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IWF schließt Goldverkäufe ab

22.12.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Rohölmarkt wurden gestern abermals neue Hochs markiert: der Preis für den nächstfälligen Future bei WTI notiert erstmals seit Anfang Oktober 2008 über der Marke von 90 USD je Barrel; Brent notiert sogar bei 93,5 USD je Barrel. Spezifischer Auslöser war der Lagerbestandsbericht des American Petroleum Institute. Demzufolge sind die Roholvorräte in den USA in der Woche zum 17.12. kräftig um 5,8 Mio Barrel gefallen. Die deutlich gestiegenen Importe hätten eher für einen Lageraufbau gesprochen. Auch die Benzinvorräte sind nach API deutlich geschrumpft, wobei dieser Nachricht die gemäß Mastercard um 4% gegenüber dem Vorjahr gefallenen Umsätze an den Tankstellen gegenüberstehen.

Entsprechend lassen sich für die heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehenden "offiziellen" Lagerdaten des US-Energieministeriums kaum Rückschlüsse ziehen. Begünstigt wird der aktuelle Höhenflug durch die zum Jahresende üblicherweise sinkenden Handelvolumina, wodurch angesichts des positiven Marktsentiments neue Hochs in den kommenden Tagen nicht auszuschließen sind. Damit dürfte Rohöl auch das Jahr 2010 mit einem Plus abschließen. Derzeit notiert WTI 14% und Brent dagegen 20% höher als zu Jahresbeginn. Die Verteuerug von Rohöl fällt damit verglichen mit anderen Rohstoffen aber noch moderat aus. Bereits innerhalb der Energiesektors haben Kohle und Uran die Nase vorn, während der Preis für Gas der Sorte Henry Hub weit abgeschlagen ist (Grafik des Tages). Warum wir glauben, dass die Musik 2011 nicht am Rohölmarkt spielen wird, können Sie unserem heute Morgen verschickten "Rohstoffe kompakt Energie" entnehmen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis handelt wenig verändert bei 1.390 USD je Feinunze. In Euro gerechnet liegt der Preis nur noch etwa 10 EUR vom Allzeithoch entfernt. Die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern hält den Markt weiter in Atem, nachdem zwei Ratingagenturen eine mögliche Herabstufung der Kreditratings von Griechenland und Portugal angedeutet haben. Zudem könnte sich die Krise auf der koreanischen Halbinsel weiter verschärfen, nachdem Südkorea ein Militärmanöver an der Grenze zu Nordkorea angekündigt hat. Angesichts dieser Großwetterlage dürfte Gold als sicherer Hafen gefragt bleiben.

Wie der IWF mitteilt, ist das Verkaufsprogramm von insgesamt 403 Tonnen Gold abgeschlossen. Details zu den Verkäufen der restlichen 33 Tonnen liegen noch nicht vor. Die IWF-Goldverkäufe haben den Goldpreis nicht belastet, was als Zeichen von relativer Stärke zu sehen ist, zumal knapp die Hälfte der Verkäufe über den Markt erfolgt ist. Nach Angaben des weltgrößten Palladiumproduzenten Norilsk Nickel wird Russland im kommenden Jahr zum letzten Mal Palladium aus seinen staatlichen Reserven verkaufen. Dies könnte einem weiteren Preisanstieg bei Palladium entgegenstehen. Denn bislang hieß es noch, dass diese Quelle des Angebots schon 2011 versiegen könnte. Mit einem Anstieg um 85% gehört Palladium zu den Rohstoffen mit der besten Preisentwicklung in diesem Jahr.


Industriemetalle

Bei der Euphorie an den Metallmärkten sollte man nicht außer Acht lassen, dass die jetzige Versorgungssituation bei den meisten Metallen (noch) relativ entspannt ist. So sind die Bleibestände im LME-System nur 850 Tonnen bzw. 0,4% vom 15-Jahreshoch entfernt. Sogar beim Börsenliebling Kupfer sind die LME-Bestände mit 364 Tsd. Tonnen mittlerweile auf ein Sechswochenhoch gestiegen. Offensichtlich reagiert die Nachfrage doch auf die steigenden Preise. Auch das Angebot wird ausgeweitet.

Sogar in China ist die Produktion der meisten Metalle laut dem Statistikbüro auf Rekordniveau gestiegen. Dabei ist die Produktion von Kupfer in den ersten elf Monaten ggü. dem Vorjahr um 12,6% gestiegen, die von Blei um 9,2%, von Zink um 21,8%, von Aluminium um 22,6% und die Nickelproduktion sogar um 29,5%. Da aber China trotz der starken Produktionsausweitung bei den meisten Metallen ein Netto-Importeur bleibt und seine Importe zuletzt weiter zugenommen haben, dürften die Metallmärkte gut unterstützt bleiben. Der hohe Optimismus kann jedoch zu kurzfristigen Preiskorrekturen führen.

Die akute Energieknappheit in manchen Regionen Chinas wegen der Energiesparmaßnahmen sowie des Kälteeinbruchs dürfte noch anhalten und vor allem die Stahlproduktion beeinflussen. Den jüngsten Anstieg der Kohlebestände in den wichtigsten chinesischen Häfen führen wir nicht auf die geringere Nachfrage der Kraftwerke wegen der gestiegenen Kohlepreise, sondern auf die Transportprobleme zurück. Die Benchmarkpreise für Betonstahl an der SHFE sind seit dem Tief im Juli bereits um 30% gestiegen. Die geringere Verfügbarkeit und die höheren Preise für chinesische Exporte dürften auch die Weltstahlpreise unterstützen.


Agrarrohstoffe

Derzeit sieht es nicht so aus, als würde der bisherige ivorische Präsident Gbagbo seinen Posten freiwillig räumen, um seinem nach Ansicht internationaler Beobachter aus der Wahl als Sieger hervorgegangenen Konkurrenten Ouattara das Präsidentenamt zu überlassen. Die Gewaltausbrüche der letzten Tage schüren Sorgen vor einem erneuten Bürgerkrieg. Als Hauptanbauland von Kakao betrifft die Krise in der Elfenbeinküste auch den Kakaomarkt und hält den Preis je Tonne an der Börse in New York nahe der 3000 USD-Marke.

Die hohen Preise für die meisten Agrargüter führen dazu, dass die Landwirte die Intensität des Anbaus erhöhen. Daher erwartet die Internationale Vereinigung der Düngemittelindustrie IFA für 2010/11 einen Anstieg des weltweiten Düngemittelverbrauchs um fast 5% auf einen neuen Rekordwert von 171 Mio. Tonnen, für 2011/12 könnte der Zuwachs nochmals fast 4% betragen. Laut IFA wird vor allem die in den letzten Jahren aus Kostengründen reduzierte Gabe an Phosphat und Kalium nun nachgeholt, um die Böden wieder mit den für die Pflanzenqualität, Wachstum und Krankheitsresistenz wichtigen Nährstoffen anzureichern. Auch die Ausbringung des ertragsteigernden und in der Menge bedeutendsten Nährstoffes Stickstoff wird stark steigen. Nach Produkten erwartet die IFA vor allem Zuwächse bei Weizen, Mais und Zucker.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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