächlich auf die besseren Wirtschaftsdaten dort und Hoffnungen auf eine stärkere Konjunkturerholung zurückführt. Am besten sieht man dies am Beispiel von Kupfer. An diesem Markt sind Anleger (COMEX-Daten) zurzeit so positiv gestimmt wie nie zuvor, wobei sie ihre Netto-Long-Positionen in der Vorwoche um 11% auf mittlerweile 36,2 Tsd. Kontrakte erhöht haben.
Da ein COMEX Kupfer-Kontrakt 25.000 Pfund Kupfer verbrieft, entspricht die Erhöhung allein umgerechnet 40 Tsd. Tonnen Kupfer. Normalerweise ist dies ein Warnzeichen und Vorbote einer kurzfristigen Korrektur nach unten (Grafik des Tages), weil somit kaum Raum für positive Überraschungen bleibt. Jedoch dürften die guten Konjunkturdaten und die anhaltenden Kapitalzuflüsse in die Rohstoffmärkte den Höhenflug von Kupfer vorerst unterstützen. Auch ist das Korrekturpotenzial bei Kupfer wegen des längerfristigen strukturellen Angebotsdefizits relativ begrenzt.
Neben den spekulativen Zuflüssen meldet auch ETFS einen erneuten Anstieg der Bestände für ihren physisch gedeckten Kupfer-ETC, der mitterweile rund 1,5 Tsd. Tonnen „eingesammelt“ hat. Auch bleibt die Konzentration der Lagerscheine an der LME hoch. Bei Kupfer, Nickel und Zink hat jeweils nur ein Teilnehmer 50-79% der LME-Lagerscheine auf sich vereint. Diese Einengung geht oft mit eher steigenden Preisen und einer höheren Volatilität an diesen Märkten einher.
Agrarrohstoffe
Widersprüchliche Meldungen aus Australien beschäftigen die Akteure auf dem Weltweizenmarkt. So besteht die Möglichkeit, dass die nassen Felder abtrocknen könnten, aber gleichzeitig auch die Aussicht auf einen la-niña-bedingt generell überdurchschnittlich nassen Sommer. Dies führte dazu, dass sich die Weizennotierungen in Chicago in den letzten Tagen unter Schwankungen weiter nach oben bewegten. Teurer als mit aktuell 768 US-Cents je Scheffel war Weizen zuletzt während der Preisspitze Anfang August.
Auch die Zuckerproduktion im weltweit drittgrößten Exportland Australien dürfte negativ betroffen sein, während im weltgrößten Produzenten- und Exportland Brasilien die zu hohe Trockenheit einen Schatten auf die nächste Ernte wirft. Zudem beunruhigt die Tatsache, dass für die nächste Ernte mehr als die Hälfte des Zuckerrohrs bereits mindestens im vierten Jahr stehen und damit nur noch recht schwach im Ertrag sein dürfte. Von daher überrascht nicht, dass der Zuckerpreis am Morgen bei 33,5 US-Cents je Pfund ein neues 30-Jahreshoch markiert.
Die Knappheit an Arabica-Bohnen und Anlegerinteresse an Kaffee treiben die Preise weiter nach oben: Mit über 225 US-Cents je Pfund ist wieder ein neues 13-Jahreshoch erreicht worden. Ebenso lässt die enge Versorgungslage bei Baumwolle den Preis wieder um den maximal möglichen Tagesbetrag steigen. Den am Freitag erzielten historisch höchsten Schlusskurs von gut 150 US-Cents je Pfund hat Baumwolle im heutigen Handel bereits hinter sich gelassen.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der WTI-Ölpreis handelt zum Wochenauftakt wenig verändert bei 88 USD je Barrel. Brent wird mit einem Preisaufschlag von mehr als drei USD gegenüber WTI gehandelt. Ein Teil hiervon ist auf die unterschiedlichen Kontraktfälligkeiten zurückzuführen. Während bei Brent bereits seit einigen Tagen der Februar-Kontrakt als nächstfälliger Terminkontrakt gehandelt wird, erfolgt bei WTI die Kontraktumstellung erst heute nach Handelsschluss. Der Großteil der Preisdifferenz erklärt sich mit dem kalten Winterwetter in weiten Teilen Europas, wodurch die knappere Verfügbarkeit von Brent noch stärker zur Geltung kommt.
Verstärkt wird diese Knappheit durch Meldungen, wonach die Ölproduktion in der Nordsee im Januar auf 1,97 Mio. Barrel pro Tag fallen und damit 5% niedriger liegen soll als Dezember. Im Gegensatz zur US-Ölsorte WTI ist Brentöl eine internationale Ölsorte, die stärker von der Ölnachfrage in den Schwellenländern profitiert. Die Investmentnachfrage dürfte einer Spreadausweitung allerdings entgegenstehen, weil hiervon in erster Linie WTI profitiert. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei WTI um weitere 1,9 Tsd. auf 193.048 Kontrakte erhöht, was einem neuen Rekordwert entspricht. Daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Zuletzt hatte die CFTC die Einführung von Positionsobergrenzen erneut verschoben.
China hat im November 150 Tsd. Tonnen Diesel importiert und damit fast viermal soviel wie im Oktober. Die Exporte fielen auf 240 Tsd. Tonnen. Das ist das niedrigste Niveau seit knapp zwei Jahren. China war damit im vergangenen Monat zwar noch immer Netto-Exporteur. Allerdings hat sich der Exportüberschuss deutlich verringert. Angesichts der derzeitigen Dieselknappheit könnte China im Dezember zum Netto-Importeur werden.
Edelmetalle
Gold kann am Morgen knapp 10 USD zulegen und nähert sich somit wieder der Marke von 1.400 USD je Feinunze. Der Goldpreis in Euro steigt auf 1.050 EUR je Feinunze und befindet sich nur noch 20 EUR vom bisherigen Rekordhoch entfernt. Unterstützt wird der Goldpreis durch eine kräftige ETF-Nachfrage. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, vermeldet am Freitag einen Anstieg seiner Goldbestände um 15,2 Tonnen. Das ist der größte Netto-Zufluss seit Mitte Oktober. Der EU-Gipfel hat nicht zu einer Marktberuhigung geführt. Die zunehmenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel tragen zusätzlich dazu bei, dass der sichere Hafen Gold seitens der Anleger gefragt bleibt.
Die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 14. Dezember dagegen erstmals seit vier Wochen ihre Netto-Long-Positionen um 11,1 Tsd. auf 168.625 Kontrakte abgebaut. Damit ist der Long-Überhang auf ein Niveau abgesunken, welches sich in den vergangenen Monaten als tragfähig erwiesen hat, so dass der Gegenwind von dieser Seite nachlassen dürfte. Bei Silber kam es am Freitag hingegen zu Abflüssen aus dem iShares Silver Trust in Höhe von 60,8 Tonnen. Seit drei Wochen halten sich Zu- und Abflüsse des weltgrößten Silber-ETFs in etwa die Waage. Entsprechend konnte der Silberpreis seit Anfang Dezember nicht mehr nennenswert zulegen.
Industriemetalle
An den Metallmärkten herrscht weiterhin eine ausgelassene Stimmung. Dabei stört die Marktteilnehmer nicht einmal die Stärke des US-Dollar, weil man diese hauptsächlich auf die besseren Wirtschaftsdaten dort und Hoffnungen auf eine stärkere Konjunkturerholung zurückführt. Am besten sieht man dies am Beispiel von Kupfer. An diesem Markt sind Anleger (COMEX-Daten) zurzeit so positiv gestimmt wie nie zuvor, wobei sie ihre Netto-Long-Positionen in der Vorwoche um 11% auf mittlerweile 36,2 Tsd. Kontrakte erhöht haben.
Da ein COMEX Kupfer-Kontrakt 25.000 Pfund Kupfer verbrieft, entspricht die Erhöhung allein umgerechnet 40 Tsd. Tonnen Kupfer. Normalerweise ist dies ein Warnzeichen und Vorbote einer kurzfristigen Korrektur nach unten (Grafik des Tages), weil somit kaum Raum für positive Überraschungen bleibt. Jedoch dürften die guten Konjunkturdaten und die anhaltenden Kapitalzuflüsse in die Rohstoffmärkte den Höhenflug von Kupfer vorerst unterstützen. Auch ist das Korrekturpotenzial bei Kupfer wegen des längerfristigen strukturellen Angebotsdefizits relativ begrenzt.
Neben den spekulativen Zuflüssen meldet auch ETFS einen erneuten Anstieg der Bestände für ihren physisch gedeckten Kupfer-ETC, der mitterweile rund 1,5 Tsd. Tonnen „eingesammelt“ hat. Auch bleibt die Konzentration der Lagerscheine an der LME hoch. Bei Kupfer, Nickel und Zink hat jeweils nur ein Teilnehmer 50-79% der LME-Lagerscheine auf sich vereint. Diese Einengung geht oft mit eher steigenden Preisen und einer höheren Volatilität an diesen Märkten einher.
Agrarrohstoffe
Widersprüchliche Meldungen aus Australien beschäftigen die Akteure auf dem Weltweizenmarkt. So besteht die Möglichkeit, dass die nassen Felder abtrocknen könnten, aber gleichzeitig auch die Aussicht auf einen la-niña-bedingt generell überdurchschnittlich nassen Sommer. Dies führte dazu, dass sich die Weizennotierungen in Chicago in den letzten Tagen unter Schwankungen weiter nach oben bewegten. Teurer als mit aktuell 768 US-Cents je Scheffel war Weizen zuletzt während der Preisspitze Anfang August.
Auch die Zuckerproduktion im weltweit drittgrößten Exportland Australien dürfte negativ betroffen sein, während im weltgrößten Produzenten- und Exportland Brasilien die zu hohe Trockenheit einen Schatten auf die nächste Ernte wirft. Zudem beunruhigt die Tatsache, dass für die nächste Ernte mehr als die Hälfte des Zuckerrohrs bereits mindestens im vierten Jahr stehen und damit nur noch recht schwach im Ertrag sein dürfte. Von daher überrascht nicht, dass der Zuckerpreis am Morgen bei 33,5 US-Cents je Pfund ein neues 30-Jahreshoch markiert.
Die Knappheit an Arabica-Bohnen und Anlegerinteresse an Kaffee treiben die Preise weiter nach oben: Mit über 225 US-Cents je Pfund ist wieder ein neues 13-Jahreshoch erreicht worden. Ebenso lässt die enge Versorgungslage bei Baumwolle den Preis wieder um den maximal möglichen Tagesbetrag steigen. Den am Freitag erzielten historisch höchsten Schlusskurs von gut 150 US-Cents je Pfund hat Baumwolle im heutigen Handel bereits hinter sich gelassen.
CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.