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Spuren einer Zeitenwende

12.01.2011  |  Frank Meyer
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Frank Meyer: Und dennoch hat man den Eindruck, die meisten Leute verstehen es nicht, ihnen ist es egal und es wird schon werden. Das sagt jedenfalls die Expertenschaft …

Dr. Bruno Bandulet: Es ist ja gar nicht kompliziert. Wenn so weiter gemacht wird und die Eurozone zur Transferunion auf deutsche Kosten wird, dann möchte ich mal sehen, was in fünf oder zehn Jahren allein an Rente noch ausgezahlt werden kann. Das zahlt doch jeder selbst. Nun, der Steuerzahler zahlt das immer. Er zahlt es auch, wenn versucht wird, diese Probleme weg zu inflationieren über die sogenannte Inflationsteuer. Oder wenn es direkte Beihilfen und Subventionen sind, zahlt er es über seine Einkommensteuer. Das allermindeste ist, dass man sich jeden Gedanken an Steuersenkungen in Deutschland abschminken kann.

Wir begeben uns auf einen langen Leidensweg. Im Grunde haben wir die Wahl zwischen einem Schrecken ohne Ende oder einem Ende mit Schrecken. Die Bundesregierung ist doch in einer Situation eines Mannes, der sich selbst das Grab gräbt. Was tut man da? Am besten, man hört auf zu graben.


Frank Meyer: Lassen Sie uns unser Interview mit dem gelben Metall fortsetzen. Im ersten Teil sagten Sie das Scheitern des Euro voraus. Gold scheint sich wieder als Wertspeicher für Erspartes durchzusetzen. Meinen Sie, man sollte aus dem Finanzsystem aussteigen?

Dr. Bruno Bandulet: Felix Zulauf hat vor einem halben Jahr gesagt, alles zu meiden, was mit dem Bankensystem zu tun hat. Machen Sie sich unabhängig. Zulauf neigt ja sonst nicht zur Dramatisierung. Ich schätze ihn sehr, weil er immer ausgewogen urteilt. Deshalb hat es mich überrascht, dass er so dramatisch gewarnt hat vor den Dingen, die möglicherweise kommen.

Nun ist das leichter gesagt als getan. Wenn ich in der Eurozone lebe, Geld verdiene und Geld ausgebe, komme ich um den Euro nicht herum. Was ich aber machen kann, ist, mein Portfolio wehrfähig zu machen. Damit meine ich, dass es auch den schlimmsten denkbaren Fall halbwegs unbeschadet übersteht. Da spielt Gold eine große Rolle, denn über diesen Weg komme ich aus dem ungedeckten Papiergeldsystem schlagartig heraus.


Frank Meyer: Aber es gibt doch gar nicht genug Gold für alle, sagen doch so viele Experten …

Dr. Bruno Bandulet: Naja. Ja. Und nein. (Lacht). Gold ist im Vergleich zu Silber, Platin und Palladium ein großer und liquider Markt. Man muss auch wissen, dass das meiste Gold beispielsweise in London als Buchgold und nicht als physisches Gold gehandelt wird. Dieses Buchgold, was nicht ohne Probleme ist, sorgt für Liquidität. Der Goldmarkt ist von daher viel viel größer als die 2.500 Tonnen, die jährlich produziert werden.

Wenn Sie es andererseits vergleichen mit den Papiergeldmengen, kann man auch zur Schlussfolgerung kommen, dass der Goldpreis zu niedrig ist. Die Frage, ob genug Gold da ist, hängt entscheidend davon ab, wie hoch der Preis ist.


Frank Meyer: Es gibt statistisch gesehen 25 Gramm Gold pro Erdenbürger, aber die wenigsten davon können sich etwas davon leisten …

Dr. Bruno Bandulet: Der Goldmarkt ist auch kein globales Phänomen. Wenn man sich die Länder nacheinander anschaut, gibt es gar nicht so viele, die am Goldmarkt teilnehmen. Die zwei größten Käufer sind China und Indien. China ist dabei, sich vor Indien zu schieben. Dann gibt es noch die USA, die Türkei, Saudi Arabien, Vietnam. In Deutschtand machten die Anlegerkäufe im letzten Quartal ca. 20 Tonnen aus. In Frankreich ist es minimal. Und in Japan gibt es Netto-Verkäufe. Afrika und Südamerika können Sie weitgehend vergessen. Sie spielen keine große Rolle am Goldmarkt. Der Goldmarkt reduziert sich dann doch auf relativ wenige Länder.


Frank Meyer: Wie sind die Flüsse des Goldes im Moment?

Dr. Bruno Bandulet: Der größere Teil geht nach Asien. Es war in der Geschichte immer schon so gewesen, dass das Gold dorthin fließt, wo das Geld ist.


Frank Meyer: Wie schätzen Sie das Verhalten der Zentralbanken ein. Sie treten als Verkäufer in diesem Jahr gar nicht mehr auf. Sind sie schon leer geräumt?

Dr. Bruno Bandulet: Wer soll schon viel verkaufen? Meiner Ansicht nach werden es die Amerikaner nicht machen. Sie werden das Gold als strategische Reserve behalten. Die Bundesbank, die die zweitgrößte Position offiziell hält, verkauft auch nichts. Das ist übrigens ein großer Verdienst von Herrn Zeitler und Herrn Weber, denn die Bundesbank musste sich ja jahrelang gegen den Druck aus Berlin (Bonn) wehren, an ihre Goldreserven zu gehen. Das war eine sehr weise Entscheidung. Als Weber damals ernannt wurde, hat er ein sehr interessantes Interview gegeben, in dem er sinngemäß gesagt hat: Täuschen Sie sich nicht. Ich habe eine andere Goldpolitik. Und dabei ist die Bundesbank auch geblieben.

Große Goldbesitzer sind noch Italien und Frankreich. Übrigens gemessen an den Devisenreserven hat ein Land fast alles in Gold. Raten Sie mal, welches das ist ...


Frank Meyer: Keine Ahnung! Vielleicht Vietnam?

Dr. Bruno Bandulet: Griechenland! Die Griechen sind gar nicht so dumm. Sicherlich dachten sie, dass sie mit den Schulden durchkommen. Aber allein der große Goldanteil zeigt, dass sie sich auch ihre Gedanken machen.


Frank Meyer: Bleiben wir noch bei der Bundesbank. Wenn man alles zusammen nimmt, was man an Spekulationen über das Gold hört, kann die Bundesbank doch eigentlich nichts verkaufen, weil sie gar nicht den Zugriff darauf hat. Oder ist das falsch?

Dr. Bruno Bandulet: Das ist nach wie vor ein Staatsgeheimnis. Man bekommt nichts heraus. Die Bundesregierung weigert sich trotz parlamentarischer Anfragen dazu etwas zu sagen. Das halte ich für einen ganz großen Skandal. Der Wert des Goldes liegt ja darin, dass es keine Forderung an einen Dritten darstellt. Man hat es für absolute Notfälle. Dafür aber muss man es im eigenen Besitz haben. Der allergrößte Teil des Bundesbankgoldes liegt in Manhattan im Keller der Federal Reserve Bank von New York. Übrigens liegt es nicht in Fort Knox, wie viele Leute glauben. In London ist auch einiges, aber ein kleinerer Teil. In Paris liegt noch etwas auch eine Kleinigkeit in Frankfurt. Ich war vielleicht einer der ersten, der auf diesen Misstand aufmerksam gemacht hat.


Frank Meyer: Das klingt ja so, als hätten Sie das Gold in New York schon mal gesehen ...

Dr. Bruno Bandulet: Nein. Der "Stern" hat mal eine sehr gute Geschichte gebracht über das deutsche Gold. Der Reporter des "Stern" wurde auch in den Keller geführt und hat das fotografiert. Ob die ganze Menge da war, weiß ich nicht. Immerhin gab es aber Fotos.


Frank Meyer: Die Geschichte des Goldes war in den letzten Jahrzehnten von einer Entmonetisierung bestimmt. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Preis nun vervierfacht. Sehen wir eine Umkehrung des Weges hinein in eine Phase der Monetisierung?

Dr. Bruno Bandulet: Was wir jetzt seit zehn Jahres erleben, ist die Verschiebung des Goldes aus den staatlichen Reserven in private Hände, denn alles, was Notenbanken im Laufe der Zeit verkauft haben, ist ja in private Hände gewandert. Das ist im Prinzip keine schlechte Sache. Abgesehen davon stellt man schon fest, dass Notenbanken Gold als wichtige und wertvolle Reserve ansehen. Das hat sich wirklich geändert. Auch bei ihnen ist der Appetit mit dem Essen gekommen. Erinnern wir uns, sie haben Gold in Mengen zu Tiefstpreisen verkauft.




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