Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Spuren einer Zeitenwende

12.01.2011  |  Frank Meyer
- Seite 5 -
Frank Meyer: Kommen wir zu Ihrem Spezialthema Südafrika. Ein erfahrener Trader sagte neulich, es gibt keinen richtigen Sprung bei den großen Goldminenindizes, wenn nicht auch die südafrikanischen Minen mit anspringen. Im Moment sieht man einen Ausbruch. Ist das ein hinreichendes Indiz?

Dr. Bruno Bandulet: Als Goldproduzent ist Südafrika bei weitem nicht mehr so wichtig wie in den 70er Jahren. Südafrika hat früher mal jährlich 1.000 Tonnen gefördert. Nein, die Goldindustrie in Südafrika ist bei weitem nicht mehr so wichtig. Aber der Punkt ist trotzdem aus einem anderen Grund interessant. Wenn ich mir den Amex Gold Bugs (HUI) oder den XAU anschaue, schaue ich auch nach den schwächeren Indexbestandteilen. Wenn die auch anfangen zu laufen, ist es im Prinzip ein gutes Zeichen für den gesamten Markt. In der Endphase einer Hausse hebt die Flut alle Boote.

Es gab in den letzten Jahren gegenüber den südafrikanischen Produzenten einiges einzuwenden - und zwar aus guten Gründen: Bei AngloGold war es das riesige Hedgebook, was für das Unternehmen sehr lästig war. Das haben die aber los. AngloGold ist keine schlechte Firma.

Wenn Sie Goldfields anschauen, die sind übrigens sehr gut geführt. Ich kenne das Management. Das sind wirklich sehr gute Leute. Die hatten viele Probleme mit der South Deep Mine, die sie von Barrick Gold übernommen haben. Barrick hat nichts gemacht und die Dinge schleifen lassen. Diese South Deep ist die größte Goldmine der Welt mit riesigen Reserven, aber sie haben sehr viel Kapitalbedarf.

Und dann sehe ich in Südafrika, dass sich die allgemeinen Verhältnisse verschlechtern. Schauen Sie nur auf die unglaubliche Kriminalität. Gold Fields ist aus dem Zentrum mit der Hauptverwaltung in einen Vorort von Johannesburg gezogen, weil sie ihres Lebens dort nicht mehr sicher waren. In Südafrika ist Folgendes passiert: Nachdem der ANC die Macht übernommen hat, haben er in den Schlüsselpositionen in den Unternehmen die eingespielten Führungskräfte zum Teil entlassen und dafür unfähige Leute hingesetzt. Seitdem bricht die Stromversorgung zusammen, ein großes Problem für die Minen. Dann kommt in Südafrika die Forderung der Jugendorganisation des ANC hinzu, die Minen zu verstaatlichen.

Nun muss man dazu sagen, dass das in den USA oder Europa ernster genommen wird als in Südafrika. In Südafrika geht man davon aus, dass sie sich mit ihrer Forderung nicht durchsetzen werden. Zudem beobachte ich in eine zunehmende Verschlechterung der Lebensqualität und auch des geschäftlichen Umfeldes, so dass ich dort langfristig nicht investieren würde. Besonders muss man aufpassen, wenn man Rand-Anleihen hat. Das war eine Zeit lang ein sehr schönes Geschäft, aber den Rand erwischt es gerade wieder. Ein schwacher Rand wäre aber gut für die dortigen Goldaktien, denn für die ist ja der Goldpreis in Rand maßgebend. Sobald der Rand gegenüber dem Dollar schwach wird und der Goldpreis gleichzeitig hoch bleibt, verdienen sie richtig Geld. Momentan sind sie Minen in einer Phase, wo sie ganz interessant sind, zumindest für eine gewisse Zeit - nicht für eine ganz langfristige Anlage.


Frank Meyer: Welche Anlagestrategie, welche Länder bevorzugen Sie im Moment? Sollte man eher auf die großen Unternehmen setzen oder auf die Kleinen?

Dr. Bruno Bandulet: Bei den Explorern sehe ich schon einige Erscheinungen der Überhitzung. Da muss man aufpassen und auch mit Stopps arbeiten. Es gibt Unternehmen, die haben gigantische Vorkommen, werden aber auf lange Sicht nicht produzieren können, weil die Vorkommen zu weit weg liegen oder zu teuer sind. Diese Unternehmen sind eine typische Option auf den Goldpreis. Da kauft man nicht die Fähigkeit zu produzieren und Gewinne zu machen, sondern man kauft nur noch die Option auf Gold im Boden, was mit Sicherheit in den nächsten fünf Jahren nicht gefördert wird. Das ist eine Spielerei. Das kann man machen, muss sich aber bewusst sein, was man macht. Damit kann man sehr viel Geld verdienen, vor allem aber auch verlieren. Beides. Wenn der Markt mal dreht, fallen die kleinen Werte so schnell. Man darf auch nicht vergessen, dass es ein paar tausend von diesen Titeln in Nordamerika oder Australien gibt. Allein die Auswahl zu treffen, ist für den Laien extrem schwierig. Deshalb sollte man die soliden Produzenten derzeit bevorzugen. Zudem ist da am meisten Nachholbedarf vorhanden.


Frank Meyer: Woran machen Sie das fest?

Dr. Bruno Bandulet: Fundamental gesehen muss man sich fragen, wie man einen Explorer bewerten soll. Da gibt es wenige Maßstäbe. Aber wenn ich mir die nordamerikanischen Produzenten anschaue, man glaubt es kaum, die sind gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis 2011 oder auch vom Cash-Flow so billig wie vor zehn Jahren. Das ist unglaublich. Auch das Verhältnis Marktkapitalisierung zu Buchwert sind sie, obwohl die Kurse anscheinend schon hoch sind, aus fundamentaler Sicht noch sehr günstig.

Die Produzenten wurden bisher auch zugunsten dieser ETF`s vernachlässigt. In den ETF`s liegen ja inzwischen über 2.000 Tonnen Gold. Das scheint aber etwas abzuflauen. Man bedenke auch, wenn Sie einen ETF haben, wird Ihr Gold ja jedes Jahr etwas weniger. Bei guten Goldminengesellschaften sind die Chancen, dass es mehr wird und Sie eine Dividende erhalten höher. Viele Unternehmen fangen auch an, die Dividenden zu erhöhen. Newmont und Barrick haben ordentlich erhöht.

Um es zusammenzufassen, sind die größeren und mittleren Goldproduzenten nicht überbewertet. Und es gibt auch einige, die einen Nachholbedarf haben. Schauen Sie mal auf die Yamana Gold mit den Goldminen in Brasilien. Die hängen hinterher, obwohl sie ordentliches Wachstum haben und auch viel Kupfer hat, was ja auch nicht zu verachten ist. Wahrscheinlich hat auch Kinross Gold Nachholbedarf mit dieser riesigen gekauften Goldmine in Mauretanien. Barrick Gold ist eher auch ein defensives Investment. Die sind noch nicht mal auf neue Allzeithochs ausgebrochen.


Frank Meyer: Welche Kardinalfehler kann ein Anleger im Goldsektor begehen?

Dr. Bruno Bandulet: Der Hauptfehler, den ich beobachte, ist, dass Leute irgendeinen Goldminentipp aus dem Internet oder per Mail und FAX von irgendwelchen Gratis-Diensten bekommen und dann etwas kaufen, was sie gar nicht kennen. Da ist viel Promotion im Markt drin. Ich habe mir das mal in Vancouver angeschaut. Da gibt es viele Firmen, die gar kein Gold finden oder produzieren wollen. Die wollen nur Kapital aufnehmen. Und dann wird Promotion gemacht. Das ist nur ein Spiel mit steigenden Kursen und sonst nix. Es gilt für alle Investments, dass man nur kaufen soll, was man wirklich auch wirklich versteht. Bedenken Sie zudem, der Kern einer strategischen Position ist wirklich physisches Gold. Darauf kann man dann auch Gold- und Silberaktien setzen.


Frank Meyer: Was finden Sie besser? Gold oder Silber?

Dr. Bruno Bandulet: Das kann man so gar nicht beantworten, weil es zwei völlig verschiedene Investments sind. Silber ist eine viel riskantere und volatilere Anlage als Gold. Dazu braucht man sich nur die Preishistorie anschauen. 1980 stand Silber beispielsweise bei 50 USD. Man kann mit Silber viel mehr falsch machen. Wenn sich nächstes Jahr, was fast normal wäre, ein mittelfristiges Top herausbildet, vielleicht im ersten Halbjahr, wird Silber mehr verlieren als Gold. Wer damit leben kann? Ich würde Silber mehr als Spekulation ansehen und Gold als Basisinvestment. Gold ist eine Alternativwährung. Das ist Silber aber nicht.


Frank Meyer: … war es aber früher mal ...

Dr. Bruno Bandulet: Ja, das kommt aber nicht mehr. Da bin ich absolut sicher.


Frank Meyer: Nehmen wir an, Sie behalten recht und die Edelmetalle zeigen im kommenden Frühjahr ein mittelfristiges Hoch. Sollte man seine Bestände verkaufen oder absichern? Vielleicht mit Optionsscheinen oder Optionen?

Dr. Bruno Bandulet: Ja, das kann man sich schon überlegen. Die eleganteste und seriöseste Möglichkeit ist, wenn Sie Gold auf dem Konto haben, also auf einem Metallkonto oder auch im Depot. Leider bieten das viele deutsche Banken nicht an. Dann können Sie das Gold mit Put-Optionen absichern oder mit einem Terminverkauf. Das ist dann kein nackter Short, wie man sagt, also kein wirklicher Leerverkauf, sondern nur eine Absicherung. Oder aber man reduziert nur seine taktische Position. Das kann man auch machen.


© Frank Meyer



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"